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Reisetagebuch

5/31/2003   Aegypten / Kairo

El-Qahira

Nomen est Omen

(Harald und Renata) Der Planet Mars hat seit jeher das Attribut des kriegerischen. Arabisch heisst er "El-Qahir" und die Namensgebung stammt aus der Zeit der schiitischen Fatimiden aus Tunesien (etwa um das Jahr 1000 n.C.), die die Stadt gruendeten. Im 15. Jahrhundert berichteten italienische Reisende von der Stadt und verballhornten den Namen in "Kairo". Durch Zusatz des Buchstaben "a" wird aus dem Namen "EL-Quahira", was "die Siegreiche" bedeutet. Keine schlechte Wahl fuer eine Metropole mit einer tausendjaehrigen Geschichte.

Kairo zaehlt heute etwa 20 Millionen Einwohner, eindeutig die groesste Stadt, die wir je gesehen haben. Sie ist das Tor zu Afrika, DIE Hauptstadt in Nordafrika, neben der sich Hauptstaedte wie Rabat, Algier, Tunis, Tripoli oder Khartum geradezu klein ausnehmen.

Im Hotelflur treffe ich nochmal den religioesen, baertigen Aegypter, der heute nacht nach Deutschland fliegen wird. Sein Reden ist voller Floskeln, die Bezug auf seine tiefe Gottergebenheit nehmen. Er sagt nicht:"Ich fliege heute", sondern "ich fliege heute, In scha Allah!"(Inschalla gesprochen), d.h. ...,"so Gott will". Und auch:"El-Ham-du-li-llah(Hamdulila gespr.), "Gott sei Dank".

Angesichts des Verkehrschaos in der Stadt kann auch der Reisende, der sich z.B. im Taxi fortbewegen will und dann im Stau steckenbleibt, nur eines geruetteten Masses an Ergebenheit in das Unabaenderliche befleissigen:"Es-sabr-gamil"- die Geduld ist schoen! Und auch der Smog, der Laerm u.ae. machen eine solche Haltung unabdingbar.

Eine Taxifahrt durch die Stadt gleicht einer Fahrt mit dem Autoscooter ohne Anstossen. Man braucht starke Nerven, wenn der Fahrer Fussgaenger scheinbar aufs Korn nimmt, ohne die Chance zu haben, rechtzeitig zu bremsen, sollte der arme Strassenueberquerer stolpern. Oder wenn sich Karosserien bis auf Zentimeter naehern. Hier wird gnadenlos geschnitten, verdraengt, durchgehupt, gerast und zugeparkt. Letzteres gipfelt dann in dem Kuriosum, dass man als Fussgaenger auf dem Buergersteig an Strassenecken umkehren muss, will man nicht ueber Motorhauben klettern, weil die Wagen lueckenlos ueber Eck stehen und jegliches Durchkommen unmoeglich machen.

Geparkt wird vielerorts stossstangendicht. Gegen kleines Geld passen da Werkstattangestellte auf, dass jeder dennoch herauskommt. Die Autoschluessel sind hinterlegt, die Wagen werden von Hand verschoben, bis ein Herausfahren moeglich ist. Wo allzu dreiste Fahrer blockieren, verpasst die Traffic-Police ihnen eine Parkkralle, oder schleppt sie ab. An den zentralen Strassen gibt es Blockierstaebe, die vor den Parkbuchten in den Boden eingelassen sind. Dem Chaos begegnet die Stadtverwaltung mit einem ueberall und stets praesenten Polizeiaufgebot.

Am Abend sehe ich, wie eine Gruppe von Polizisten in Zivil und Uniform sich um eine alte, aengstlich-boese schreiende Frau schart, die sich auf die Strasse gesetzt hat. Weil sie nicht aufsteht, packen mehrere Beamte sie und stopfen sie foermlich in den offenen Wagen. Und weil sie dort weiterjammert, verpasst ein in zivil gekleideter Beamter ihr ein paar kraeftige Boxhiebe auf den Oberarm, was das Geschreie nur noch vergroessert. Zimperlich ist man hier nicht.

Innerlich steigt bei uns die Anspannung, weil wir wissen, dass Kari uns bald verlassen wird. In solchen Momenten wird einem klar, dass der Hund es besser hat, weil er durch nichts dazu zu bringen ist, sich Sorgen zu machen.

geschrieben am 6.6. in Kairo


 

 

 

 

 


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