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Reisetagebuch

9/12/2003   Aegypten / Luxor

Tal der Koeniginnen

Mit Mi Kyong im Nachbartal der Koenige

(Harald und Renata) Um sieben Uhr morgens brechen wir zum Tal der Koeniginnen auf. Ein Taxi bringt uns zur Faehre und dort handeln wir mit einem Taxifahrer einen vertretbaren Preis fuer die Fahrt in die Berge aus. Nach etwa 5 km kommen wir in einem kleinen Talkessel an, hinter dessen noerdlichem Kamm das Tal der Maenner liegt.

Von hier bislang freigelegten ca. 100 Graebern sind heute nur drei zugaenglich, wobei das schoenste Grab Aegyptens, das von Nefertari, der Lieblingsfrau des allgegenwaertigen Ramses II, wegen Renovierung geschlossen ist. Es waere mit 15 Euro Eintritt und einer vorgegebenen Rekordaufenthaltsdauer von 5-10 Minuten, auch das bei weitem teuerste. Nur 150 Besucher durften taeglich hinein und jetzt muss erneut konserviert werden, weil die Atem- und Koerperfeuchte der Besucher in den Putz dringt, dort Mineralien anloest und nachts, bei Abkuehlung, wieder samt der Salze, an die Oberflaeche des Putzes diffundiert und die Farbe anloest. Zudem koennen es viele Touristen, trotz eindeutiger, mehrfach angeschlagener Verbote, nicht unterlassen zu blitzen. Das grelle Licht zerstoert die Pigmente, weshalb jetzt strenge Kontrollen bei den wertvollsten Graebern stattfinden. Da ist dann auch mit Backschisch fuer Fotos ohne Blitz nichts mehr zu machen.

Nur ein Frauengrab ist zu besichtigen, daneben zwei der Soehne Ramses III, namens Chaemwaset und Amunherchepeschef. Jung gestorben, wie man aus den Bildern erkennt, bedurften sie der Fuersprache des maechtigen Vaters im Jenseits. Mit wirklich ausgefallenen Frisuren geschmueckt, kahlkoepfig bis auf zwei kreisfoermige Haarbueschel rechts und links des Kopfes, folgen sie dem Vater und begegnen Isis, Anubis, Horus, Osiris usw.

Die Malereien sind viel schoener, als im Tal der Koenige- leider, wie gesagt: no photos!

Anschliessend gehts zum Tal Deir El Medina, der Arbeitersiedlung fuer die riesige Grabstaette. Hier wohnten die Handwerker und Kuenstler, die staendig neue Graeber schufen. Da mancher Grabbau lange vor dem Tod eines Noblen begann und sich ueber die Jahrhunderte so einiges an Toten ansammelte, sind heute ueber 1000 Graeber allein in diesem Seitental gefunden worden.

Eines der Graeber entging den raeuberischen Wuehlmaeusen und ist das praechtigste, was wir zu sehen bekommen: Das Grab Sennedjems. An der Rueckseite der Grabkammer wurde das Jenseits dargestellt, wie sich die alten Aegypter dies vorstellten: Ein Fluss durchzieht Schilf, Felder, auf denen gearbeitet wird(!), es gibt Fische und Voegel und alles Getier und Blumen- das Paradies eben. Wer weiss, ob die Juden bei ihrer Auswanderung aus der Gefangenschaft nicht diese Jenseitsvorstellungen mitnahmen?

Ich versuche noch weiter den Berghang hinauf zu kommen, um auf eigene Faust etwas zu entdecken. Da gibt es voellig offene Graeber, mit Statuenstuecken, Tongefaessen und Resten von Malereien. Aber nach kurzer Zeit werde ich zum Eingang komplimentiert.

Ungeschriebenes Gesetz ist es, den Grabwaertern ein Backschisch zu geben. Und das laeppert sich fuer die ordentlich zusammen. Bei einem durchschnittlichen Tageseinkommen von etwa 10 Pfund, nehmen sie ein Vielfaches an, nicht erlaubten!, Trinkgeldern ein. Dafuer druecken sie einem auch mal ploetzlich einen echten Totenschaedel in die Hand oder leuchten mit einer Taschenlampe in eine dunkle Nebenkammer, in der Haufen von Leichen und Mumienresten liegen. Die Brustkoerbe und Rueckraeder stapeln sich da schauerlich uebereinander und man fragt sich: Was, um alles in der Welt, soll das? Einerseits ein geradezu penibler Aufwand, andererseits pietaetslose Nachlaessigkeit.

Wir haben heute per Mail die Nachricht erhalten dass ein Reisefuehrer fuer Aethiopien, den wir per Post an die deutsche Botschaft in Karthum geschickt haben, nicht angekommen ist. Wahrscheinlich hat sich gleich bei der Hauptpost in Kairo jemand das gut verkaeufliche Buch unter den Nagel gerissen.

Mi Kyoung hat eigentlich Angst vor Katzen, aber unser Exemplar, fuer das wir keinen Namen finden, fasst sie doch linkisch-vorsichtig an, mit manchem Ooooh! und Aaaah!

Wir haben eine wirklich schoene Zeit mir der natuerlichen Koreanerin.

geschrieben am 16.9. in Idfu


 

 

 

 

 

 

 

 


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