8/20/2003 Aegypten / El Bayahu
Nudeln im Pick-up
Mit Eskorte geht es weiter nilaufwaerts
(Harald und Renata) Frueh brechen wir auf, um die Kuehle des Morgens zu nutzen. Die Polizei besteht auf einer Eskorte, was uns befremdet- ein Pick-up mit fuenf Polizisten faehrt mit rund 18 km/h hinter uns her! Wie lange wollen die das machen? Aber das war uns angekuendigt worden, eine Sicherheitsmassnahme. Obwohl ja Aegypten angeblich absolut sicher sei... Es geht weiter entlang des Kanals, eine schoene Landschaft, weniger Verkehr, als in den Grossstaedten, weisse Reiher sitzen in den frischgewasserten Gemuesefeldern, waehrend ihre groesseren Vettern, scheuer und hochbeinig wie Kraniche, weiter entfernt am Kanalufer stehen und Fische stechen. Die Eskorten wechseln sich an den Checkpunkten ab. Immer ein Offizier, Oberleutnant oder Captain-Rang, sowie drei, vier Polizisten, oder Soldaten. Das geht hier wild durcheinander, ohne erkennbaren Grund. Mancher ist freundlich, andere sind genervt. Wir fuehlen uns etwas angetrieben, aber das ist unser Kompromiss, denn schliesslich sorgt man fuer unsere Sicherheit. Aber trotz guten Willens machen wir den Fehler, mittags weiter zu fahren, in der groessten Hitze. Nachdem wir samt Polizei zu Mittag gegessen haben, wollen wir die Jungs von der Eskorte schnell entlassen und uebertreiben es. In Maghagha ist dann die Luft raus. Uns platzt fast der Schaedel vor Hitze und Anstrengung. Wir setzen uns in einen Saftladen, trinken ein Glas "Manga" nach dem anderen und reiben uns mit Eiswuerfeln die Gesichter und den Nacken ein und kommen nicht mehr hoch. Mit Gewalt geht es nicht, das hat keinen Sinn. Wir machen eine lange Pause in einem schoenen, ruhigen Biergarten (so wuerden wir das nennen, aber hier ist der Alkoholausschank fast ueberall verboten). Auch hier sitzt ein Polizist mit einem Schnellfeuergewehr am Nebentisch, freundlich, zurueckhaltend. Im Schatten laesst sichs aushalten und um 16.30 fahren wir weiter. Trotzdem ist nach Einbruch der Dunkelheit in Samalut und nach mehr als 100 Kilometern das Ende der Fahnenstange erreicht. Unter orange-leuchtenden Laternen, die von Wolken von Eintagsfliegen umschwaermt werden, halten wir an. Der uns begleitende Offizier hat uns zum naechsten Abloesepunkt antreiben wollen und uns deshalb angelogen, es gaebe dort ein Hotel. Als ich ihn dort zur Rede stelle, verdrueckt er sich unbeeindruckt in sein Auto, ohne sich die Muehe zu machen, sich zu erklaeren. The egyptian way... Was jetzt? Die Polizei will, dass wir bis El Minya weiterfahren, aber jetzt nochmals ueber 20 km? Unmoeglich! Wir stimmen zu, dass wir samt Raedern und Gepaeck auf den Pick-up verladen werden und man versucht uns bei Christen im Ort unterzubringen. Hinter einem grossen, schweren Gittertor liegt ein sauberes Gelaende und vor einem mehrstoeckigen Haus sitzen gemuetlich mehrere Familien. Dort waere man hilfsbereit, will aber keine Polizei vor der Tuere haben. Als Entschuldigung schenkt uns der Manager eine Portion Nudelauflauf und Suessigkeiten und sein Freund, ein Aegypter aus Amerika sagt, er wuerde nicht mehr nach Aegypten zurueckkehren und wir sollen niemandem trauen, selbst der Polizei nicht. Die Christen haetten es nicht einfach hier, weil sie kaum Arbeit bekaemen und nicht aufsteigen koennten und in der Politik nichts zu melden haetten. Man befoerdert uns dann letztlich, nudelkauend, die Raeder mit den Fuessen festklemmend, auf unbefestigten Rohplanken mit den Koepfen gegen Winkeleisen stossend, nach El Bayahu. Dort halten wir vor einem schmucken Gittertor, drinnen ein gruenes Gelaende, ein Hotel. Trotz guenstigem Preis gibt es ein sauberes Zimmer, frische Bettwaesche, Handtuecher, Bad im Zimmer- wir sind zufrieden. Alles ist blitzblank, auch das Gelaende und es stellt sich heraus, dass wir wieder bei Christen zu Gast sind. Jetzt sind wir schon in Mittelaegypten und bald wird es merklich heisser werden. Heute nacht aber ist es angenehm kuehl und wir schlafen gut. geschrieben am 29.8. in Nag-a Hammadi
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