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Reisetagebuch

5/17/2003   Aegypten / Suez

Said

Wir legen einen Tag Pause ein

(Harald und Renata) Wir koennen hier von Hand waschen und im sonnigen Wind ist alles rasch trocken. Als Said kommt, sind wir abmarschbereit. Wir wollen nach Suez, ins Netcafe und am Abend bereits weiterfahren Richtung Kairo.

Said hat einen Helfer, Machmuhd, 22 Jahre alt, ein sympatischer, froehlicher Bursche, der uns hilft, wo er kann. Gemeinsam sitzen wir im Schatten, reden ueber Politik und das Geschaeft. Said ist enttaescht vom Verlauf seiner Firmentaetigkeit und ueberaus veraergert ueber die hiesigen Zustaende: "Alles immer schmieren!" schimpft er, ueber die Backschisch-Mentalitaet. Alles laufe ueber Vetternwirtschaft, mit seiner deutschen Korrektheit kaeme er hier nicht weit.

Wir reden ueber Politik. Said sagt, fuer die Aegypter sei Hitler ein grosser Mann und die Deutschen seien hier hochwillkommen. Letztlich lassen uns ueberreden, einen Tag zu bleiben. Said faehrt uns mittags in ein Netcafe in Suez und wir gehen nebenan Eisessen und genehmigen uns Shoarma, so etwas wie Doener. Dann holt er uns wieder ab und faehrt uns in die Firma. Seine Schwester hat fuer alle gekocht. Auf einer Holzpritsche mit Teppich wird gebratener Hering, werden Tomaten mit Knoblauch, Zwiebeln etc. serviert. Wir essen, bis der Bauch sich woelbt.

Abends fahre ich mit Machmuhd, dem Neffen von Said, mit dem Fahrrad nach Suez zum Einkaufen. Er zeigt mir sein Zuhause, ein Haus, dessen Bewohnbarkeit man in Deutschland anzweifeln wuerde. In einem Geschaeft nebenan unterhalte ich mich mit seinen Freunden. Hier werden goldfarbene Rahmen um Koransprueche und Bilder von Mekka und Medina gebaut.

Man ist schnell bei der Politik, Hitler sei ein guter Mann. Ich winke wieder mal ab: Der Mann ist 60 Jahre tot und ich mag ihn nicht. Und heute seien wir stolz auf die jetzige Aussenpolitik.

Man hasse Amerika, die Englaender und die Juden. Alle! betont der Mann Anfang Zwanzig. Selbst sein kleiner Bruder- er schiebt den Zweijaehrigen vor sich- hasse Scharon und Powell. Brav brabbelt der Knirps irgendwas von "...hate Colin Powell" und sein Bruder fragt;"Why does a young child say something like this?" Fuer wie einfaeltig halten mich diese Leute eigentlich? Ich versuche ein kurzes Statement zum Thema "Frieden" und "Verstaendnis" und "Respekt", aber was wird davon haengen bleiben? Diese staendige Praesenz von Hass, die geschlossene Einigkeit von Jung und Alt gegen Amerika, England, Israel ist gefaehrlich, bietet sie doch Moeglichkeit, die Massen jederzeit fuer einen neuen Krieg zu mobilisieren. Und die offenkundige Sympatie fuer Bin Laden zeigt auch, mit wieviel Bewunderung derjenige rechnen kann, der sich gewaltsam gegen diese vermeintlichen Feinde wendet. Ich sage noch, dass es auch andere Probleme, ausser das der Palaestinenser gaebe, aber auch das verhallt eher ungehoert.

Wir essen ein Eis zusammen und spaet bin ich bei Renata und wir bauen diesmal das Zelt auf dem Dach des Firmengebaeudes auf.

geschrieben am 24.5. in Kairo


 

 

 

 

 


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