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Reisetagebuch

5/16/2003   Aegypten / Suez

Festland

Wir verfahren uns und leiden Durst, erreichen den Tunnel unter dem Kanal von Suez

(Harald und Renata) Um sechs Uhr stehen wir auf, packen zusammen. Der ruhige, zurueckhaltende Mann von der Baumschule bringt uns einen letzten Tee zum Fruehstueck. Es ist wolkig und windig. Der Sand unter unseren Fuessen ist kuehl und weich, aber ich habe mir am Vorabend einen Ast in die Sohle getreten und die Wunde blutete. Wir haben sie ausgewaschen und mit Pflaster ueberklebt, denn wir wollen heute Suez erreichen.

Wir schenken dem Mann meinen Parka und die Decke- beides ist in der Hitze kaum noch zu gebrauchen und auf die Bequemlichkeiten der Decke muessen wir halt verzichten, um Gewicht zu reduzieren.

Der Mann zieht den Parka gleich an, trotz Waerme, sichtlich erfreut ueber das Geschenk.

Es wird schnell heiss. Die Landschaft bleibt oed, rechts stehen kleine Buesche in der Wueste, ansonsten ist es kahl.

Wir passieren Dyun Musa. Das uns angebotene Wasser ist zu teuer, aber als wir weiterfahren, bereuen wir unseren Entschluss, das bisschen mehr Geld nicht ausgegeben zu haben.

In Port Taufig wollen wir Wasser kaufen, aber unsere Karte fuehrt uns in die Irre und an der Stadt vorbei. Dann versuchen wir eine Abkuerzung durch die Wueste,bleiben aber nach einem Kilometer stecken. Und das in der Mittagshitze, bei ca. 36 Grad im Schatten- den wir nicht haben. Und wir haben kein Wasser mehr.

Jetzt heisst es sich quaelen. Notfalls kann man ein Auto anhalten, aber so weit sind wir noch nicht.

Rechts der Strasse stehen tiefe Oellachen, offensichtlich von Oelwechseln der LKWs. Wir aergern uns oft ueber die brutale Umweltzerstoerung, die mit staatlicher Duldung geschieht.

Bei El Shatt machen wir an einer Kreuzung unsere Mittagshitzenpause. Ein grosser Moppel verpestet die Luft mit Dieselabgasen, die Abfaelle des Restaurants werden direkt neben der Terrasse ueber die Mauer geworfen. Dementsprechend stinkt es und alles ist voller Fliegen. Drinnen rauchen die Maenner Wasserpfeife und sehen einen der uralten Fernsehfilme, in denen die Frauen nur zwei Rollen haben: Die der jungen Schoenen, die dem Helden verfallen sind und die der alten, hysterisch kreischenden, die Boeses im Schilde fuehren. Der Ton ist uebersteuert, ein Phaenomen, dass wir seit der Tuerkei kennen. Warum man dieses blecherne Laermen so gut findet, bleibt unklar.

Um 15.30 Uhr fahren wir weiter, die Sonne brennt uns auf dem Ruecken, die Huete schieben wir in den Nacken. Die Entfernungsangaben der Strassenschilder sind abenteuerlich und bestenfalls ein Anhalt. Ein wenig Rueckenwind hilft uns, dann geht es links ab Richtung Tunnel, Gegenwind, schieben.

Ein Fahrer wendet unseretwegen extra, bietet Wasser an, hebt anerkennend den Daumen. Und dann, endlich, der Tunnel! Polizeikontrollen. Der Mann mit den drei roten Streifen ist Chef hier, erkennbar an seiner Leibesfuelle und der Einzige, der Englisch spricht. Unseren japanischen Freund Akihide hat man nicht durch den Tunnel fahren lassen- das wollen wir aber versuchen. Also lehnen wir das Angebot, einen Transport in Anspruch zu nehmen, ab. Und ohne langes Zoegern laesst man uns fahren- Hurra!

Der Tunnel ist 1900 Meter lang, gelb beleuchtet, aber nur zweispurig und eng. Schubweise kommen von beiden Seiten Fahrzeugkolonnen durch, so vermeidet man das Risiko von Unfaellen. Da die Autos uns nicht passieren koennen, muessen wir wiederholt auf die Gegenfahrbahn ausweichen. Mit 40 km/h geht es abwaerts, schiebend aufwaerts.

Auf der anderen Seite kann man den Kanal leider nicht sehen. Wir sind auf afrikanischem festland.

Wir machen Pause an einer modernen Tankstelle, auch Kari geniesst die Klimaanlage sichtlich. Es sind unsere letzten Tage gemeinsam auf der Strasse, denn von Kairo aus fliegt Kari in ihr neues Zuhause.

Weiter gehts Richtung Suez, links ab, nach Sueden. Kurz vor Suez sehen wir rechts der Strasse das Schild einer Rohrleitungsbaufirma: "Egyptian-German". Ein Rollerfahrer haelt, ebenfalls ein Freund der Deutschen, bietet er uns sogar zweimal Geld an. Er ruft fuer uns per Handy die Telefonnummer am Tor an. Am Telefon habe ich einen Mann, der deutsch spricht und 15 Minuten spaeter mit einem Begleiter erscheint. Er heisst Said,56, hat 30 Jahre vor allem in Braunschweig gelebt und sich vor drei Jahren hier selbstaendig gemacht. Er zeigt uns stolz seine blitzblanke Firma voller Maschinen und laedt uns ein, hier im Wachraum zu uebernachten.

Said kauft uns Brot und Kaese ein und wir trinken Tee. Der Hof wird von Jimmy bewacht, einem Schaeferhundmischling, der sich bald in Kari verliebt, die ihm dafuer die gekochten Huehnerbeine verfrisst.

Wir koennen duschen und wollen spaeter im Wachraum schlafen, aber alsbald sind wir mit Mueckenstichen uebersaet und schlagen unser Zelt in der Werkhalle auf. Aber Jimmy bellt die ganze Zeit, unertraeglich, Kari stimmt ein. Also ziehen wir noch einmal um, diesmal aufs Dach des Wachhauses. Aber hier belagert uns Jimmy ebenfalls die ganze Nacht und der Laerm vom Strassenverkehr stoert ausserdem.

Es ist der Tag der Anschlaege in Casablanca mit 32 Toten- wie immer erreichen uns diese Nachrichten erst spaeter.

geschrieben am 24.5. in Kairo


 

 

 

 

 

 


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