9/9/2003 Aegypten / Luxor
Hotchickensoup
Ein moderner Tempel und die Graeber der Noblen
(Harald und Renata) Den 8.9. verbringen wir vornehmlich im Netcafe, dazu ist nicht viel zu sagen. Am 9.9. fallen wir fast wieder auf einen Guide herein, der sich als Feluka-Kapitaen ausgibt. Letztlich ging es ihm wieder nur um seine "Commision" fuer die Taxifahrt, trotz seiner luegnerischen, gegenteiligen Behauptungen. Alle in einen Sack und draufhauen- es trifft immer den Richtigen. Wir besuchen den Tempel der Pharaonin Hatschepsut, der in einem Halbkessel der Berge liegt. Hier auf dem Parkplatz wurden 1997 58 Bus-Touristen von aegyptischen Terroristen, die sich als Polizisten verkleidet hatten, erschossen und in die Luft gesprengt. Es war das jahrelange Aus fuer Aegyptens Fremdenverkehr- wie die Moerder es gewollt hatten. Heute erinnert nicht einmal eine Gedenktafel der vielen Opfer- in Deutschland waere das undenkbar. Hatschepsut (oder Hotchickensoup), war die Tochter Thutmosis I und wurde mit ihrem Halbbruder Thutmosis II verheiratet. Inzucht war unter den Pharaonen an der Tagesordnung, die Folgen dieses genetischen Irrweges waren Deformationen und oft frueher Tod. Als Ihr Gatte frueh starb, bestimmte er einen Sohn einer Nebenfrau zum Pharao. Dieses Kind war zu jung, um zu regieren und die Amun-Priesterschaft unterstuetzte Hatschepsut darin, sich zur Koenigin zu kroenen, wobei sie ihre Regentschaft offiziell mit dem Kind teilte. In den 20 friedlichen Jahren ihrer Herrschaft gedieh Aegypten stetig. Nach ihrem Tod wurde der Stiefsohn Alleinherrscher und versuchte die Spuren der Regentschaft seiner Stiefmutter auszuloeschen. Er ummauerte die grossen Obelisken (sie zu zerstoeren, traute er sich wohl nicht) und er liess die Reliefs im grossen Tempel hier in den Bergen zerstoeren. Hatschepsut wurde teilweise sogar mit Bart dargestellt, um wenigstens in den Bildern zu verschleiern, wie ungewoehnlich eine Koenigin war. Sie selbst liess hier im Tempel ihre Mutter Ahmose malen, wie sie mit dem Goetterkoenig Amun engumschlungen auf einem Bett sitzt. Ahmose ist danach deutlich als laechelnde, hochschwangere Frau zu sehen, die dann die Tochter ihrem Vater Amun vorstellt, der sie als Thronerbin anerkennt. Legenden ranken sich um Hatschepsuts Reise ins Land Punt, am Horn von Afrika, heute Somalia/Eritrea. Die Stationen der Reise sind hier abgebildet. Dort holte sie grosse Mengen Weihrauch und Myrrhe, sowie deren Setzlinge. Diese Pflanzen waren fuer die Zeremonien unersetzlich, auch dies haben die Christen spaeter uebernommen. Dann besuchen wir die sog. "Graeber der Noblen". Mitten in einem heutigen Dorf gelegen, kann man hier sechs Graeber hochgestellter Persoenlichkeiten sehen: Verwalter, Schreiber, Buergermeister, Feldvermesser liessen sich prachtvolle Graeber anlegen. Was heute noch zu sehen ist, ist oft schoener, als die Koenigsgraeber! Da gibt es eine gewellte Decke, die mit Weinlaub und Trauben verziert ist, Festgaeste, die mit feingezeichneten Peruecken zum Begraebnis erscheinen, Klagefrauen, Musikanten, Ehrengoldverleihungen, exotische Tiere, die von auslaendischen Gesandten mitgebracht wurden, Jagd- und Fischereiszenen. Zum Abschluss sehen wir uns am Nachmittag noch den Tempel Medinet Habu an. Auch dies einstmals eine ganze Stadt, stehen heute nur noch Pylone, Mauern und Saeulen. Auf den Mauern sieht man Darstellungen, die z.B. Ramses III zeigen, der sich mit Damen seines Harems in den 2. Stock eines Pylons "zurueckzieht" (Sein Spitzname war Rammelses). Der Pharao packt zudem die Feinde Aegyptens am Schopf und erschlaegt sie - Leidtragende: Libyer, Syrer und Seevoelker "des Nordens". Und die Generaele zeigen zum Beweis ihres Erfolges auf dem Schlachtfeld, Haufen abgeschnittener Haende und Penisse der Feinde. Wie einfallsreich und unwiderlegbar! In der Jugendherberge ist ein italienisches Ehepaar aus Ravenna neben uns eingezogen, mit dem wir uns gut arrangieren. Und unser Stubentiger waechst und gedeiht und wird taeglich mit Schwefelcreme einbalsamiert und streckt uns seinen immer runder werdenden Bauch entgegen. Und naechtens sorgt er fuer Abwechslung, wenn er uns in seinen aktiven Phasen auf den Bauch springt. geschrieben am 13.9. in Luxor
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