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Reisetagebuch

10/23/2003   Sudan / ca. 35 km vor Khartum

Start!

Immer essen / Fettes Brot / Black Foess

(Harald und Renata) Weiter Richtung Sueden, Hauptstadt.

Wir sehen die ersten Kuehe, Tiere, die haeufiger als Schafe und Ziegen saufen muessen. An einer kleinen, lehmigen Traenke stehen die Tiere im kniehohen Wasser und ein junges Kamel hat sich gleich ganz hineingelegt. Wir sind fasziniert von diesen Tieren und immer wieder muss ich sie anfassen, auch die weichen Schnuten der Esel, die sich die seltene Massage gerne gefallen lassen. Am leichtesten zaubern die buschigen Eselfohlen ein Laecheln auf unsere Gesichter.

Die Hirten fahren ihre Wasserkarren ueber 15, 20 km bis zu den Traenken, die in den etwas tiefergelegenen Wadis angelegt wurden. Sieht man sie auf der Strasse, weiss man, dass es bis zum Wasser nicht mehr weit ist.

Es ist bewoelkt, wir haben wieder Gegenwind, wie jeden Tag. Die zahlreichen Termitenbauten stehen wie moderne Kunstwerke in der Savanne. Ein drosselaehnlicher Vogel fliegt kunstvolle Halbkreise ueber eine Fluegelspitze, dann laesst er sich mit angelegten Fluegeln abstuerzen, faengt sich kurz ueber dem Boden wieder auf und floetet derart menschlich, dass wir uns mehrmals umblicken, wer uns da auf sich aufmerksam machen will.

Es gibt Spatzen, zahlreiche Finkenarten und grosse, dunkelbraune Bussarde mit gelben Schnaebeln, die im heissen Aufwind kreisen.

Es ist wieder heiss und ich werde immer schawecher, denke nur noch an Essen. Schliesslich muss ich mitten auf der Strecke aufgeben, das Rad unter einen Baum schieben und mich auf die Matte legen. Renata faehrt zum naechsten, 7 km entfernten Rasthaus vor und kommt mit Wasser und per Anhalter wieder zu mir zurueck. Ich raffe mich auf, zwinge mich 30 Minuten lang in der Mittagshitze weiterzufahren. An der Raststaette angekommen, zittere ich vor Hunger und Erschoepfung, die Beine wackeln. Wir koennen hier mit Dollars zahlen und ich verdruecke zwei Portionen Fleisch mit Zwiebeln und tunke das Brot ins Fett, um ja keinen Bissen zu versaeumen. Danach Kekse bis der Bauch schmerzt, Renata amuesiert sich koestlich ueber meine Fressorgie.

Immerhin haben wir 42 km bis zur grossen Pause geschafft und am Abend wird nach ein paar Kilometern klar, dass ich es heute nicht mehr bis Khartum schaffen werde.

Wir schieben die Raeder tief in die sandige Ebene links der Strasse, vor uns liegt eine Huegelkette, hinter der wir Omdurman vermuten. Hier ist alles voller Akaziendornen, so dass wir beim Schieben und beim Vorbereiten des Zeltplatzes sein muessen, damit kein Dorn die Schlafmatten durchsticht. In 200 m Entfernung steht eine Lehmhuette und eine kleine Ziegenherde weidet in der Naehe. Der Hund der Hirten meldet uns lautstark, man schaut herueber, kommt aber nicht zum Lagerplatz.

Ploetzlich zucken Blitze, dicke, dunkle Wolken ziehen auf und innerhalb von Minuten stehen wir in einem Sandsturm, der uns mitten im Zeltaufbau erwischt. Trotz aller Routine- wir koennen in solchem Sturm das Zelt nicht aufbauen, sondern kauern uns zusammen. Nach 10 Minuten ist der Spuk vorueber. Wir duschen, denn hier gibt ueberall Wasser genug und verschwitzt und mit schwarzen Fuessen, gehen wir nicht gerne in die winzige Klause.

In der Nacht stehen Soldaten vor unserem Zelt und fordern uns auf, zu gehen. Wir versuchen zu erklaeren, dass das kaum moeglich sei, worauf einer einen Hauptmann in weiser Gallabya holt, der uns energisch zum Gehen auffordert. Wir sagen ihm, dass wir jetzt, um 1 Uhr in der nacht, sehr muede seien und es lange dauert abzubauen und das wir in der Dunkelheit in die Dornen fahren und wo sollen wir auch bleiben und wo sei das Problem? Der wohlbeleibt Mann sagt, dies sei Militaergelaende. Aber es gab keinen Zaun, kein Hinweisschild und nirgends eine Kaserne, Fahrzeuge o.ae. Was, um alles in der Welt, hat man von uns zu befuerchten? Der Mann muss jetzt vor seinen Leuten das Gesicht wahren und wird ungemuetlich, wir sollen abbauen: "Start!" sagt er und das klingt fast komisch, weil er so gebieterisch auftritt. Wir sollen bei ihm in seinem kleinen Kommando schlafen.

Ich bin richtig sauer und schimpfe ordentlich los, sage ihm, dass wir auf keinen Fall bei ihm schlafen werden, sondern nach Khartum weiterfahren. Wir bauen ab, ich bin kaum noch zu bremsen und fahre ihn an:"Welcome to Sudan!"

Irgendetwas klingelt bei ihm, denn erst verlangt er unsere Ausweise, dann will er unsere Strassenkarte sehen, ob wir sicherheitsrelevante Notizen darauf gemacht haben, dann sagt er, wir koennten bleiben. Waeren wir nicht so muede, ich wuerde trotzdem gehen, aber es ist jetzt 1.30 Uhr und wir torkeln nur noch um das Zelt.

Schliesslich laesst man uns allein und ein paar Soldaten schlagen 200 m weiter ihr Nachtlager auf, wohl, um uns im Auge zu behalten.

Ja, Heiligs Blechle!

geschrieben am 10.11. in Khartum


 

 

 

 

 

 

 

 


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