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Reisetagebuch

6/8/2003   Aegypten / Kairo

Mubarak sieht aus wie Kim Il Jong

Besuch auf der Zitadelle

(Harald und Renata) Wieder ein heisser Tag. Mit Niederschlaegen braucht man jetzt monatelang nicht zu rechnen. Eine seltsame Vorstellung, wenn man nur das deutsche Klima gewohnt ist.

Mit dem Taxi ist man schnell und billig am Auslaeufer des Moqattam-Gebirges, auf dessen ersten Huegeln die Zitadelle steht. Renata bummelt lieber durch die Stadt, mir ist nach alter Kultur und so stehe ich ergo alleine vor der maechtigen Festung. Auch hier Strassensperren, weiss-gekleidete Polizei, stets zurueckhaltend, ganz anders als in Syrien. Hier wird das Handgepaeck durchleuchtet, ein Blick in die Guerteltasche geworfen, kurz und freundlich.

Die Festung wurde 1176 durch Saladin (der uns schon mehrfach, z.B. in Syrien "begegnete") erbaut und ueber die Jahrhunderte immer weiter ausgebaut.

Im windstillen Inneren des Komplexes brezelt die Sonne erst recht, weshalb ich nicht der Einzige bin, der von Schatten zu Schatten huscht.

Mein erster Gang fuehrt mich zur Umfassungsmauer neben einer der zwei Moscheen im Innern der Feste. Von hier aus habe ich einen grandiosen Blick auf die beiden grossen Moscheen, die wir gestern besucht haben und die Altstadt, weiter ueber Downtown, den Innenstadtbereich, zum Nilturm El-Borg und in der Ferne auf die Pyramiden. Ueber Kairo liegt der allzeit praesente Smog.

In der Mohammed-Ali-Moschee, die die Festung ueberthront, ist es kuehl und ruhig. Aber nicht die Grabesstille einer Kirche ist es, denn hier wird sich unterhalten, auch gelacht, geschnarcht, ganz nebenbei gebetet und Kinder laufen herum und keiner fuehlt sich gestoert, die ausgelegten Teppiche daempfen die Schritte und den Schall. Die Schuhe muss man sich natuerlich gleich vorne ausziehen, Frauen muessen nackte Beine oder Schultern bedecken, Kopftuecher sind nicht vorgeschrieben und alle gehen gemeinsam hinein. Beim Gottesdienst ist das dann anders, da sind die Frauen in einem Nebenraum untergebracht.

Die Moschee wurde innen weitgehend mit Alabaster verkleidet und die Verzierungen sind nahezu barock, da der Bauherr Mitte des 19. Jahrhunderts ein Faible fuer diesen Stil hatte.

Die grosse Kuppel ragt 52 Meter empor, die Minarette sind 82 Meter hoch. Praechtig verziert ist das Innere und teilweise faellt Tageslicht hinein. Die Pracht der Moscheen verzaubert mich stets, sie gefallen mir viel besser als Kirchen. Hier gibt es keine Bilder oder Statuen, weil Abblider von Menschen und Allah verboten sind. Somit auch Fotografien! Bewegte Bilder dagegen zeigen den Menschen lebensecht und sind daher erlaubt- also kein Problem fuer Fernsehen und Kino, aber fuer Zeitungen und Magazine sowie Werbeposter etc.

Wie man betet erklaeren Wandposter, deren fotografierter Darsteller kein Gesicht hat, um die Vorschriften nicht zu verletzen. Es wird erklaert, wie man sich vor dem Beten waescht (z.B. dreimal das Gesicht, die Ohren, die Haende, die Nase muss geschneuzt werden, die Fuesse gewaschen etc.) und wie man Haende, Fuesse, Kopf und Koerper bei den einzelnen Betvorgaengen haelt, wie man sich verbeugt und wie die Kleidung sitzen soll. Verbeugt wird sich stets Richtung Osten, in Richtung Mekka, dem hoechsten Heiligtum des Islam, erkennbar an der Gebetsnische.

Im Hof der Moschee steht das Waschhaeuschen und dahinter ein Uhrenturm, ein Geschenk des franzoesischen Koenigs Louise-Philippe fuer den Obelisken von Luxor, der noch heute den Place de la Concorde schmueckt.

Die zweite Moschee "En-Nasir Moahhamed Ibn Qualaun", wurde 1340 feriggestellt. Auffallend die verschiedenen Saeulen, die die Gebetsrotunde tragen: Ein Sammelsurium antiker Stelen aus verschiedenen Garniten, in verschiedenen Farben und Formen- roemisch, griechisch, pharaonisch- die unterschiedlichen Hoehen wurden mit Sockeln ausgeglichen.

Vorbei an Kanonen, Geschuetzen und Flugzeugen aus mehreren Jahrhunderten Militaergeschichte fuehrt mich mein Weg ins Militaermuseum.

Gleich im Eingangsbereich erklaert eine Tafel, dass die Ausstattung des Museums mit Hilfe der Nordkoreanischen Regierung erfolgte- was fuer eine Partnerschaft! Und die ersten Malereien und Darstellungen zeigen, wes Geistes Kind sich hier ausgetobt hat: Dieser theatralische, heroisch-verbraemte Stil ist aus China und Korea bestens bekannt. Wild flatternde Fahnen, mutig vorwaerts zeigende und draengende Soldaten und dann Mubarak als guetiger Papa der Nation an der Seite von Diktator Kim Il Jong, die Menschen um die Beiden herum scheinen alle erfreut und erleichtert, dass sie die Grossen Fuehrer so nahe bei sich haben und: so von weitem besehen, sieht Herr Mubarak irgendwie selber aus wie ein Spross der Il-Jongs-Dynastie.

Das die in Korea geschriebenen Erklaerungstafeln manchen heftigen Fehler enthalten, scheint niemanden zu stoeren. Da wird dann aus Menachim Begin ein "Pegan"- liest man das Wort auf Englisch, koennte ein israelischer Besucher sich brueskiert fuehlen.

Aber Israelis hat man hier schon laenger nicht mehr gesehen. Auch im Hotel waren nur einmal Israelis zu Gast.

Die Militaerische Allianz der Tuerken / Osmanen mit Deutschland wird sichtbar bei den Firmenschildern auf den meisten Kanonen: "Krupp, Essen" steht da. Man koennte auch sagen: Einer wird gewinnen!

Unsere Abende werden immer laenger, mittlerweile wird es regelmaessig ein, zwei Uhr bis wir Schlafen gehen. Dann ist es kuehl und in den Strassencafes, besser Gassencafes, sitzen wir dann neben den Wasserpfeife schmauchenden "Locals", mit denen sich Renata schon angefreundet hat.

geschrieben am 18.6. in Kairo


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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