11/11/2003 Sudan / Khartum
Essen beim Syrer
Christians Familie kehrt heim
(Harald und Renata) Heute ist Christians Frau in Begleitung einer juengeren Schwester aus Marokko zurueckgekehrt. Christian holt seine Familie vom Flughafen ab. Die selbstbewusste, junge Frau traegt zwar ein Kopftuch, aeussert aber auch moderne Lebensvorstellungen. Der kleine Sohn ist seinem Vater sehr aehnlich und Renata ganz angetan. Wir haben fuer alle gekocht und im Garten eingedeckt und geniessen die frische Abendluft, denn endlich ist es kuehler geworden. Eine grosse Eidechse raschelt hinter uns im Laub und kleine Kroeten hopsen ums Haus, an den Mauern kleben Geckos und schnappen nach allerlei Kleingetier, unter einem Vordach zwitschert ein einsamer Wellensittich, der den winzigen Kaefig mit zwei roten Zwergfinken teilt. Unsere Bemuehungen, eine Werkstatt fuer die Raeder zu finden, sind nicht von Erfolg gekroent. In der Stadt gehe ich zum Friseur, kaufe neue Sandalen- die alten aus Eilat sind nicht akaziendornendicht und in Abu Dom im Sandstaub zerrissen. Ich habe eine Zahnaerztin gefunden, eine beruhigend kompetente Frau, die meinen Zahn mitnichten ziehen will, sondern lediglich ausraeumt und oeffnet. In der Praxis haengt ein Bild der Maria mit Jesus und man weiss, warum die Dame kein Kopftuch traegt. Ueber zwei deutsche Entwicklungshelferinnen, die wir auf der Strasse in ihrem weissem 4x4 treffen und spaeter in einem indischen Lokal wiedersehen, bekommen wir eine Telefonnummer, unter der sich vielleicht jemand melden koennte, der unsere Reader reparieren kann. Die Amerikanerin, die wir an der Strippe haben, kennt einen der einen kennt…Aber alle Schuesse gehen ins Leere. Ein Deutscher, den wir im Deutschen Kulturzentrum treffen, ruft einen Bekannten an und der ist Zweiradmeister! Wir jubeln innerlich, Volltreffer! Nur haben wir leider die Rechnung ohne die deutsche Hilfsbereitschaft gemacht, denn der Mann hat, leider, es tut ihm wirklich leid, zu viel zu tun, die ganze Woche, auch abends, auch am Wochenende. Wir bitten ihn, sich die Raeder lediglich anzusehen, um wenigstens festzustellen, ob wir Ersatzteile aus Deutschland brauchen. Aber, leider, hat er fuer seine drei Landsleute keine Zeit- im Sudan, als DER Fachmann, keine 10 Minuten, die ganze Woche…Wir sind stinkesauer, denn wer hier lebt, weiss, das Ersatzteile hier nicht zu bekommen sind und wir keine andere Wahl haben. Abends sitzen wir an einer Kreuzung in einem syrischen Freiluftlokal, warten auf den Sonnenuntergang, denn vorher gibt es in keinem Restaurant etwas zu essen. Hier gibt es koestlichen Humus (Kichererbsenbrei), Joghurt mit Gurken (aehnlich wie Zaziki), Auberginenmus mit Knoblauch und "Hamburger" mit Schawerma/Schnittfleisch von Grillspiess. Bei Sonnenuntergang ist das Lokal rappelvoll, nebenan im Teeshop wird Schischa geraucht und gebetet. Schischas sind hier uebrigens selten, kein Vergleich zu Aegypten. Die Frau des syrischen Lokalinhabers kommt aus Moldawien, hellhaeutig, Kopftuch, fleissig, selbstbewusst und mind. 20 Jahre juenger, als ihr Mann. Christian kann abends das Fastenbrechen kaum erwarten und auch wir geniessen die Abwechslung vom Fuhl-Einerlei. geschrieben am 20.11. in Wad Medani
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