8/22/2003 Aegypten / Assyut
Jalla, jalla!
Ankunft in Assyut
(Harald und Renata) Am Morgen fruehstuecken wir mit unserem Guide-Gastgeber, der uns anbietet, fuer 150 Pfund zu den Graebern von Tuna El Gebel zu fahren. Zu teuer fuer uns und ausserdem wollen wir weiter. Zum Abschied machen wir ein paar Aufnahmen und dann wollen wir loslegen. Aber man moechte sich neben uns noch ueberall zeigen: Seht her, ich bin interessant, klug und wohlhabend genug, Gastgeber von Europaeern zu sein! Um uns fuer die Einladung erkenntlich zu zeigen, machen wir mit, besichtigen auch die aelteste Moschee der Stadt und an einem ungewoehnlich schoenem, alten Buergerhaus fallen mir Einschussloecher auf. In Mallawi wurde 1993/94 gekaempft und die Extremisten hatten sich hier verschanzt. Dann muessen wir aber los, denn die Sonne steht schon hoch. Aber meine Schaltung ist defekt. Wie ist das moeglich, nachdem sie gestern noch bis zum letzten Tritt funktionierte? Wir vermuten Uebles- vielleicht hat der Juengste im Haus mein Rad in der Nacht kurz benutzt und ist gestuerzt? In einer Fahrradwerkstatt macht man kurzen Prozess und biegt mit einer Zange alles wieder hin, wo ich an Stellschrauben und vorsichtiges Rangehen dachte. Die folgende Fahrt fuehrt uns dann weiter linksnilig nach El Qusiya, seit Ortsausgang Mallawi wieder stets mit Polizeifahrzeug samt 5-7 Maennern hinter uns. Wir vertilgen Unmengen Mineralwasser, dass es hier ausschliesslich ohne Kohlensaeure gibt. Aus den Tonkruegen und Zapfstellen trinken wir nicht. Zwischendurch mal ein Glas Zuckerrohrsaft, obwohl die Stangen vor dem Auspressen ja nicht gewaschen wurden und aller Dreck mit im Glas landet. Dann uebernimmt ein ausgesprochen netter (und knackiger, wie Renata anmerkt) Polizist unseren Schutz. Ein richtig sympatischer Kaptain in beiger Uniform, der uns sogar zu einem Getraenk einlaedt und uns nicht mit "Jalla, jalla" (weiter, weiter!) scheucht, wie seine Vorgaenger. Am Kanal hocken sich Maenner vor unseren Augen zum Grossen Geschaeft hin, ungeniert. In Kairo pinkelte einer in den Fluss, als wir mit seinem Boot ablegten und dies (bewusst?) vor den Augen der Frauen im Boot, dabei nur fuenf Meter vom Gesicht seines Helfers, der im Wasser schwimmt. Wir erreichen am Abend nach rund 90 km Assyut, eine weitere Provinzmetropole. Hier, so wissen wir, ist ein Hort von Fundamentalisten. Und wie, um uns dies zu bestaetigen, passiert uns folgendes: Wir gruessen am Tag viele, viele Male, winken. Renata und ich entbieten einem Mann, der vor einer Moschee auf einen Microbus wartet, den islamischen Gruss: Salem aleikum! Doch statt Aleikum Salem zischt uns der Mensch das schlimmste arabische Schimpfwort entgegen, dass es gibt. Der hinter uns fahrende Offizier winkt mir zu "weiterfahren!". Diese Szene alamiert uns und erinnert uns daran, dass sich die Haltung vieler Leute in den paar Jahren, seit Touristen erschossen wurden, nicht sehr geaendert haben kann. Die Polizei kann uns erst der oertlichen Einheit ueberlassen, wenn sie uns in einem Hotel untergebracht hat. Die ersten beiden Hotels sind zu schmutzig, im dritten sollen wir fuer ein Zimmer, dass 40 Pfund wert ist, 90 bezahlen. Nach viel Theater einigen wir uns auf 45. Morgen legen wir einen Tag Pause ein, u.a., um Tagebuch zu schreiben. Und die Beine, sowie unsere Allerwertesten koennens auch vertragen. geschrieben am 30.8. in Qena
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