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Reisetagebuch

10/1/2003   Sudan / 40 km hinter Halfa

Drei Jeeps, zwei Raeder und ein Citroen

Erste Wuestenetappe

(Harald und Renata) Es ist herrlich ruhig und kuehl in der Nacht. Als wir unser Zelt abgebaut haben, schlafen die drei Japaner noch, alle nebeneinander, auf der demontierten Ladeflaeche eines Kleinlasters. In die Fahrerkabine direkt daneben hockt sich einer der Hotelgaeste und verrichtet sein Geschaeft, ein anderer pinkelt im Laufen, ohne sich an Renata zu stoeren.

Eine buntgekleidete Frau aus dem Sueden, schwarz wie die Nacht (wer hat eigentlich behauptet, die Haut sei dunkelbraun und nicht schwarz? Soll mal herkommen und sichs selbst anschauen!), bringt uns im Restaurant stark mit Kardamom gewuerzten Kaffee und ich versuche mich an gekochtem Fleisch, von dem die Haelfte die Dorfhunde bekommen, weil es ungeniessbar knorpelig ist.

Dann kaufen wir fuer die heutige und morgige Etappe ein, die uns ausschliesslich durch unbewohnte Wueste fuehrt: 9 Liter Wasser, rundes, dickes Fladenbrot, Streichkaese “La Vache Quiri”(die lachende Kuh), eine Dose Ananas, 1 kleines Glas Feigenmarmelade (lt. englischer Beschriftung “Fig-Jam”)- das soll fuer max 2 Tage reichen.

Wir tauschen Geld, denn mit unserer Visakarte koennen wir hier nichts anfangen. Die oertliche Bank residiert in der 1. Etage des hoechsten Hauses in Halfa. Es gibt keinen Tresen, kein Glas, nur einen Panzerschrank und drei Angestellte, die mir erklaeren, dass wir unser aegyptisches Geld nicht in sudanesisches umtauschen koennen. Widerwillig wechseln wir bei einem der Geldhaendler auf der Strasse 100 USD gegen Dinare. So halten wir 26000 Dinare in der Hand, der offizielle Kurs. Fuer unsere aegyptischen Pfund gibt man uns aber statt des off. Kurses von 1:44 nur 1:36, ein Verlust von 20 %.

Wir brauchen lt. Reisefuehrer eine Foto-, eine Video- und eine Reiseerlaubnis. Aber letztlich macht man uns zwar einen Vermerk in den Pass, dass wir eine Videokamera besitzen, aber wir zahlen nur umgerechnet 15 Euro fuer die “Travelpermission”(Reiseerl.). Alles Verhandeln auf der Polizeistation quittiert man mit Achselzucken, an den Kosten ist nicht zu ruetteln.

Auch die englische und die belgische Crew sind reisebereit. Sie wollen zusammen fahren und weil es nur eine Strasse gibt und man langsam faehrt, nehmen die Jeeps unser Gepaeck mit, was uns enorm erleichtert.

Wir fahren nachmittags los, es ist heiss und die Strassen sind sandig. Bis morgen wollen wir versuchen, das erste Rasthaus zu erreichen, angeblich 90 km tief in der Wueste. Der erste Ort lt. Karte ist Akascha, lt. Michelin 115 km entfernt und die Strecke soll nach uebereinstimmender Auskunft, ein Albtraum sein.

Und so kommt es auch.

Wir fahren los, im Lenkerkoffer die Michelinkarte, die uns Emma geschenkt hat und nur jeweils einen Lowrider mit Wasser am Rad. Zunaechst geht es durch Halfa, eine weit auseinander gezogene Siedlung aus braunen Lehmhaeusern und wie ausgestorben wirkenden Strassen. Dann umfahren wir in weitem Bogen auf einer Geroellstrasse die Bucht von Halfa. Alle Strassenschilder sind ausschliesslich arabisch, somit fuer uns unleserlich beschriftet. Ein letzter Polizeiposten, der einzige Polizist traegt eine blaue Uniform mit Tarnmuster und ist barfuessig. Er kommentiert unser Ansinnen, nach Akascha auf Raedern zu fahren, mit Kopfschuetteln und Lachen, soll sagen: Na, dann viel Spass! Und wohl bekomms.

Wir haben guten Rueckenwind. Es geht hoch in die huegelige Wueste, die Strasse hat Wellblechcharacter, Renata leidet unter den Schlaegen. Der Sand wird tiefer, wir muessen bergauf schieben.

Nach 2,5 Stunden holt uns der Konvoi aus drei gruenen Landrovern und dem gelben Koffer-Citroen der Belgier ein. Grosses “Hallo”. Wir haben noch eine ordentliche Strecke geschafft, aber die Sonne geht jetzt bald unter und wir vereinbaren, nur noch ein paar Kilometer zu fahren, waehrend die Crew schon das Lager aufschlaegt. Renata ist am Ende ihrer Kraefte und ihr Rad wird verladen, waehrend ich weiterfahre.

Nach 10 km kommt mir aus dem Halbdunkel links der Strasse Podraigs Jeep entgegen und ich werde zur Wagenburg eskortiert, die man mitten in der Wueste aufgestellt hat.

Es wird Basmatireis mit Zuccini gekocht, Podraig hat einen Kuehlschrank im Wagen und gibt mir kalten Joghurt und Getraenke und sein MP3-Player spielt einen alten Hit nach dem anderen. Es ist windig, wird kuehler, unser Zelt steht, die Baeuche sind voll und um uns herum lauter lockere, humorvolle Leute. Wir haben ca. 40 km geschafft. Es geht uns prima.

geschrieben am 11.10. in Dongola


 


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