6/7/2003 Aegypten / Kairo
Nickerchen in der Moschee
Besuch der Moscheen an der Zitadelle
(Harald und Renata) Mit dem Taxi gehts Richtung Zitadelle, an deren Fuss zwei grosse Moscheen stehen, deren Minarette die Altstadt ueberragen. Die ausserlich besser erhaltene ist kurioserweise die aeltere: Die Sultan-Hassan-Moschee. Waehrend der mamelukischen Herrschaft (wir erinnern uns: Mameluken=Soldatenkaste aus ehemaligen Militaersklaven) um 1360 erbaut. Der einstmals helle Sandstein ist jetzt russig-braun. Weil von den urspreunglich vier, achzig Meter hoch geplanten Minaretten das Zweite beim Bau einstuerzte und hunderte Menschen unter sich begrub, beliess man es beim ersten. Es ist eine sog. Madrasa-Moschee, eine Bauform, die Lehrraeume beherrbergt, samt Unterkuenften fuer Lehrer und Schueler. Diese Raeumlichkeiten sind leider nicht zugaenglich. Im Innenhof erheben sich vier riesige gotische Steinboegen. Hier ist es geardezu besinnlich ruhig, der Laerm der Stadt bleibt davor. Im Innenhof eine Waschstaette, sowie die wunderschoene Gebetsnische mit der Predigtkanzel aus Holz. Nur wenige Meter steht dieser Moschee die Er-Rifa-i-Moschee gegenueber, 500 Jahre juenger und gut doppelt so gross. Hier sind der letzte Koenig Fuad und der letzte persische Schah, Reza Pahlevi bestattet(wir erinnern uns: "Pfauenthron", Soraya, Apozeit, Benno Ohnesorg). Beeindruckend sind die Vielzahl der verbauten Steinsorten, die kunstvoll geschnitzten, riesigen Tore. Die Ruhe und Kuehle des grossen Raumes, der dicke Teppich, die vielen Schlafenden verleiten Renata zu einem Nickerchen, aus dem sie von fuenf Maedchen geweckt wird. Sie zupfen an ihrem erblondeten Haar, stellen Fragen wie: Schlaefst du mit deinem Freund in einem Zimmer? In einem Bett? Mit ihm, vor der Ehe? Unter Frauen gibt es da scheints, keine Beruehrungsaengste. Wir wollen die Zitadelle besichtigen, aber ein junger Mann sagt uns, jetzt sei sie geschlossen. Aber die nahe "Blaue Moschee" sei interessant. Ich schaue wohl argwoehnisch drein, weil er sich beeilt zu versichern, er sei kein Guide, wolle kein Geld, nur aegyptische Hilfbereitschaft leite ihn. Na gut, denke ich. Er erklaert uns den Weg zur Moschee. Als wir uns dorthin aufmachen taucht er ploetzlich wieder neben uns auf:"What a surprise!" Ja- welch ein Zufall. Ich muss wohl geradezu missmutig dreingeschaut haben, weil er wieder versichert: "No guide, believe me!" Er geleitet uns durch die Gassen der verwinkelten Altstadt. Bunte Staende, kleine Kirmesgeraete stehen hier, drangvolle Enge, Laerm herrscht hier. Er will wissen, warum ich nicht lache, er liebe Leute die lachen. In der Moschee angekommen fuehrt er uns auf einen zahnarmen, mit einem kleinen, schmutzigen Turban alten Herrn zu, der uns auf das Minarett der Moschee geleiten will- gegen 20 Pfund pro Person! Da man in keiner "aktiven" Moschee Eintritt verlangen darf, ist das ein abgekartetes Spiel. Und deshalb, erklaere ich unserem Guide, habe ich nicht gelacht. Es ist stets das selbe Spiel aus Lug und Trug: Mit dem Wenigzahn macht er Halbe-Halbe. Fuer diese unschoene und nirgends blaue Moschee zahlen wir nichts, sondern gehen, einen sichtlich zerknirschten Gauner zuruecklassend. geschrieben am 18.6. in Kairo
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