7/10/2003 Aegypten / Kairo
Renata krank
Kairo laesst sich immer wieder etwas Neues einfallen, um uns festzuhalten.
(Harald und Renata) 8.7. Heute wollten wir abfahren, aber Renata ist krank, hat hohes Fieber, voellig matt liegt sie darnieder- die gleichen Symptome wie bei mir. Ausser fuer das verbleibende leibliche Wohl und Unterhaltung zu sorgen, bleibt mir nicht viel zu tun. 9.7. : Das Fieber ist gesunken, aber erst am Abend fuehlt sich Renata fit genug, um Essen zu gehen. Die grosse Portion Lasagne kostet 30 Cent. Wir bummeln zum Hotel Hilton-Nil und setzen uns im 25. Stock auf die Terrasse und schauen uns den Sonnenuntergang an. Unter den Nilbruecken schwimmen die jungen Racker, springen von der Bruecke und hangeln sich in der Stroemung an Leinen zurueck. Die Ausflugsschiffe voller bunter Lampen und laermender Musik fahren den Fluss auf und ab, in den Restaurantschiffen gehen die Lichter an und hier oben ist es kuehl, windig, ruhig und elegant und innen spielt ein aelterer Galan Piano. Das waere ein guter, letzter Abend vor der Abreise gewesen, wenn uns nicht die Videokamera zu Boden gefallen waere und nun verschiedene Funktionen nicht mehr gegeben waeren. 10.7. Den oertlichen Sony-Service zu finden, ist gar nicht so einfach. Der halbe Tag vergeht darueber und als wir endlich die nur zum Teil reparierte Kamera wieder in Haenden halten, verlangt man fuer etwa 10-15 Minuten Arbeit eine exorbitante Summe. Die Kamera ist in unserer Tasche und so sage ich gelassen erstmal : Nein! Ich biete ein Zwanzigstel der Summe. Dann geht der Preis um 30 % runter, schliesslich, immer "schwai-schwai", laecheln, aber klar bleiben, einigen wir uns auf ein Drittel der geforderten Summe. Stundenloehne gibt es hier nicht, man berechnet irgendetwas zwischen einem Minimum und Maximum. Nach welchen nachvollziehbaren Kriterien, bleibt fuer jeden Laien unklar. Man zahle, was man fuer richtig haelt, wie beim Taxifahren u.ae.- unsere Empfehlung. Nicht aufregen, freundlich aber bestimmt bleiben und mit Handschlag verabschieden, das wahrt jedermanns Gesicht. Renata ist noch nicht auf dem Damm und von der Hotellobby schaut sie ein ums andere Mal auf den Talaat-Harb-Platz nach Sayed, der sie so verletzt hat. Ich hoffte bis gestern, er kaeme um sich zu entschuldigen- vergeblich. Und ich ueberlege, ob die Geschichten :"Kairo-Downtown" erzaehlenswert sind, vielleicht einen Abend fuellen koennen, oder Stoff fuer einen Film hergaeben, den Deutsche interessant faenden. Geschichten von jungen Maennern, die Touristen "begleiten" und ausnehmen, aber die auch stets auf die auslaendische Frau warten, reich und huebsch wenn moeglich, die sie aus Downtown holt, mit nach Japan, in die Staaten oder nach Frankreich oder Deutschland nimmt und heiratet. Sehnsuechte, wie wir sie Maedchen zugestehen, die uns aber bei Maennern befremden. Geschichten auch von den Muettern, die mit ihren Kindern, manches ein Krueppelchen, auf den Strassen betteln, Geschichten von Doktoren, die nebenbei Taxi fahren, Geschichten von jungen Sudanesen, die illegal untertauchen, um nicht in der Heimat einen Krieg gegen das eigene Volk fuehren zu muessen. Geschichten von jungen Frauen, die erst heiraten muessen, bevor sie intim werden koennen und die Touristinnen beneiden, die in deren Heimat so frei leben koennen. geschrieben am 10.7. in Kairo
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