7/2/2003 Aegypten / Kairo
Ein Antrag kommt selten allein
Die Polizei, dein Freund und Helfer
(Harald und Renata) Am 27. besuche ich den Tiermarkt in der Altstadt, aber die angekuendigten Kuriositaeten finde ich nicht, weil sich die Haendler nicht so offen zeigen. Da soll es Kobras und andere Spezies geben, wie seltene Papageien, deren Handel weltweit verboten sind. Hier kann man vor allem Wellen- und Nymphensittiche kaufen, sowie junge Falken und Griechische Landschildkroeten. Alle Tiere werden in Massen in kleinste Kaefige gestopft und manches Tier liegt tot am Boden. Der Umgang mit Tieren in Aegypten schreit zum Himmel, niemand schert sich um voellig abgemagerte Esel und Pferde, die ohne Wasser, aus schwaerenden Wunden von den tausenden Stockhieben blutend in der Sonne stehen. Die Reiter schlagen auf die Knochen am Rueckrat, die Geschirre enden in Eisenketten, die sich in die Nasen eingraben, Draehte zum Zusammenflicken des Leders stechen ins Fleisch. Viele Katzen haben keinen Schwanz mehr, die Jungtiere von Katzen und Hunden werden viel zu frueh in den Handel gebracht und die Verkaeufer haben von ihren Tieren offensichtlich nicht die geringste Ahnung. Nie habe ich eine behutsame Annaeherung gesehen, stets wird auf die Kaefige geschlagen, werden die Tiere aufgeschreckt und unsachgemaess angefasst. Sie sehen in den Haenden der Kaeufer wie sich bewegende Gegenstaende aus, nicht wie Lebewesen. Das ueberaus nuetzliche Frettchen, dass hier nachts zahlreich umherhuscht und Jagd auf Maeuse und Ratten macht, wird, wo moeglich, getoetet und als "Gluecksbringer" vor die Tuere gelegt. Die einzigen Haushunde, die wir hier in Kairo gesehen haben, sind im Dunkeln, auf wenige Quadratmeter eingesperrt und kommen nie! auch nur auf die Strasse. Eigentlich wollten wir ja losgefahren sein, aber wir haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Da unser Projekt auf dem Reisen mit Fahrraedern basiert, haben wir uns von Anfang an streng vorgenommen, soweit wie nur irgend moeglich, auch ausschliesslich dieses Fortbewegungsmittel zu benutzen. Aber in Assuan (Oberaegypten) ist fuer alle einzeln reisenden Touristen unweigerlich Schluss. Die noch etwa 300 km weiter suedlich an die sudanesische Grenze fuehrende Strasse nach Abu Simbel darf nur in Bussen im Polizeikonvoi befahren werden. Ich habe jedoch am 27.6. einen Antrag bei der Touristenpolizei gestellt, eine Genehmigung fuer die Einzelreise zu erhalten. Zwar haben alle Ortskundigen gesagt, dass waere sinnlos, aber den Versuch ist es wert. Das Ganze muendet jedoch in eine Serie von insgesamt 11! Terminen von insgesamt etwa 20 Stunden Dauer bei der Polizei. Ich lerne alle hohen Offiziere, samt Generaelen und Obersten und Majoren kennen, wir sind bald per Du (ich werde liebevoll "Haerie" genannt), trinken jede Menge Tees und Kaffee (schwai-schwai), aber am Ende heisst es dann erst "nein", dann genehmigt man uns die Fahrt nach Assuan (fuer die wir gar keine Genehmigung brauchen), aber nicht nach Abu Simbel, dann wird die Genehmigung erteilt, am naechsten Morgen aber widerrufen und am heutigen Mittag erteilt- aber wir duerfen jetzt nicht mehr mit den Raedern von Kairo nach Assuan fahren! Na, herzlichen Glueckwunsch! Ich werde im Revier kurz etwas ungehalten und die ganzen Offiziere winden sich und der Boss entschuldigt sich, alle schuetteln mir die Haende und ich solle doch noch dies und das unterschreiben. Da ich mittlerweile soviele Papiere unterschrieben habe, die sich widersprechen, kommt es darauf auch nicht mehr an. Eine dritte Tourenplanung weigere ich mich aber zu verfassen, da sie eh voelliger Unsinn waere. Da wir auf dem ersten Plan den 1.7., 12 Uhr als Abfahrtzeit angegeben haben, erscheint um 11 Uhr eine dreikoepfige Polizeieskorte, um uns zum ersten Etappenziel nach Gizeh zu bringen! Man stelle sich das vor: Da wollen drei Mann im Radfahrtempo uns 1300 km bis zur sudanesischen Grenze bringen! Zuviel der Ehre, ich lehne dies Ansinnen strikt ab und die Drei fahren unverrichteter Dinge von dannen. Vor meinem inneren Auge sehe ich drei schwitzende Polizisten in der Sonne im Auto, waehrend wir eine Tempelbesichtigung machen, oder eine Einladung zum Tee annehmen. Im Zelt duerfen wir aus Sicherheitsgruenden auch nicht schlafen. Da habe ich einen Loewen geweckt. Unsere letzten Tage hier sind mit dem Brennen der neuesten Fotos gefuellt, Arbeiten an den Raedern, Erledigungen und Verabschiedungen. Heute habe ich den jungen Mann von der Rezeption erwischt, wie er einen Gast unter der Dusche durch ein Loch in der Tuere begafft hat. Ich hatte den Spanner schon laenger im Verdacht, weil er zweimal so seltsam von unserer Tuere weglief, wenn ich diese schnell aufmachte. geschrieben am 2.7. in Kairo
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