8/24/2003 Aegypten / Sohag
Traumlandschaft am Nil
Gewaltritt bis in die Nacht
(Harald und Renata) In aller Herrgottsfruehe stehen wir abmarschbereit in der Lobby, waehrend die zwei Polizisten im Hotel noch auf den Wartesesseln schlafen. Wir warten, wie schon oft, auf einen Pick-up, der hinter uns herfaehrt. Dann gehts stadtauswaerts, aber man leitet uns ueber eine Nilbruecke, was wir nicht wollen, denn nur auf der linken Flussseite gibt es Staedte, stets Getraenke, Lokale, Schatten. Aber diesmal ist man unnachgiebiger, die andere Flussseite sei gefaehrlich, heisst es, Schiessereien zwischen Familien. Das koennte stimmen, kann aber genausogut gelogen sein. Auch die Polizei sieht vorallem darauf, selbst alles einfach zu haben. Irgendwie sind wir aber heute des Kampfes muede und geben nach. Auf der Nilbruecke stehend, sehen wir diese Landschaft von ihrer schoensten Seite: Das tiefblaue Wasser, darin sattgruene Wasserhyazinten und am Ufer Schilfrohr, weisse Reiher, Felukken mit grossen, weissen Segeln, in der Ferne taucht der Morgendunst die Stadt Assyut in milchige Pastelltoene, die Dattelpalmen mit den orangen Fruchtstauden stehen still im Gruen der Zuckerrohrfelder. Ja, fuer soetwas sind wir gekommen, das lassen wir uns nicht durch diese Gauner vermiesen. Hintereinander fahrend, singen wir aus "Mecky Messer": Und der Haifisch, der hat Zaehne, und die traegt er im Gesicht,... Die rechte Nilseite ist durchweg die ruhigere. Hier gibt es kaum Staedte und wenig antike Staetten, weniger Verkehr. Zunaechst ist die Strasse schlecht, aber dann wird sie zur 1b-Piste. Wir gruessen die Menschen am Strassenrand, winken. Hier wird fast nur die Gallabya getragen, das lange Hemd. Es ist leicht, aus Baumwolle, luftig, braucht keinen Guertel, hat selten Knoepfe, weite Aermel. Ueberall werden die Felderzeugnisse an der Strasse angeboten: Gruene Trauben, Bananen, gelbe und gruene Mangos, Feigen, gelbe und rote Datteln (schmecken roh eher nichtssagend, etwas holzig), Guaven(birnenfoermig, klein und saftig), Kaktusfruechte, Granataepfel, Limonen, Honig- und Wassermelonen. An Gemuese gibt es rote Zwiebeln, rote (suesse) und gelbe Kartoffeln, Tomaten, gruene und weisse Bohnen, Zuccinis, Auberginen, Moehren, verschiedene Pepperonis, Paprika und Radieschen. Endlos wie ein Meer erstrecken sich die Mais- und Zuckerrohrfelder, alle paar hundert Meter traegt ein Eselchen einen Riesenhaufen Blaetterstauden auf dem Buckel, auf dem auch noch der Reiter mit seiner Sichel sitzt. Es wird seit etwa Mallawi weniger zurueckgegruesst und wir sehen mehr Maenner mit Gewehren auf dem Ruecken. Da es hier nichts mehr zu jagen gibt, wundert das. Bis zum Staudamm gibt es keine Nilpferde und Krokodile mehr und auch den Kobras hat man komplett den Garaus gemacht. Die Wueste reicht hier fast bis an den Fluss, kahle, hellbraune Huegel, in denen hier, bei Antaepolis, hunderte von Felsengraebern zu sehen sind. Auch grosse Koenigsgraeber sind darunter, aber wir fahren weiter. Als wir uns in einem Strassenlokal zu den Einheimischen setzen, verjagt die Polizei kurzerhand die Haelfte der Gaeste, anstatt uns zu bitten, einen Sicherheitsabstand zu halten. Wir entschuldigen uns dafuer, es ist uns unangenehm. Dann wird es dunkel und die Polizei fuehrt uns ueber einen Umweg nach Sohag, trotzdem wir ausdruecklich nach dem anderen Weg gefragt hatten und er uns zugesagt wurde. Auch dieser Offizier hat keine Bedenken rundweg zu luegen. Als wir in Sohag in der Jugendherberge ankommen, stehen 117 km auf den Tachos und das in der Hitze von ueber 40 Grad im Schatten- den wir nie haben. geschrieben am 31.8. in Qena
|