10/2/2003 Sudan / 115 km hinter Halfa in der Wueste
Alles gegeben
Zweite Etappe der Tour de Force
(Harald und Renata) Die Crew will uns weiter begleiten, weshalb wir nur 6 Liter Wasser und etwas zum Fruehstueck mitnehmen. Um 5.45 Uhr brechen wir im ersten Tgeslicht auf. Die Strasse hat das Ufer des Lake Nasser verlassen, hier ist alles kahl, schwarze Huegel und Berge, beiger und roetlicher Sand umgibt uns, die Strasse ist eigentlich nicht als solche zu bezeichnen, voller Kies, Geroell, Sand, eine Belastungsprobe fuer die Raeder. Ich habe die Rahmenfederung voll aufgedreht, jetzt kann die Technik zeigen, wofuer sie gut ist. Zusammen mit den Vorderradstossdaempfern, ergibt sich eine sehr gute Federung, die aber Kraft kostet, weil ein Teil der Trittenergie absorbiert wird. Etwa alle 1-2 Stunden kommt ein Taxi vorbei, die Leute johlen und winken, aber niemand fragt uns, ob wir Wasser brauchen. Oft fahren wir den Reifenspuren nach seitlich in die Wueste, weil Abschnitte auf der eigentlichen Strasse unbefahrbar sind. Mit Gepaeck waere das noch schlimmer und wir fragen uns, wie Akihide und andere das geschafft haben. Wir haben hier nur von Radreisenden gehoert, die hier mittendrin verladen oder gleich aufgegeben haben. Wir machen kurze Pausen, um zu trinken, gelegentlich setzen wir uns fuer 10 Minuten in den Schatten eines Felsens oder, in den Wadis, den einer Akazie. Um 11 Uhr geht uns das Wasser aus, unsere Crew wollte uns eigentlich ueberholen und Wasser mitbringen. Weil unsereTachometer nicht funktionieren, wissen wir nicht, wo genau wir uns auf der Strecke befinden. Wo ist das Rasthaus? Wir entschliessen uns, mit dem Satelitentelefon Pieter anzurufen, der ebenfalls ueber das Iridium-Netz erreichbar ist. Aber wir bekommen keine Verbindung, obwohl der Empfang einwandfrei ist. Was jetzt? Wir entschliessen uns, weiterzufahren, Renata meint noch, vielleicht sei das Rasthaus ja gleich um die Ecke und tatsaechlich fahren wir ein paar hundert Meter weiter und dort steht eine Lehmhuette im Niemandsland, mit einem LKW-Taxi davor, Fahrer und Fahrgaeste liegen auf Matten im Schatten und schlafen. Hier gibt es trockenes Brot und Tschai und nachdem wir ein kleines Nickerchen gemacht haben, prescht Podraigs Jeep heran. Pieter hat den Anruf gehoert, aber im Auto keine Verbindung bekommen. So dachte Podraig, es sei vielleicht etwas passiert und ist mit 80 km/h los und in ein Sandloch hinein und ein scharfkantiger, grosser Stein hat dabei einen seiner Superreifen fuer schweres Gelaende bis auf die Felge durchgerissen. Radwechsel. Renata kann nicht weiter und laedt auf. Ich fahre hianus in die Hitze, 43 Grad, in der Sonne sind es 49! Am Abend holen mich die Jeeps wieder ein. Ich muss unbedingt essen und stopfe hastig alles Essbare in mich hinein. Aber die Muedigkeit will nicht mehr weichen und als ich spaeter das Nachtlager zwischen zwei Bergen erreiche, bin ich am Ende meiner Kraefte, falle in einen Faltstuhl und friere, waehrend die anderen sich noch den Sonnenuntergang von den Huegelkaemmen aus anschauen. Jeder aus der Crew kocht einen Abend . Heute gibt es Nudeln mit Feta-Kaese. Wir schlafen frueh, waehrend im Lager noch gelacht wird. Pieter hat die Strecke heute mit 76 km gemessen. So groggy wie heute war ich noch an keinem Tag unserer Reise. geschrieben am 11.10. in Dongola
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