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Reisetagebuch

6/3/2003   Aegypten / Kairo

Stundenpoker um Karis Abreise

Eine durchwachte Nacht, ein verschlafener Tag

(Harald und Renata) Um 11.15 Uhr soll das Flugzeug abheben und schon um 00.30 Uhr sind wir am Flughafen. Der Flug kostet nicht nur das Dreifache eines Personenfluges, sondern braucht auch eine mehr als fuenffache Vorbereitungszeit.

Man prueft, ob Kari im Haenger stehen und sich drehen kann. Dann wird 2x gewogen, wobei Kari erst neben dem Haenger steht und dann nochmals in denselben krabbeln muss. Mein Einwand, dass der Hund auf der ca. 3x4 Meter grossen Waage auch daneben stehen kann, weil das keinen Unterschied beim Gewicht macht, bleibt gehoert und unbeachtet. Gespannt schaut man auf die Waage: Immer noch 53 kg!

Dann soll der Hund um 2 Uhr bereits durch den Zoll und somit aus dem Haenger nicht mehr heraus koennen. Inclusive der Flugzeit von etwa fuenf Stunden und einer Auscheckzeit von einer Stunde waeren das dann 15 Stunden. Das kommt natuerlich nicht in die Tuete und das sagen wir auch. Jetzt beginnt ein Zeitpoker. Vielleicht vier Uhr? Freundlich, aber bestimmt lehnen wir ab. Alle Formalitaeten sind erledigt, wozu also diese Eile? Hinter der Zolllinie koennen wir den Hund nicht mehr sehen und betreuen. Also leisten wir die ganze Nacht Widerstand, immer wieder gehen wir mit Kari auf dem Gelaende spazieren, tollen mit ihr herum, damit sie moeglichst muede wird.

Ein Tierarzt muss Kari nochmals sehen- wozu? Wir haben bereits ein Zertifikat? Aber keines von der Regierung, von diesem Doktor hier! Und wir sollen nochmals 81 Pfund zahlen. Nicht mit mir, Freunde. Als man meine Veraergerung und feste Haltung bemerkt und gruendlich diskutiert hat, brauchen wir den Betrag nicht zu zahlen. Wozu, um alles in der Welt, hat uns der Mann vom Reisebuero eigentlich aufgefordert, ein Gesundheitszeugnis vorab zu besorgen?

Um 6 Uhr bricht der Morgen an und uns ist das Herz schwer. Kari ahnt nichts, wir geben uns Muehe, den Hund nichts merken zu lassen. Renata hat in einer Apotheke ein Beruhigungsmittel gekauft und wir geben dem Hund jetzt eine halbe Pille, die in anderthalb Stunden wirken soll. Die Wirkung haelt etwa vier Stunden an, hat man uns gesagt. Ob sie wirkt, werden wir nie erfahren.

Um 8.30 Uhr nutzt aller Widerstand nichts mehr, die Leute wollen das Buero schliessen und nach Hause, Hund hin oder her. Ein drittes Mal wird alles gewogen und ausgemessen, weil die Crew gewechselt hat. Jetzt zahlen wir nicht mehr fuer tatsaechliche 53 kg., sondern fuer festgelegte 90 kg Gewicht, weil die Groesse des Transportgutes dies angeblich so vorgibt. Das hebt den Flugpreis gewaltig an- Halsabschneider! Jetzt ist es zu spaet, irgendwetwas zu aendern und alles Zetern hilft nichts. Unser Geld ist schon bezahlt und alles fuer die Abholung in Deutschland arrangiert.

Dann geht alles ganz schnell, ein letztes Streicheln, Renata macht den Schluss, ein Gabelstapler hebt die Kiste an, hoffentlich kippen die den nicht um, denken wir noch, dann entschwindet Kari, Gott-sei-Dank stumm, unseren Blicken. Wir wollen hinterher, aber die Zollbeamten sind nicht zu erweichen.

Als wir den Restbetrag zu zahlen haben, ziehe ich der Firma die erste Tierarztrechnung samt Taxikosten ab. Den verlorenen Tag koennen sie eh nicht ersetzen.

Es bleibt nur der Heimweg. Der Bueroleiter nimmt uns mit in die Stadt und wir sinken todmuede und -traurig auf die Matratzen, waehrend durch die Jalousien das Sonnenlicht scheint und auf der Strasse die Gasflaschenverkaeufer auf die Flaschen schlagen, um auf sich aufmerksam zu machen.

Wir werden unseren Hund nun viele Monate lang nicht mehr sehen. Ob er uns danach noch wiedererkennt?

Am Nachmittag erfahren wir die erleichternde Nachricht: Kari ist wohlbehalten in Duesseldorf angekommen, wenn auch verspaetet, mit haengenden Ohren.

Und am Abend heisst es, sie habe auf die niederrheinischen Kuehe und Kaninchen sehr lebhaft reagiert.

Wir haben es hinter uns- jedenfalls organisatorisch.

geschrieben am 6.6. in Kairo


 

 

 

 

 

 

 

 


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