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Reisetagebuch

11/17/2003   Sudan / El Hasaheisa

Die tollkuehnen Maenner in ihren fliegenden Kisten

Ein Flugzeugfriedhof / Besuch bei den polnischen Buschpiloten

(Harald und Renata) Am Morgen wird uns im Hof Tee und Gebaeck gebracht, bevor wir uns verabschieden. "You come again, you promise?" ruft der Sohn uns noch nach. (Ihr kommt wieder, versprochen?)

Jetzt, Mitte November, ist die Luft angenehm. Tagueber klettert das Thermometer zwar immer noch auf etwa 35 Grad, aber der Wind macht das Fahren selbst zur Mittagszeit ertraeglich.

Am Himmel sehen wir Zugvoegel, grosse graue Kraniche, wie man aus den Schreien hoert. Manchmal erhaschen wir einen kurzen Blick auf den Blauen Nil, der jetzt merklich schmaler ist; einerseits, weil er nur ein Arm des Flusses ist, andereseits, weil die Regenfaelle im aethiopischen Hochland aufgehoert haben. Jetzt ist die Farbe des Wassers auch nicht mehr so schlammig, wie zuvor.

Neben der Strasse liegen viele Tierkadaver, vorallem Hunde, fuer die auch Sudanesen nicht bremsen; alles eine Folge der wilden Raserei der Fahrer. Die wundert mich, da die Sudanesen doch so ausgeglichen erscheinen. Aber das ist wohl ein weltweites Phaenomen: Kaum sitzt das Schaf am Steuer, verwandelt es sich in einen Wolf.

Wir halten an einem "Friedhof" fuer Flugzeuge. Grosse Doppeldecker der russischen "Aeroflot" sind hier ausgemustert, einfach stehengelassen worden, als die Firma diesen Stuetzpunkt aufgab. Die Kosten fuer die Rueckfuehrung nach Russland waren zu hoch gewesen. Selbst diese halbverfallenen Flugzeuge haben etwas von dem Reiz des Fliegens.

Am Abend erreichen wir El Hasaheisa, eine Kleinstadt voller indischer Rikschataxis, direkt am Nil gelegen. Hier setzen im Wechsel zwei Faehren ueber, es herrscht reger Betrieb.

Nach der Wegbeschreibung, die uns Marcin gezeichnet hat, finden wir das Gebaeude der Firma "Sudana- PZL". Aus dem Inneren erklingt Polnisch und wir werden stuermisch begruesst, umarmt, stoppelige Maennergesichter pressen sich an meine Wangen, ich werde gekuesst, rechts und links, mein Gesicht in den Haenden eines aelteren Herrn, der sich als "Grzegorz" (sprich Dschaegosch) vorstellt. Da sind noch ein halbes Dutzend andere, aeltere Herren, sowie ein juengerer Techniker und eine Buchhalterin und in der Kueche arbeitet ein Sudanese.

Man lotst uns in eine kleine Halle, wo eine Klimaanlage bollert und Metallliegen stehen. Hier werden wir schlafen. Dann gibt es Essen, wir koennen duschen und muessen anstossen: Wodka- aber was fuer ein Gebraeu! Marcin sagte, es waere 80-%er. Die ganze Runde ist z.T. stark angeheitert, Renata erhaelt ueberschwengliche Komplimente fuer ihre Schoenheit, -die Heimat und die Frauen sind weit weg und huebsche Polinnen als Gaeste hier selten.

Wir versuchen, etwas zu erfahren, oder zu erzaehlen, aber heute mittag sind zwei der Piloten aus dem Sueden des Sudan zurueckgekommen und die Umstaende dort sind wohl derart schlimm, dass alle ihren Kummer, ihr Entsetzen und ihre Einsamkeit erstmal runterspuelen muessen.

Angesichts der Tatsache, dass wir in einem Hochrisikogebiet fuer Malaria sind, haben wir heute wieder angefangen, Lariam-Tabletten zu schlucken und die sind moeglicherweise die Ursache fuer unseren unruhigen Schlaf.

geschrieben am 20.11. in Wad Medani


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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