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Reisetagebuch

8/17/2003   Aegypten / Saqara

Djoser

Wir ereichen die Nekropole Saqara

(Harald und Renata) Gegen 9 Uhr brechen wir auf und hangeln uns durch den dichten, chaotischen Verkehr von Down Town, ueber die grossen Bruecken, die die Insel Giza mit Kairo und Gizeh verbinden, vorbei am Zoo und dann zu den Pyramiden. Dort wenden wir uns Richtung Sueden und fahren an einem der Kanaele entlang, die von Aegyptens Lebensader, dem Nil, gespeist werden. Grosse Eukalyptusbaeume spenden Schatten, Fellachen (Bauern) reiten auf Eseln, Pferdefuhrwerke transportieren Gemuese und Fruechte, neben der passablen Strasse sitzen Frauen im Schatten und sortieren Obst, Kinder winken uns zu und schreien "Welcome" und "Hello".

Ein staendiger, seichter Wind weht uns entgegen, kuehlt ein wenig. Wir haben unsere Huete und die Sonnenbrillen aufgesetzt und wir sind gutgelaunt: Endlich geht es vorwaerts!

Am Nachmittag erreichen wir Abu Sir. Dieses Pyramidenfeld ist Teil eines Baugrundes vieler Grabmale, das durchgehend bis Dashur reicht. Alle Welt kennt die grossen Pyramiden von Gizeh, aber es gibt ca. 80 weitere Pyramiden in Aegypten! Eine stand ehemals sogar noch weiter noerdlich von Gizeh, ist aber heute, wie viele andere auch, kaum mehr als solche zu erkennen und lohnte daher auch keinen Besuch. Dort haben sich, nachdem Griechen, Roemer und Byzantinier durch die Araber vertrieben wurden, letztere bedient, um ihre Moscheen, Stadtmauern und Palaeste zu bauen. Danach setzten die Osmanen das Zersetzungswerk fort und erst vor ca. 100 Jahren gebot man der Zerstoerung nach und nach Einhalt.

Das Gelaende von Abu Sir ist wegen Bauarbeiten geschlossen. Auch ein persoenliches Wort an den Leiter der Baustelle aendert nichts. Aber ein Waechter signalisiert uns, wir sollen einfach warten.

So setzen wir uns in den Schatten und alsbald heisst es, der Leiter sei weg und fuer ein ordentliches Backschisch koennen wir aufs Gelaende. Allerdings bestehe ich darauf, erst nachher und die Haelfte des geforderten Betrages zu zahlen.

Kaum stehen wir vor der am besten erhaltenen Pyramide von dreien, toent der Waerter scheinbar erbost, was wir denn da machen!? Sofort runter vom Gelaende!

Des Raetsels Loesung: Der Boss ist zurueck gekommen und so muessen wir weichen, setzen uns auf die Raeder und fahren nach Saqara weiter.

Unser Weg fuehrt uns durch ein kleines Dorf, wo wir Wasser und Lebensmittel kaufen. Der ca. 4 Meter breite Kanal, der die Ortschaft neben der unbefestigten, staubigen Strasse durchschneidet, ist voller Abfall, eine dunkelgraue bis -gruene Kloake, stinkend, voller Plastiktueten, verloeschenden, qualmenden Feuern. Widerlich. Von einer besonderen Wertschaetzung fuer das Lebenselexier Wasser in einem Wuestenstaat ist da nichts zu sehen. Aegyptens Landflaeche besteht eben hauptsaechlich aus Wueste und neben dem Delta, das hier in Saqara endet, gibt es nur die fruchtbaren Ufer des Nils, sowie sechs nennenswerte Oasen: Fayoum (die groesste), Bahariya (die wir besucht haben), Siwa, Farafra, Dakhla und Kargha.

Wir fahren mit den Raedern in das Gelaende von Saqara. Es ist Nachmittag, heiss. Die Pyramiden wurden in der Wueste gebaut, um den kostbaren Ackerboden nicht zu benutzen und um festen Grund zu haben, sowie sicher vor den Nilfluten zu sein, die alljaehrlich das Land ueberfluteten, bis man den grossen Staudamm in Assuan errichtete.

Die groesste Pyramide hier wurde von Pharao Djoser und seinem Architekten Imhoteb erbaut. Unter Aegyptologen gilt Djoser als der erste Pharao, der eine echte Pyramide erbaut. Aber wie so oft: Ein Architekt profitierte vom Wissen des Vorgaengers. Fruehere Herrscher bauten sog. "Mastabas". Das sind zweistufige Grabmaeler aus Lehmziegeln (die wir leider nur von Ferne in der Wueste stehen sehen koennen). Ein quadratischer Grundriss, steil, schraeg aufsteigende Mauern (fuenf bis zehn Meter hoch), innen verfuellt und mit Kammern versehen, darauf eine zweite Stufe.

Imhoteb verbaute als Erster Steine statt Lehmziegel- die jedoch noch die Groesse der Ziegel hatten - und kam mit der Verwendung der haltbareren Kalksteine dem Gedanken des ewigen Denkmals naeher.

Von der grosszuegigen Tempelanlage sind nur noch Reste erhalten: Ein enger Kolonadengang, mit ungewoehnlichen Saeulen, die es nur hier geben soll. Die verstorbenen Pharaonen waren zu Lebzeiten gottgleich und gingen nach ihrem Tod ins jenseitige Reich der Goetter ein, um dort, ebenbuertig mit diesen, weiterzuleben. Deshalb wurde der lebende und der tote Herrscher verehrt, denn er hatte Macht ueber seinen Tod hinaus. Da das Herrschaftsrecht meist vom Vater auf den Sohn ueberging, konnte sich der treue Untertan zudem der Gunst des Sohnes gewiss sein, wenn er dem Vater gut diente.

Die zahlreichen Hyroglyphen, eine Art Bildalphabet, idealisieren in den Kultstaetten das Leben, die Erfolge und die Verehrung des jeweiligen Herrschers fuer die vielen Goetter.

Die Pharaonen regierten ueber dreitausend Jahre, wogegen sich die etwa tausend Jahre des roemischen Imperiums geradezu nebensaechlich ausnehmen. Und erst recht unsere heutigen Vorstellungen von Regierungskontinuitaet. Ein nie wieder erreichter Rekord, koennte man sagen.

Allein das schiere Alter der Steinarbeiten ringt einem Respekt ab: naturalistische Tier-, Menschen- und Gegenstandsdarstellungen, 4800 Jahre alt, mit bis heute teilweise erhaltenen Bemalungen in wunderschoenen Farben. Die Sauberkeit der Bauausfuehrung entsprach dem Sinn fuer Dauerhaftigkeit, den diese Kultur ausstrahlt.

Auf dem Gelaende finden sich auch zwei extrem tiefe Gruben, ueber dreissig Meter tief. Dies sind spaetere Graeber, aber auch diese Bauweise hat Grabraeuber nicht abgehalten. Kein Grab, dass entdeckt wurde, blieb verschont.

Um 4.30 Uhr wird das Gelaende geschlossen und wir fahren ein Stueck zurueck, weil auf der Zufahrtsstrasse ein Clubgelaende liegt. Wegen des grossen Swimmingpools und dem gruenen Gelaende greifen wir ausnahmsweise mal tiefer in die Tasche, handeln aber auch hier die Haelfte des Preises aus und geniessen lange, bis in die Dunkelheit, das Bad im beleuchteten Pool, wo Renata einem aegyptischen Knaben das Schwimmen beibringt.

geschrieben am 26.8. in Nag-a Hammadi


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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