6/20/2003 Aegypten / Kairo
Qasr esh-Shama
News/Abreisevorbereitungen/geplante Abfahrt/im Viertel der Kopten und Juden
(Harald und Renata) Vorab: Es gibt neue Fotos fuer die Zeit vom 1.4. bis 10.4. (Israel), u.a. von Massada. Die zwei Reifenmaentel, die wir in Jerusalem von meinem und Renatas Hinterrad ausgetauscht haben und seitdem tapfer mit uns transportieren, sollen endlich ihrem Bestimmungszweck zugefuehrt werden. Von Andrej in Haifa haben wir gelernt, wie man zwei Maentel uebereinanderlegt: Man schneidet die im Innenkreis eingeschweissten Draehte heraus und dann erfordert es viel Kraft, beide Maentel zusammen aufzuziehen. Dabei stelle ich dann fest, dass der uns in Jerusalem als gleichwertig verkaufte Mantel gar keinen Innendraht hat, sondern nur faserverstaerkt ist. Jetzt ist mein Rad vorne und hinten doppelt geschuetzt, ergo aber auch schwerer. Renatas Rad hat hinten einen zusaetzlichen Schlauchschutz, den vorderen wollen wir ggf. spaeter aufziehen. Renatas linke Low-Rider-Tasche werde ich ab jetzt fahren- auch dafuer musste ich ummontieren. Da mein rechter Low-Rider schon in Deutschland abgebrochen ist, kann ich nicht beide vordere Taschen uebernehmen. Auf Dreiecktasche und die Lenkertasche moechte Renata nicht verzichten, obwohl sich der Wind dort faengt und ein Schieben mit Lenkergewicht schwieriger wird. Jetzt haben wir beide jeweils nur noch drei Taschen, plus Dreieck- und Lenkertasche Renatas. Insgesamt sind wir sehr viel leichter geworden. Geplant ist jetzt, nach ueber einem Monat Aufenthalt in Kairo, am Mittwoch weiterzufahren- Inschallah! 20.6.: Wir fahren mit dem Taxi ein paar Kilometer Richtung Sueden, entlang des Nil. Hier, im Stadtteil Fustat, steht die aelteste Moschee Afrikas, die Amr Ibn el-As. Sie wurde 641 gegruendet, neun Jahre nach Mohammeds Tod. Der gleichnamige Eroberer Aegyptens schuf eine streng symmetrische Hofmoschee, die durch die hellen Fassaden, den hellgrauen Marmorboden und die vielen klassischen Saeulen besticht. Sie wurde im 9. Jahrhundert auf doppelte Groesse erweitert. Vom urspruenglichen bau sind nach einem Brand im 12. und einem Erdbeben im 14. Jh. nur noch die Fundamente erhalten. Aber hier fuehlen wir uns sehr wohl. Wir besuchen die El-Moallaqa, die "Haengende" Kirche. Sie ist koptisch (also aegyptisch-christlich) der hl.Maria geweiht und wurde auf die Mauerstuempfe der nur noch in Resten erhaltenen roemischen Festung gebaut. Schoen ist die Holzdachkonstruktion, auffallend die asymmetrische Bauweise. Seit 1983 werden hier, so auch z.Zt., Fresken aus dem 14. Jh. freigelegt; sie zeigen die Geburt Christi. Hier sollen Josef, Maria und Jesus bei ihrer Wanderung durch Aegypten geweilt haben, eine Informationstafel zeigt den angenommenen Reiseweg. Als wir dort sind, singen gerade junge Leute uebend arabische Texte. Es ist immer wieder faszinierend Christen arabisch sprechen zu hoeren , weil dies fuer unsere Erwartungsohren so ungewoehnlich ist. Im Seitenschiff u.a. die Ikone eines aethiopischen Heiligen, des Takla Haimanot. Die Ikone daneben zeigt den hl. Markus, den Stammvater der koptischen Kirche. An zwei Stellen ist der Boden durchbrochen und mit Glasstreifen belegt, durch die man die Fundamente der alten Roemerfeste sehen kann und auch, dass die Kirche tatsaechlich haengt, d.h. auf Mauern und Saeulen ruht. Dann streifen wir durch den christlichen Friedhof, voller Lehmwege, vieler Grabhaeuser, eng und erstaunlicherweise bewohnt. Ueber den Grabkellern und Gruften wohnen in winzigen Haeuschen Menschen und zwischen den Totenstaetten spielen Kinder und stehen Autos. Wir kommen an der Synagoge Ben-Ezra vorbei, die schon geschlossen ist. Hier, so erzaehlt man uns, wohnen noch 42 juedische Familien mit ca. 120 Mitgliedern. Das Viertel heisst Qasr esh-Shama, was soviel wie "Festung der Kerzen" bedeutet. Am meisten beeindruckt uns unser Gang durch die alten Gassen um das Viertel herum, mitten zwischen die Menschen. Dutzende Male gruessen wir und man ist hoeflich, die Erwachsenen bewahren uns vor zuviel kindlicher Aufdringlichkeit, obwohl wir in unserer weissen Kleidung auffallen, wie Schneemaenner in der Sahara. geschrieben am 21.6. in Kairo
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