9/20/2003 Aegypten / Assuan
Nubische Taenze
Wir begegnen zwei nubischen Taenzern und sehenderen Proben / ein Hollaender trifft ein
(Harald und Renata) Am 19.9. machen wir uns eine Liste, was vor Grenzuebertritt alles erledigt werden muss, denn die Strecke bis Karthum ist fast Niemandsland und wird uns wochenlang beschaeftigen. Wir gehen zur Touristenpolizei, um mit den Herren abzuklaeren, ob die Erlaubnis nach Abu Simbel mit den Raedern zu fahren, noch gueltig ist. Und zunaechst sieht es nicht danach aus. Wir sollen aber um 22 Uhr wiederkommen. Im Netcafe treffen wir zwei Nubier, junge Maenner, die sehr freundlich, humorvoll und erholsam-verstaendlich in ihrer Art sind. Keine Fragen nach Politik, Kindern u.ae. Sie sind Taenzer in verschiedenen Gruppen und der eine, namens Riki, ist Discjockey. Er laedt uns zu seinen Proben am naechsten Tag ein. Wie erstaunt sind wir, als der andere erzaehlt, wie er in Zakopane in Polen war und Renata und er singen ein polnisches Lied aus den Guralbergen im Duett. Ein schoener Augenblick, Renata kann es nicht fassen: Hier in Oberaegypten, ein Nubier der polnisch singt und das auch noch gut! So klein die Welt... Wir schreiben eine Menge Mails, denn mittlerweile haben wir unterwegs viele Menschen kennengelernt, an die wir oft denken. Am Abend sind wir wieder zu Gast bei der Touristenpolizei. Hier schreiben wir genau auf, wie wir die Mordsstrecke von 300 km bis nach Abu Simbel durch die Wueste schaffen wollen. Es gibt nur ein Resthouse nach etwa 100 km, heisst es, ansonsten keine Siedlungen, keine schattenspendenden Baeume, keine kuehlen Hoehlen, nichts als sandige Wueste. Renata moechte uns das ersparen, die Strecke mit dem Bus zuruecklegen und dann auf die Faehre. Aber ich hatte mir schon in Deutschland vorgenommen, diesen Abschnitt, wenn irgend moeglich, zu radeln. Dafuer bin ich in Kairo 11 Mal zur Polizei gelaufen und jetzt moechte ich das durchziehen. Am 20.9. treffen wir im Netcafe einen Niederlaender aus Leiden, der gerade aus dem Sudan gekommen ist. Er war als Krankenpfleger in Botswana taetig, hatte es dort vor allem mit Aidskranken zu tun. Botswana ist mit etwa 40 % Erkrankten Aids-Weltmeister. Unvorstellbare Zahlen... Der Hollaender heisst Erik, ist 28, und sieht sehr muede aus. Vom Sudan weiss er Gutes zu berichten. Er hat Afrika mit Bus und Bahn durchquert und empfiehlt uns einen Abstecher nach Malawi. Mal sehen... Erik kennt die Anmache in Aegypten, weil er schon einmal hier war und ist es genauso muede, wie wir. Wir nehmen Erik zu der Probe im Kulturzentrum an der Corniche mit. Riki winkt uns laechelnd und wir sitzen in der ersten Reihe. Die Nubier wurden im Zuge des Staudammbaues nach Kom Ombo und Assuan umgesiedelt. Sie haben ihre eigene Sprache und Kultur bewahrt, von der wir jetzt einen schoenen Ausschnitt zu sehen bekommen. Es wird ein Schwerttanz aufgefuehrt, ein Streit geschlichtet und eine Hochzeit gefeiert. Danach gehen wir am Nil etwas trinken und Riki besteht darauf, uns einzuladen. Er ist in seiner ganzen Art anders als die Aegypter, die wir kennengelernt haben. geschrieben am 22.9. in Assuan
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