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Reisetagebuch

11/24/2003   Sudan / Gedaref

Rauchstadt

Letzte Stadt vor der Grenze

(Harald and Renata) Auch Gedaref liegt hinter einem der kleinen Berge, die ueber die Savanne verstreut liegen. Nach 22 km erreichen wir die letzte Stadt vor der Grenze zu Aethiopien. Am Ortseingang werden wir erneut von der Polizei registriert. Angeblich sind vier Deutsche auf Fahrraedern auf der Strecke, aber von Ralph weiss man nichts, der ist ihnen wohl unbemerkt durchgehuscht.

Neben einem kleinen Eckladen, in dem wir Thunfisch und Kaese kaufen koennen, setzen wir uns zum Fruehstueck auf den Boden. Aus dem Nebenhaus kommt eine Frau und zeigt uns eine uralte Postkarte mit der Widmung einer Englaenderin, die der Sudanesin Englisch beigebracht hat. Solche Begegnungen haben fuer die Menschen oft lebenslange Bedeutung, wie wir schon oefter bemerkt haben.

Das zuerst angesteuerte Hotel ist zu teuer, obwohl verfuehrerisch, da mit Klimaanlge. Am Bahnhof ruft uns ein Mann aus einer Gruppe zu, ob wir ein Hotel suchten, dies hinter ihm sei eines. Das Zimmer ist im ersten Stock, Metallgestellliegen mit Plastikschnurbespannung dienen als Lagerstatt (gut, da sich keine Laeuse einnisten koennen!) und kostet 3 Dollar. Das Etablissement ist unterste Kategorie, es gibt nicht mal eine Dusche oder ein Waschbecken. Wir zapfen Wasser aus einem riesigen Wassertank im Hof, neben uns waschen sich die Maenner fuer das Gebet Gesicht, Ohren, Haende und Fuesse. Zum “Duschen” muss man sich hier mit einem Gummieimer Wasser in eine schleimige Kabine voller Heimchen mitnehmen und mit einer durchgeschnittenen Plastikflasche Wasser ueber den Koerper giessen. Wir sind ja mittlerweile so einiges gewohnt, aber wie so oft, unterschreiten die Toiletten die Ekelgrenze.

Als wir ein Internetcafe suchen, sehen wir eine Stadt voller Menschen, die sich ueber sandige, steinige, staubige Strassen voller Abfaellen dichtgedraengt durcheinanderschieben. Gedaref ist die schmutzigste Stadt, die wir im Sudan gesehen haben. Aber der Netanschluss ist erschwinglich und funktioniert. Da das Netcafe wegen des Abendessens zu Ramadan geschlossen werden soll und ich so viel zu schreiben habe, lasse ich mich einschliessen und arbeite alleine weiter. Zu einem Touristen hat man ungewoehnliches Vertrauen.

Wir essen in der Dunkelheit in einem Strassenrestaurant zu Abend. Wir sind die einzigen, die das Essen bekommen, ohne vorher entsprechende Bons gekauft zu haben. Das Fleisch ist knorpelig und voller Fett, aber das ist im Sudan so ueblich. Gegessen wird mit den Fingern oder mit Hilfe von abgerissenen Fladenbrotstuecken, mit denen man auch die Sosse auftunkt. Es gibt geschaelte Gurkenstuecke und rohe Zwiebeln dazu, eine kleine Aluminiumschale Suppe, fuer die man uns extra von irgendwoher zwei verbogene Aluminiumloeffel organisiert- Einheimische trinken aus der Schale. Das Ganze kostet nur 2 Dollar.

Nebenan gibt es Fettgebackenes, Batzen salzig-suesser “Berliner-Ballen”, die in Zucker gewaelzt werden. Unangenehm ist, dass hier, wie allerorten, die Maenner staendig auf den Boden spucken, recht geraeuschvoll zudem, obwohl im Sudan sehr wenig geraucht wird, ganz anders, als z.B. in Aegypten.

Wir werden auch hier meist mit “Hauwuadscha” angesprochen- “Weisse”, was nicht abwertend gemeint ist, soviel wir erkennen und empfinden koennen.

Hier sehen wir alle Arten von Gesichtszuegen, breite und schmale Nasen, hellbraune Haut und schwarze, ausgepraegte Hinterkoepfe und runde Schaedel- ein Mix aller Rassen. Da auch unter den Polizisten und Beamten Schwarze aus dem Sueden zu finden sind, scheint es keinen Rassismus zu geben. Aber manchmal muss man laenger in einem Land bleiben, bis solche Probleme offensichtlich werden.

In der Nacht schlafe ich unter dem Moskitonetz, aber ueberall da, wo ich das Netz nachts beruehre, werde ich trotzdem gestochen.

geschrieben am 4.12. in Gonder


 

 

 

 

 

 

 

 


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