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Reisetagebuch

11/18/2003   Sudan / Hasaheisa

Teil 2

Mit Heimchen im Hof

(Harald und Renata) Die Piloten erzaehlen uns, dass die polnische Firma in 36 Jahren 2000 Piloten beschaeftigt hat und davon 46 ums Leben gekommen sind. Im Sudan ist die PZL seit ueber 30 Jahren taetig und hat erst einen Piloten im Einsatz verloren.

Die Doppeldecker sind ideal fuer die Buscheinsaetze, weil sie nur 200-300 m zum Start brauchen und auch auf unebenen Untergruenden starten koennen. Hinter der Pilotenkanzel stehen die Chemietanks und uns wundert, dass die Piloten weder wissen, was genau sie da verteilen, noch, woher das Zeug geliefert wird. Aber ihre Einsaetze bewahren ganze Ernten, denn z.B. die Webervoegel treten in solchen Scharen auf, dass sie ein 10-qkm-Feld in drei Tagen kahlfressen. Was waere die Alternative, fragen die Piloten.

Sie sind skeptisch, was den jetzigen Waffenstillstand zwischen den Buergerkriegsparteien betrifft, weil sie schon zu oft erlebt haben, dass der Norden diese Vereinbarungen nur trifft, um vom Ausland Gelder und Kredite zu bekommen. Die inoffizielle Zahl der Todesopfer soll weit hoeher liegen als 1,5 Millionen.

Zwei Piloten kehren am Nachmittag von ihrem Einsatz bei Bobuk, sued-westlich von Ed Damazin im Sueden zurueck. Sie flogen bereits ohne Treibstoff, weil selbst die Reserveanzeige seit 20 Minuten Flugzeit auf "Leer" stand, wie sie laechelnd erzaehlen. Der starke Gegenwind hat sie viel Kraftstoff gekostet. Sie sind froh, wieder im Stuetzpunkt zu sein.

Ganz lakonisch verabschiedet sich dann Tadeusz und faehrt in seinem 4x4 mit den Piloten zurueck nach Hasaheisa und auch wir brechen wieder auf.

Wenn wir Fotos neben der Strasse machen, sind wir stets umringt von Kindern, die neugierig alles verfolgen wollen, was die Fremden so machen. Man ist immer freundlich, es wird viel gelacht, Ralph kasperlt herum, was die Kinder mit quitschendem Lachen quittieren.

Bei Sonnenuntergang erreichen wir den Abzweig nach Wad Medani- sinnigerweise biegt der nach links ab, statt nach rechts, wie uns die Karte weismachen will. Da ich Ralph und Renata, die weit vor mir fahren, aus den Augen verloren habe, fahre ich geradeaus und Ralph muss mich einholen, weil ich sonst vielleicht bis Aethiopien durchgefahren waere.

Wir machen eine "Teepause" an der Strasse. Hier sitzen buntbetuchte Frauen auf niedrigen Schemeln vor kleinen Tischen, auf denen sie ihr Angebot ausgebreitet haben: verschiedene Teesorten, Kaffeepulver und Ziegenmilch. Auf einem winzigen Holzkohlegrill wird in der Glut Wasser gekocht und gegen kleines Geld koennen wir an einem Nebenstand ein Sandwich mit Ei und Falafel erstehen.

Wir erreichen die Stadt in der Dunkelheit. Das erste Hotel ist das "Imperial" und soviel kostet es auch- unerschwinglich fuer uns. Im Zentrum gibt es weitere Hotels, aber die sind, trotz erbaermlichen Zustandes, voellig ueberteuert. Ein Mann will von mir 10 Dollar geliehen haben, weil er uns bei der Zimmersuche "hilft"- ich lehne freilich ab.

Stattdessen wenden wir uns an eine der drei Kirchen in der Stadt. Die Orthodoxen fragen nach: "Katholike?" Und fuehren uns zu denselben, 500 Meter weiter. Dort erlaubt man uns, im kleinen Kirchhof im Freien zu uebernachten. Es gibt ein Plumpsklo, einen Wasserhahn, unter den man sich zum Waschen hocken kann und Metallbaenke und -tische, die wir als Schlafstaetten benutzen. Ralph und ich benutzen Moskitonetze, Renata bleibt ja meist verschont.

Die ganze Stadt ist voller Heimchen, kleinen, braunen Grillen, wie wir sie auch in Deutschland kennen. Es sind so viele, das man von einer Verseuchung sprechen koennte. Die lautesten Vertreter aber sind die schwarzen Grillen, die einen fast reinen Pfeifton erzeugen, indem sie die Fluegel ueber dem Ruecken uebereinander reiben. Gegen das eigene Gezirpe sind die Maennchen uebrigens taub.

Es ist nett, dass wir hier schlafen duerfen, aber Muslime haetten uns ins Haus eingeladen...

geschrieben am 24.11. in Gedaref


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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