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Reisetagebuch

7/7/2003   Aegypten / Kairo

Falscher Freund

Ernuechterung auf der ganzen Linie

(Harald und Renata) Renata und ich sind um 10 Uhr mit Nina verabredet. Anders als in Kairo ist die Luft hier, nahe der Kueste, immer frisch und smogfrei. Wir schluerfen unseren Tschai und Kaffee und schauen auf die heute stuermischere See. Wir haben nicht gedacht, dass Mittelmeer waehrend unserer Reise noch einmal zu sehen, nachdem wir uns in Tel Aviv davon verabschiedet hatten.

Die beiden Moscheen stehen heute auf dem Programm: Ibrahim Terbana und Abu el-Abhas el-Mursi. Nebeneinander gelegen, beide renoviert, leuchten ihre hellen Mauern in der Sonne. Erstere stammt aus dem 17. Jh., viele antike Saeulen aus griechischer und roemischer Zeit wurden verwendet. Zweitere ist Alexandrias groesste Moschee, 1943 im mamelukischen Stil erbaut. Ein seltener, achteckiger Grundriss, reichlich verzierte Kuppeln, ein grosser, hoelzener Balkon, innen praechtige Malereien und Kronleuchter.

Wie stets nehme ich mir Zeit, setze mich hin und erst dann sieht man die Details, die kleinen Besonderheiten: Steinmetzarbeiten an Saeulenkapitelen, farbige Glasmontagen in den Fenstern, die gelassene, freundliche Ruhe des Imams, die langsamer werdenden Schritte der Maenner, die hier kurz vor dem Gebet einkehren, innere Einkehr halten, die Spatzen, die in den schwarzen Metallleuchtern sitzen, die Sonnenstrahlen, die das aufwaendige Teppichmuster erleuchten.

Nina und Renata haben sich mir nicht angeschlossen. So warte ich draussen in einem Cafe auf die Beiden. Als sie erscheinen, haben sie sich ausgesprochen und dabei entdeckt, dass Sayed offenbar ein doppeltes Spiel gespielt hat. Eigentlich an Nina interessiert, hat er dieser Renata als moegliche Konkurentin dargestellt, Luegen erzaehlt und Renata gegenueber hat er Nina in ein schlechtes Licht gerueckt. Und es wird spekuliert, inwiefern er uns, trotz aller Dementis, doch ausgenutzt hat: Fuer die Busfahrt nach Bahariya statt 12 Pfund z.B. 20 bezahlt, die Tour in die Wueste zu teuer, das Apartment etc. Alles nicht sofort beweisbar, aber das Vertrauen ist hinueber.

Wir treffen Sayed im Cafe. Ich sage ihm, was ich davon halte, uns alle drei fuer dumm verkaufen zu wollen und vor allem Renatas Freundschaft so zu verraten. Freundschaft ade! Und auch Renata schimpft enttaeuscht, verletzt, waehrend Nina dem begossenen Pudel die Meinung blaest. Sayed nimmt alles ruhig entgegen, beteuert aber, weder aus Nina noch uns auch nur ein Pfund herausgeholt zu haben. Ich will ihm das glauben, aber das intrigante Spiel verzeihe ich ihm nicht. Mann, Sayed, wie konntest du nur?!

Wir steigen in ein Taxi und fahren zur Bushaltestelle. An eine Heimreise mit Sayed ist nicht mehr zu denken.

Der Grossraumbus ist klimatisiert, auf zwei kleinen Monitoren laeuft einer der aktuellen, aegyptischen Kinoproduktionen, sehr laut, voller Klamauk, Geschreie, Hysterie und Schlaegereien.

Nina macht sich bei uns im Zimmer noch schnell frisch, denn um Mitternacht faehrt sie zum Flughafen und zum Fruehstueck ist sie schon wieder zu Hause. Was wir in einem Jahr zurueckgelegt haben, legt der Flieger in ein paar Stunden zurueck.

Ein herzlicher Abschied folgt und Nina laesst uns einen Reisefuehrer und zwei Buecher da, u.a."Das Jesusvideo".

Die Sache mit Sayed muss erstmal verarbeitet werden.

geschrieben am 10.7. in Kairo


 


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