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Reisetagebuch

7/3/2003   Aegypten / Kairo

Einmal Gizeh und zurueck

Wir sollen noch nicht weiterfahren

(Harald und Renata) Beim Aufstehen fuehle ich mich seltsam unwohl, meine Beine sind schwer. Ist da was im Anflug?

Wir haben uns mit Sayed zum Auf-Wiedersehen-Sagen zum Fruehstueck in einem der Coffeeshops verabredet. Schon am Vortag haben wir unsere verbliebenen sechs Gepaecktaschen und die Lenkertasche gepackt. Die Taschen sind alle gut gefuellt, viel mehr passt nicht hinein. Aus dem Bedienungshandbuch fuer die Digitalcamera habe ich nur die Seiten kopiert, die wir unbedingt brauchen und aus diesen Seiten nur das Notwendige ausgeschnitten, um Volumen und Gewicht zu sparen.

Als wir, wie verabredet, um halb zehn im Cafe sitzen, kommt Sayed nicht. Ich bin enttaescht, weil ich dachte, mich mit Sayed angefreundet zu haben.

Ich esse nichts, weil mir zusehens flauer im Magen wird. Deshalb draenge ich zum Aufbruch, denn wenn das ein neuer Anfall wird, haben wir nur noch wenige Stunden Zeit, bis ich in einem Bett liegen muss.

So radeln wir also um die Ecke Richtung PLatz El-Tahrir und dort ueber die gleichnamige Bruecke, ueber die Insel Gezira zum Platz Kubri El-Gala und biegen dann falsch ab, weshalb wir, anstatt am Zoo vorbei alsbald bei den Pyramiden, zu weit im Westen landen. Es ist heiss und mir geht es immer schlechter.

Renata hat jetzt nicht viel weniger Gewicht als zuvor, aber bei mir macht sich das Fehlen des Anhaengers sehr gut bemerkbar. Auch die Steigungen sind jetzt wieder fuer mich befahrbar.

Nur noch wenige Kilometer bis zu den Pyramiden, aber ich kann nicht mehr. Ich brauche jetzt bald ein Bett, weshalb wir einige Hotelrezeptionen ansteuern. Aber hier, nahe der aegyptischen Touristenattraktion Nr. 1, sind die Preise zu gesalzen fuer uns.

Renata setzt sich in ein Taxi, um zu einem Hotel zu fahren, weil der Taxifahrer einen fuer uns erschwinglichen Preis fuer ein Hotel verspricht. Ich sitze derweil auf einem Maeuerchen im Schatten, mein Schaedel brummt und mir ist schwindelig.

Eigentlich wollten wir ja unter dem Moskitonetz im Freien, in der Naehe der grossen Pyramiden schlafen, aber in der Mittagshitze und krank ist daran nicht zu denken.

Renata kommt mit schlechten Nachrichten zurueck. Leider war es wie immer: Obwohl wir den Taxifahrer mehrfach ueberdeutlich gefragt haben, ob der Preis feststeht, soll das Zimmer dann doch das Doppelte kosten. Halunke! Die Polizei, die hier neben uns steht, hat den Fahrer vorher ins Gebet genommen, damit er uns nicht irgendwohin schleppt, aber gegen die Nummer, wenigstens eine Taxifahrt herauszuschlagen, ist kein Kraut gewachsen, wenn man kein Telefon und ein Hotelverzeichnis hat.

Also muessen wir nach Kairo zurueck. Deshalb halten wir mehrere Minibusse und Pick-Ups an, weil ich nicht mehr auf dem Rad zurueckfahren kann. Ein Fahrer rammt beim Zuruecksetzen leicht den Polizeiwagen. Der ist zwar, wie fast alle Autos hier, schon mit Beulen uebersaet, aber die Beamten wollen es nicht auf sich beruhen lassen. Der kleine, dicke Fahrer schwitzt fuerchterlich, er laechelt und laechelt, schliesslich entert er den Polizeiwagen, um den Bematen zu kuessen und sein Kinn zu streicheln (ich erinnere an die aehnliche Szene mit Herrn Fadly in Damaskus). Der Beamte sieht die nasse Seerobbe mit gespitzten Lippen ueber den Fahrersitz krabbelnd auf sich zukommen, weicht in den letzten Winkel zurueck und wehrt den Suender mit drohenden Blicken und Haendegefuchtel bestmoeglichst ab- ein Bild fuer die Goetter!

Als wir um den Preis fuer den Transport nach Kairo feilschen, macht der Mann geltend, er habe unseretwegen ja ein Bussgeld bezahlt- immer wieder erstaunlich, wie einfallsreich man hier ist.

Schliesslich landen wir wieder in Kairo, laden die Raeder und das Gepaeck von der offenen Ladeflaeche ab und kehren im Tulip-Hotel, auf dem Talaat-Harb-Platz ein. Etwas teurer zwar, aber in das Hotel des Spanners wollen wir nicht zurueck.

Ich zwinge mich noch die Raeder in den vierten Stock zu tragen, aber dann ist die Luft endgueltig raus. Das erste Zimmer, das wir beziehen, ist zwar gross, aber zu laut und es stinkt nach Loesemittel aus einer Moebelpolitur. Wir tragen alles noch ein Stockwerk hoeher und beziehen das letzte Zimmer am Ende eines Ganges. Klein, sauber, leiser und mit Badezimmer.

Ich bin muede, habe Fieber, dass nach und nach auf 40 Grad ansteigt.

Renata trifft Sayed, aber dem ist es nicht erlaubt, zu uns hoch ins Hotelzimmer zu kommen. Warum, kann er uns nicht erklaeren.

Ich versinke in einen tiefen, unruhigen Schlaf.

geschrieben am 8.7. in Kairo


 


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