10/18/2003 Sudan / In der Wueste
Die Wueste Bayuda
Erster Tag der Wuestentour
(Harald und Renata) Es war erholsam kuehl in der Nacht. Zunaechst fuhren die Autos noch rechts und links dicht an uns vorbei, wobei uns ja niemand sehen konnte, spaeter liess der Verkehr nach und als der Mond das Zelt gegen Mitternacht erleuchtet, ist es geradezu unheimlich still um uns herum. Wenn wir die Reissverschluesse oeffnen, um das Trinkwasser hereinzuholen, sehen wir Walzenspinnen und Kaefer um unser Zelt herumflitzen und auf dem Kamm des Grabens singt ein unbekannter Nachtvogel. Grosses Gehupe empfaengt uns dann in der Frueh, als wir Gepaeck und Raeder ueber den Kamm hieven und somit aus dem Nichts auftauchen. Die Strecke wird etwas fester, halbwegs fahrend erreichen wir dann die Moschee und, richtig, da ist die Teerstrasse. Was fuer ein Abschnitt liegt da hinter uns... Hier, am Anfang der Wuestenstrasse nach Khartum, liegt ein grosser Raststaettenkomplex. Hier gibt es Essen, Schatten und kalte Getraenke. Es ist zwar eigentlich zu frueh fuer die grosse Pause, aber wenn wir jetzt losfahren, fahren wir in die schattenlose Wueste hinein, was nicht sinnvoll ist. Ergo putzen wir erstmal unsere Raeder, deren Ketten beim Treten zuletzt wie Spatenstiche in Kies klangen. Man versucht uns leider auch hier uebers Ohr zu hauen, aber wir sind aus Aegypten Schlimmeres gewohnt. Insgesamt erscheinen die Nordsudanesen weniger geldgierig, dafuer stolzer und korrekter, als ihre noerdlichen Nachbarn. Renata kauft etwas Fett fuer die Ketten an einer Tankstelle, dann gehen wir Essen, waschen uns den Kopf und ein paar Kleidungsstuecke und warten die aergste Hitze ab. Seit geraumer Zeit hat sich aus einem geringfuegig eingerissenem Nagelbett ein Finger meiner rechten Hand entzuendet und das hat sich ausgebreitet und die Haut blaettert jetzt trocken und schmerzhaft ab. Mein angebrochener Zahn ist weiter zerfallen und deshalb wird es hoechste Zeit, Khartum endlich zu erreichen. Am Nachmittag sind alle Flaschen mit klarem Wasser gefuellt und die Kleidung trocken. Ein letzter Blick zurueck Richtung Nil, denn wir werden den Fluss bis Khatum nicht mehr sehen. Wir wollen richtig loslegen, haben aber Gegenwind. Nach ca. 7 km passieren wir noch eine kleine Raststelle, dann wird es schon dunkel. Die Wueste leuchtet in der Abenddaemmerung glutrot, schwarze Basaltbrocken liegen wie ausgestreut darauf und bedecken auch die kleinen Berge. Der Strassenbelag wechselt staendig, aber alles ist besser als das, was hinter uns liegt. Es gibt keine Hinweisschilder mit Entfernungsangaben, aber es muessen um die 380 km sein, die bis Khartum vor uns liegen. Der Baumbewuchs aus Akazien wird immer spaerlicher, dann verschwinden auch die wenigen Buesche. Die Sichtweite betraegt etwa 15 km in der trockenen Luft. Um 6.30 Uhr geht die Sonne als grosser, roter Ball unter. Im letzten Licht schieben wir die Raeder hinter einen Erdwall. Hier im weichen, roten Sand, unsichtbar fuer die Autofahrer, stellen wir das Zelt auf. Weil ich barfuss umherlaufe, trete ich mir einen Akazienstachel in die Ferse. Woher kommt der, da hier doch keine Baeume stehen? Sorgfaeltig vearzten wir die Wunde mit Jod und Pflaster, denn eine Infektion am Fuss waere jetzt das Ende der Weiterfahrt. Dann setzen wir uns auf die schraege Flanke des Walls und essen Brot mit Marmelade und trinken Wasser mit Orangenbrause. Heute haben wir nur 25 km geschafft und trotzdem bin ich todmuede. geschrieben am 5.11. in Khartum
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