7/11/2003 Aegypten / Kairo
Der Spion der mich liebte
Aussprache mit Sayed / Besuch im Gayer-Anderson-Museum
(Harald und Renata) Als wir am 10.7. gerade den Eintrag im Tagebuch schreiben, erscheint Sayed im Netcafe und will mich sprechen. Wir Drei setzen uns in ein Strassencafe und Sayed erklaert, dass er sich nichts vorzuwerfen habe und seine Geschichte klingt zunaechst schluessig, aber es bleibt der schale Geschmack des Verrats uebrig, den all seine Argumente nicht mehr beseitigen koennen, seine Geschichte hakt und holpert doch an einigen Stellen. Zumindest kann er aber manches richtig stellen und entkraeften, so dass wir uns zumindest am Schluss die Hand geben koennen. Eine unbelastete Freundschaft ist aber auch jetzt nicht mehr moeglich. Irgendwie sind wir zwischen zwei Fronten geraten, die nicht unsere waren. Wir schauen uns am 11.7. das Gayer-Anderson-Museum an. Nahe der Zitadelle gelegen, wurden die beiden Wohnhaeuser, die das Museum heute beherrbergen, im 16. und 17. Jahrhundert gebaut und der englische Major Gayer Anderson renovierte und bewohnte die Haeuser von 1935 bis 1942 und vermachte dem Staat Aegypten dann seine dort angesammelten Kunstschaetze. Die Haeuser sind weitgehend original erhalten und vermitteln einen Eindruck, wie man es sich, auch ohne Klimaanlagen und Kuehlschraenke, im 17. oder 18. Jahrhundert sehr gemuetlich machen konnte. Statt Jalousien wurden die Fenster z.B. von aussen mit feingeschnitzten Holzgittern verblendet, die den Wind durchliessen, einen Blick nach draussen ermoeglichten. Gleichzeitig warfen die Gitter aber Schatten und das Sonnenlicht konnte das Innere der Raeume nicht erwaermen. Auf dem verwinkelten Dach der beiden, miteinander verbundenen Haeuser, gibt es jede Menge schattige Plaetzchen, Steinbaenke und kleine Waschbecken. Grosse Kupferkessel wurden mit Wasser gefuellt und durch den Wind wurde das Trinkwasser gekuehlt. Im Inneren gibt es einen brunnenartigen Zugang, eigentlich nur ein Loch im Fussboden, durch das man Trinkwasser aus einer grossen Zisterne im Untergrund heraufholen konnte. Die Balkendecken sind allesamt bemalt, geschnitzt, die Leuchter aus Kupfer und Bronze feinziseliert, ueberall Gemaelde und Zeichnungen, Keramiken, Statuen aus Persien und China und verschiedenen Epochen. Ueber dem grossen Wohn-Empfangsraum im Erdgeschoss liegt die Galerie, mit einem geheimen Zugang hinter einem Eckschrank. Von hier oben konnten die Frauen des Hauses die Gaeste sehen und hoeren, ohne selber sichtbar zu sein, was ihnen verboten war. Hinter den dunklen Holzgittern sassen sie dann, verschleiert zudem, und jeder Gast konnte sie kichern hoeren und fluestern oder auch als Umrisse erahnen, aber eben nicht anschauen. Hier unten im Wohnraum wurden Szenen aus dem James-Bond-Film "Der Spion der mich liebte" gedreht. Muessen wir uns unbedingt nach Rueckkehr ansehen! Will man mal fuer kurze Zeit die Eindruecke des heutigen Kairo abschuetteln und nimmt sich zwei Stunden Zeit, so kann man sich hier gut in eine schoene, alte Zeit zurueckversetzen. Wir packen unsere Sachen, bezahlen das Zimmer, denn morgen frueh gehts los, raus aus Kairo. geschrieben am 13.7. in Kairo
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