6/4/2003 Aegypten / Kairo
Im Aegyptischen Museum / 2. Teil
Teil 2
(Harald und Renata) Fuer die Statuen wurden verschiedenste Steinarten verwendet: Granit, Marmor, Alabaster und Basalt, aber auch Holz, Elfenbein und Lehm. Bemerkenswert sind auch Abbilder von Maennern mit Buckel, einem Wasserkopf, oder dicken Baeuchen (5.Dyn.), die somit nicht den ueblichen Vorstellungen von repraesentativer Schoenheit entsprechen. In einem der Nebenraeume steht in einem Glaskasten die lebensgrosse Statue des Ka-aper, ganz aus Holz, einem in Aegypten sehr raren und daher kostbaren Material. Wahrscheinlich stellt sie einen Priester dar. Die Augen des beleibten Mannes sind mit Kupfer umrandet, die Augen selbst aus Alabaster und Bergkristall, der Mund scheint zu laecheln. Man verzeihe mir den Enthusiasmus, aber die Statue wirkt so unglaublich echt, dass man sich neben der Figur nicht mehr unbefangen und alleine im Raum fuehlt. Vergleicht man diese Praesenz mit Abbilder, z.B. aus dem Mittelalter in Europa, so wird der Entwicklungsstand der aegyptischen Hochkultur zu Zeit der 5. Dynastie (ca. 2400 v.C.) umso deutlicher. Perfekt: die Statue des Chefren aus schwarz-weiss geaedertem Diorit. Im Nacken des Pharao breitet ein Falke seine Schwingen aus. Die lebensgrosse Statue des Pharao Pepi I ist ganz aus Kupfer gegossen und auch seine Augen aus Obsidian und Quarz wirken wie echt. Neben aus Gips gegossenen Totenmasken fuehrt der Rundgang in den Raum des Cheops. Vom Erbauer einer der grossen Pyramiden ist nur eine einzige, etwa 7 cm grosse Elfenbeinstatue erhalten. Und man findet auch Nofret, Frau des Rahotep (14.Dyn.). Die Figuren sind aus Kalkstein geschlagen und wunderschoen bemalt. Die Statuen und Bilder fanden sich zumeist in den Graebern, die noch nicht ausgeraubt waren. Da man seinerzeit glaubte, dass die Toten in einem Totenreich wieder auferstehen wuerden und dies auch koerperlich, gab man bei der Bestattung den Leichen alles mit "auf den Weg", was sie im jenseitigen Reich wieder brauchen wuerden: Neben einem mumifizierten Koerper in schuetzenden Saergen auch Schmuck, Kleidung, beschuetzende Statuen der Gottheiten, Dienerstatuen (es wurden auch schon mal lebende Gemahlinnen, Diener und Priester mit beerdigt) Moebel, Fuhrwerke etc. So hatte der Tote bei der Wiederauferstehung alles wie gewohnt zur Verfuegung. Dieser Totenkult rief ueber die Jahrtausende Grabraeuber auf den Plan, die sich sehr gewitzt all der Kostbarkeiten zu ermaechtigen wussten. Aus dem "Tal der Koenige", in dem die meisten Pharaonen bestattet wurden, ist bisher nur ein einziges Grab (das kleinste zudem!) unbeschaedigt entdeckt worden: das des Tutanchamun. Seine Totenmaske, sein Sarkopharg, Schmuck etc. sind weltberuehmt. Die Mumie des jungen Pharao ruht bis heute in ihrem Granitsarg. Der Schmuck, der Glanz des Goldes, die perfekte Bearbeitung der Totenmaske verschlagen dem Kunstbegeisterten die Sprache. Die Pharaonen trugen zweierlei Kronen, gleichsam hohen Hueten: die weisse, ovale Krone des oberen Aegypten und die rote, zylindrische als Symbol fuer das Delta und den Unterlauf des Flusses. Die Malereien in den Steinsaergen, Grabkammern und auf den Sockeln der Statuen sind bunt und gut erhalten. Sie sind voller Symbole fuer Macht und die grossen Taten der Herrscher. Gaense, Moewen, Enten sind zu sehen, fein beobachtet hat der Maler die Tiere und wirklichkeitsgetreuer wiedergegeben, als maches Tierbuch des vorletzten Jahrhunderts. Immer wieder sieht man Bilder der etwa 600 verschiedenen Gottheiten- allein diese Zahl macht eine Uebersicht hierueber unmoeglich. Am bekanntesten sind Isis, Osiris, Seth, Horus, Hathor, Amun, Re (oder Ra) genannt und Anubis. Und eine Schrift kannten die "Alten Aegypter" auch: Die sog. Hyroglyphen, die erst durch eine Tafel mit gleichzeitig mitgelieferter, dazugeschriebener Uebersetzung entziffert werden konnten. Die Sphinxen, Statuen mit Pharaonenkopf und Loewenkoerpern, stellten Sinnbilder der Macht dar. Tieren gestehen wir ja bis heute Symbolhaftigkeit zu, nicht anders als vor tausenden von Jahren: Der Eule die Weisheit, dem Loewen und dem Adler Macht und Kraft und auch Pflanzen stehen fuer Symbole: Blumen fuer Schoenheit, Rosen fuer die Liebe etc. Fuer die fruehen Aegypter war der Lotus DIE Blume. Briefe schrieb man sich damals auch schon. Zunaechst auf Stein- oder Tonfaefelchen, dann auf dem ersten Papier der Welt, dem Papyrus. geschrieben am 17.6. in Kairo
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