10/15/2003 Sudan / zwischen Al Ghaba und Debba
Luja soggi!
Wir sind zweiter Sieger
(Harald und Renata) Die Sonne geht um 6.50 Uhr auf, waehrend wir zusammenpacken. Im Dorf steht irgendwo ein Eselkarren mit Fladenbrot in rosa Plastiktueten, in einem der dunklen garagenartigen Laeden gibt es das bekannte Grundsortiment. Dann suchen wir die Strasse, denn schlimmer, als das staendige Schieben im Sand kanns nicht kommen. Aber es gibt keine Strasse, alles Umherirren kreuz und quer zwischen Nil und Wueste kostet nur Zeit und Kraft und wir verzweifeln fast. An einer Polizeistation machen wir kurze Rast und leihen unsere Fahrradpumpe aus, weil einem Polizisten Luft im Rad fehlt. Aber das Ventil passt nicht. Trotzdem fummelt man herum, bis es klappt (spaeter stellen wir fest, das man dabei unsere einzige Luftpumpe hingerichtet hat...). Wir schieben, fahren entlang einer Reihe von Betonstrommasten, die keinen Draht halten, als uns ein alter Mann auf einem Esel ueberholt, im Schlepptau drei Kamele und einen Hund. Es geht durch trockene Felder, ueber sandige Kaemme, wir versuchen mit dem Reiter Schritt zu halten, aber trotz seines geringen Tempos kommt er schneller voran, als wir. Jetzt ist es wieder heiss, und kein Schatten in Sicht und wir sind frustriert, weil wir kaum fahren koennen und nicht vorankommen. Der Sand ist ueberall und tief, Ketten und Zahnkraenze knirschen entsetzlich. Eines der PickUp-Taxis steckt im Sand fest und ich helfe mit, es freizuschieben. Und, oh Wunder! wir stehen ploetzlich auf einer Teerstrasse. Hier gibt es auch ein Rasthaus, indem wir die Mittagshitze abwarten. Auch der alte Eselsreiter sitzt hier und wir geben seinem Hund Wasser und Brot. Als der Mann aufbricht, bleibt der Hund humpelnd zurueck, er kann nicht weiter. Am Nachmittag folgen wir der Teerstrasse- was fuer eine Erleichterung-, passieren einen Polizeicheckpoint. Dort sitzt einer der Maenner mit einem harfenaehnlichen Instrument auf seiner Liege und erinnert mich sehr an den Muenchner im Himmel (Halleluja! Luja soggi!). Man hat hier kleine Informationstafeln, um Entfernungen abzulesen. Demnach sind es noch 63 km bis zur Teerstrasse nach Khartum. Und wir erfahren, dass die hiesige Teerstrasse bald zu Ende ist. Na, herzlichen Glueckwunsch! Am Ende der Strasse wartet wieder ein Albtraum aus Sand auf uns. Wir sind froh, als uns die untergehende Sonne vom Kampf erloest und wir einen Zeltplatz in einer Baumschule fuer Dattelpalmen finden. Wir fragen den Besitzer um Erlaubnis und wie immer bietet man uns den besten Platz an und frisches Wasser. Mit dem Wasser aus einem Pumpenstrahl koennen wir wieder "duschen" und die Radlerhosen waschen, die wir unter den langen Hosen zum Abfedern tragen. Dann essen wir noch eine Kleinigkeit und sehen den vorbeifahrenden Taxi nach und schliesslich ist es dunkel und wir schlafen im Innenzelt den tiefen Schlaf der Erschoepften. geschrieben am 5.11. in Khartum
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