6/14/2003 Aegypten / Kairo
Nilausflug
Holger laedt uns zu einer Fahrt auf dem Nil ein.
(Harald und Renata) Wenn wir durch die Stadt gehen, zucken wir zusammen, wenn wir an einem Fleischer vorbei kommen, oder Huehnerknochen sehen, oder bei der Strassenueberquerung, oder wenn eine schoene Grasflaeche auftaucht- Kari fehlt uns sehr. Alles ist jetzt viel einfacher geworden, aber der Blick des Hundes, morgens beim Aufstehen z.B., das ist unersetzbar. Fuer heute, am 14.6., hat uns Holger zu einer nachtraeglichen Geburtstagsfeier eingeladen. Er hat seine deutschen Freunde eingeladen und mietet am Nilufer ein kleineres Ausflugsboot. Es ist schon 18 uhr, als wir ablegen und im Schatten der Plane, den frischen Wind ueber dem Nil um die Ohren, laesst es sich gut aushalten. Es gibt kleine, kalte Pizzen und Suessigkeiten, leise spielt aegyptische Musik, der kleine Aussenbordmotor rattert und der Laerm der Stadt liegt bald fern. Eine traege Entspannung macht sich breit und bald nicken die Ersten ein. Vorbei an der grossen Nilinsel El Gezira tuckern wir Richtung Sueden, an Hochhaeusern vorbei, unter Bruecken hindurch, an Hausbooten, Restaurants und Schlamminseln vorbei, voller Schilf und braunen Reihern. Die Sonne geht langsam unter, orangefarben und riesig taucht sie den Smog versoehnlich in mildes Licht. Und genauso geht ein roter Mond auf, so dass sich eine der Frauen zu der Frage versteigt (bei vollkommener Dunkelheit, wohlgemerkt!), ob das die Sonne sei. Es ist ein perfekter Abend, den wir im Cafe Riche, einem Traditionscafe am Talaat Harb Square fortsetzen. Dann gehen wir ins Odeon, einem Restaurant auf einem Hoteldach und dort bleiben wir bis in die Nacht. Es wird ueber Land und Leute gesprochen, auch viele negative Erfahrungen kommen zur Sprache. So mancher moechte lieber jetzt als gleich nach Hause zurueck, vor allem die Frauen fuehlen sich oft belaestigt und es hat schon manche boese Szene gegeben, wenn auch nie etwas Ernsthaftes vorgefallen waere. Uns wird wiederholt versichert, wir sollten froh sein, dass wir kein Arabisch verstuenden, weil wir somit nicht mitbekaemen, was man uns hinterher riefe. Manchmal sieht man in den Gesichtern, dass es nicht nett ist, was man da gerade gesagt bekommt, aber was ich nicht weiss... Renata hat so manche unschoene Anmache erlebt und weil ich mich dann aufrege, sagt sie mir meistens nichts, wenn ich es nicht selbst bemerke. Dazu muss man sagen, dass das Verhalten dieser Maenner fuer unsere Verhaeltnisse in solchen Situationen unter aller Kanone ist- eine Ohrfeige ist da immer gerechtfertigt. Vieles ruehrt dabei aus dem verkrampften Verhaeltnis der beiden Kulturen her, denn aegyptischen Frauen gegenueber benehmen sich die hiesigen Platzhirsche und Herren der Schoepfung nicht derart haltlos. Beruhigend jedenfalls, dass auch Leuten, die ein Studium der islamischen Kulturen absolviert haben und seit Jahren hier Leben, das gleiche widerfaehrt, wie uns und das sie genauso ratlos oder veraergert sind, wie wir. geschrieben am 19.6. in Kairo
|