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Reisetagebuch

7/15/2003   Aegypten / Kairo

Cheops und Co.

Zum Greifen nah: Weltwunder

(Harald and Renata) Fuer 1,50 EU fahren wir die fast 20 km bis zum Plateau der Pyramiden von Gizeh. An einer Ampel, kurz vor dem Ziel, kommt ein junger Mann ans Fahrerfenster und hat mit dem Taxifahrer ein kurzes Gespraech. Als er einfach einsteigt, sage ich ihm, dass er nicht den Fahrer, sondern uns zu fragen hat, ob er mitfahren darf. Er bietet an wieder auszusteigen, aber wir wollen hilfreich sein, denn der Mann sagt, er sei Offizier der Touristenpolizei vom Haupttor und muesse zum Dienst.

Dann beginnt er uns ungefragt Erklaerungen ueber die Zugaenge, Eintritts- und Reitpreise zu geben. Renata haelt den Kerl fuer einen Guide und ich sage ihm, dass er fuer einen Polizisten verdaechtig gut Englisch spraeche. Wie erstaunt sind wir, als das Taxi nicht, wie bestellt, zum Haupteingang faehrt, sondern zu dem kleinen, dritten Eingang, den wir ja schon mal vor ein paar Tagen benutzt haben. Und hier platzt uns dann der Kragen, denn das alles ist ein abgekartetes Spiel, um uns hier zu einem Kamelritt zu verleiten und dem Taxifahrer wurde wohl eine Provision am Autofenster versprochen. Erstaunlich immer wieder, mit welchen Tricks hier betrogen wird.

Wir sagen dem Taxifahrer, dass er sein Geld vergessen kann, wenn er uns nicht am vereinbarten Ziel absetzt, worauf er so tut, als sei er dem Schlepper hilflos ausgesetzt gewesen und resigniert den Kopf schuettelt als ob er damit sagen wolle: "Was einem so alles passiert, immer diese Tricks, tss,tss,tss..."

Wir betreten das Areal durch eine der beiden Haupttore. Der Eintrittspreis betraegt 3 EU.

Heute sind eine Menge Leute zu Fuss unterwegs und strafen die vielen Schlepper Luegen, die behauptet hatten, man kaeme ohne Reittier garnicht hinein. Auch heute gleicht das Erreichen des Gelaendes einem Hindernisparcour. Es ist heiss, keine Wolke treibt am Himmel. Wir stehen vor der Sphinx, mit deren Bau schon zu Cheops Zeiten begonnen worden war. Eigentlich muesste es "dem" Sphinx heissen, denn der Kopf des Mischwesens aus (der)Mensch und (der)Loewe zeigt den maennlichen Pharao- Pharaoninnen gab es erst wesentlich spaeter. Den Namen erhielt die Statue durch die antiken Griechen, die sie mit dem geflueglten, weiblichen Fabelwesenmonster der griechischen Mythologie verglichen, die jeden toetete, der ihre Raetselfragen nicht loesen konnte.

Ich gestehe: Ich hatte mir die Statue groesser vorgestellt. Denkt man aber an die tausenden kleinerer Sphinxe, die wir z.B. im Museum gesehen haben, so ist sie die groesste. Teile ihres abgefallenen Bartes wurden im 19. Jh. nach London verschleppt und liegen dort heute im Britischen Museum (wieso wurden sie nicht laengst zurueckgefuehrt und an das verstuemmelte Gesicht wieder angesetzt?), die Nase und Teile des Gesichtes wurden angeblich schon vor dem 15 Jh. von den Mamluken bei Schiessuebungen zerstoert.

Die Sphinx gehoert zum Tempelkomplex vor der Cheopspyramide, der einerseits fuer die Begraebniszeremonie selbst angelegt wurde und andererseits der Bevoelkerung die Moeglichkeit bot, dem Toten zu huldigen. Eine solche Tempelanlage steht vor allen drei Pyramiden und von dort fuehrten Saeulen-Prozessionswege, einstmals ueberdacht, bis zu den Pyramiden selbst.

Zuerst sehen wir uns die drei kleineren Pyramiden fuer Cheops Mutter und zwei seiner Gemahlinnen an, auf denen jeder rumkraxeln darf. Hier hat der Zahn der Zeit schon maechtig genagt. Das Innere dieser Graeber ist nicht zugaenglich.

Dazwischen liegen grosse, ovale Gruben, die steinerne Schiffe darstellen sollen, von denen man glaubte, dass der Tote sie im Jenseits benutzen koenne.

Erschreckend, dass in den kleinen Totentempeln alles voller Kot ist und die 4600 Jahre alten Inschriften in den letzten Jahren verkratzt wurden, wie die stolz hinzugefuegten Jahreszahlen verraten.

Und alles wird ueberragt von der Grossen Pyramide. Cheops hiess eigentlich Khufu. Er war der erste, der auf dem zuvor muehevoll geebneten Steinplateau seine Pyramide errichten liess. Er profitierte technisch von den mehrfachen Versuchen seines Amtsvorgaengers Snofru, eine haltbare Pyramide hinzubekommen. Diese misslungenen Versuche kann man in Maidum und Dashur, suedlich von Gizeh besichtigen. Bis nach Saqara, wo drei weietere Pyramiden stehen, koennen wir von hier aus mit blossem Auge sehen.

Snofrus Architekten waehlten zu steile Neigungswinkel, erst der letzte Bauversuch fand einen tragfaehigen Neigungswinkel von 43 Grad, den dann Cheops, Chefren und Mykerinos vorsichtig auf 51,5 Grad erweiterten.

Die Grundflaeche der Pyramide bedeckt 230 Meter im Quadrat, die Hoehe betrug einstmals 147 Meter. Heute sieht man nur noch spaerliche Reste der frueheren, glatten Aussenverkleidung: Die Basis war mit rotem Granit verkleidet, die Spitze mit leichterem, beigen Kalkstein. Was fuer ein schoener Anblick muss diese ebenmaessige, farbige Verkleidung gewesen sein, dessen groesste Ueberreste man noch an der Mykerinospyramide sehen kann! Koennte man die Chefrenpyramide nicht mit aegyptischen und UNO-Geldern wieder komplett so herstellen, wie sie mal ausgesehen hat? Chefren haette nichts dagegen, denn der 1300 Jahre spaeter regierende Pharao Ramses II hatte schon umfangreiche Renovierungsarbeiten durchfuehren lassen, wie Funde belegen.

Wir kaufen aus einem Zinkeimer mit Eisbrocken heraus kalte Getraenke. Die Verkaeufer laufen auf dem Gelaende herum und sitzen jetzt am Nachmittag im Schatten. Polizisten wollen sich kostenlos bedienen, was der Mann ueber sich ergehen laesst. Renata spricht die Polizisten auf diese seltsame Praxis an und die zahlen tatsaechlich jeweils 50 Piaster(7 Cent), statt 1,50 Pfund wie wir.

Einem hartnaeckigen, aber symphatischen Kamelfuehrer versprechen wir ein zukuenftiges Geschaeft, wenn er sein angeblich so geliebtes Kamel Ali besser pflegt, weist es doch mehrere schwaerende, fliegenbedeckte Wunden von unsachgemaess eingesetztem Metallgeschirr auf. Rabia verspricht sein Kamel besser zu pflegen- was koennen wir Touristen Besseres erreichen durch unsere Anwesenheit, als Mittel gezielt einzusetzen? Die Kutschenfahrer in Kairo und Alexandria wissen laengst, dass sie nur Fahrten von Nichtaegyptern bekommen, wenn die Tiere gut genaehrt und unversehrt sind.

Schon um 16.30 Uhr muessen wir das Gelaende verlassen, ein Nonsens, denn es ist noch fast vier Stunden hell und erst am Abend wird die Hitze ertraeglicher.

Wir holen unsere Raeder bei der Polizeistation ab. Auch hier eine unangenehme Ueberraschung, denn man hat die zusammengeschlossenen Raeder ueber ein Metallgitter gehievt und zwischen Steinen abgestellt und dabei tief zerkratzt.

Erst nach Sonnenuntergang sind wir zurueck in Kairo.

geschrieben am 18.7. in Kairo


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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