8/17/2003 Aegypten / Saqara
Gute Zeichen, schlechte Zeichen
Vergeblicher Aufbruchsversuch, Diskofieber, Gruesse nach Krefeld
(Harald und Renata) Am 11.8. gehen wir mit unserem neuen Bekannten Andreas mal richtig Essen. Neben den grossen Pyramiden in Gizeh liegt der "Mena House Oberoi Club", ein exclusiver Komplex aus Hotel, Restaurants und Golfclub. Hier wird die beste indische Kueche Aegyptens serviert, heisst es im Reisefuehrer. In jedem Fall ist es herrlich, mal wieder in einem schoenen, kuehlen Lokal zu sitzen und nicht ueber die Keimfreiheit des Essens nachdenken zu muessen. Es ist zugleich unser Abschiedsessen von Kairo und von Andreas. Am 13.8. besuche ich die "Egyptian German Dental Clinic" in Giza. Der Zahnarzt hat in Aachen studiert und ich soll seine Kollegen Hupfauf und Miesbach in Krefeld gruessen- wie klein die Welt doch ist! Unser Hotel liegt neben einer Kirche. Von unserem Zimmerfenster aus sehen wir von oben in das Areal, welches sich durch absolute Sauberkeit und Ordnung wohltuend vom Umfeld abhebt. Liegt das am Reichtum der Kirche? Wir brechen morgens am 15.8. auf. Endlich. Der dritte Versuch, Kairo zu verlassen. Nach ein paar Kilometern, an einer Einmuendung in Giza faehrt mir ein ruecksichtsloser Fahrer von hinten ins Rad und rollt ueber den Hinterreifen, der sich zu einer schoenen Acht verformt. Als die Polizei kommt, erfahren wir, dass es sich um aethiopische Diplomaten handelt, die sich flux auf ihre Immunitaet berufen. Und das bedeutet: Ich bin Diplomat und schuldig, aber ich bezahle nichts. So einfach. Der Beifahrer sagt mir lachend: "Moege Allah dir helfen." Danke vielmals, aber die Hilfe der aethtiopischen Botschaft waere fuer mich schon ausreichend. Also fahren wir alleine zur Polizeistation. Das WC dort spottet jeder Beschreibung und ein junger Mann, der zu lax vor dem Tresen steht, wird mit einem kurzen Rippenstoss eingenordet stramm zu stehen, wie ein Soldat. Wir zeigen den Diplomaten an, aber da wir Kairo verlassen, wird der Schaden in jedem Fall an uns haengen bleiben. Der Unfall passierte, weil ich mich nicht ausreichend auf das hier herrschende Gesetz des Staerkeren besonnen habe. Heisst: Schneidet ein Autofahrer einen Radfahrer, so hat dieser zu halten. Als ich schon vor dem Fahrzeug bin, waehrend Renata eingeklemmt zwischen diesem und parkenden Autos steht und ich mich nach ihr umdrehe, anhalte, faehrt mir der Botschaftsangehoerige ins Rad- schliesslich konnte er nicht damit rechnen, dass ich anhalte. Das ich lediglich Fussgaengertempo fuhr, aendert nichts an seiner Haltung, ich sei schuld. Mit einem Taxi fahren wir ins Anglo-Swiss-Hotel zurueck. Welcome to Cairo! - Es ist einfach nicht moeglich diese Stadt zu verlassen! Und woher sollen wir jetzt ein neues Hinterrad bekommen? Manche Dinge, z.B. Ersatzteile fuer unsere beschaedigte Videokamera, bekommt man in ganz Aegypten nicht. Aber ein winziger Laden namens Abu Guch biegt das Rad einfach wieder einigermassen gerade. Jetzt eiert das Hinterrad zwar etwas, aber man versichert mir, das wuerde halten. Inchallah! Wie sollen wir das alles deuten? Will uns das Schicksal von einer Weiterreise abhalten? Unser Bekannter im Netcafe "4U", Bataly aus Sudan, lacht wieder mal, weil wir uns schon so oft verabschiedet haben und immer wieder kommen. Und auch Andreas ist mehr belustigt denn erstaunt. Als wir am 23.5. in Kairo ankamen, wollten wir "10 bis 14 Tage" bleiben. Daraus sind drei Monate geworden. Die neuerliche Verzoegerung zwingt uns nun, sehr schnell Richtung Sudan zu fahren, da unsere Visa fuer Sudan am 5.9. verfallen. Ein letztes Mal gehen wir mit Andreas in die schwimmende Disko "Coco Djungel", in der gerade eine kleine Hochzeitsfeier stattfindet. Auch hier wird die dreistoeckige Sahnetorte mit Technomusikbegleitung angeschnitten- wohl eine Art neue Tradition. Am 17.8. brechen wir erneut und zum vierten Mal auf - diesmal erfolgreich. geschrieben am 23.8. in Assyut
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