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Reisetagebuch

11/28/2003   Aethiopien / Shehedi

Aethiopien !

Metemma und Shehedi, zwei Doerfer, erste Eindruecke

(Harald und Renata) Wir holen unsere Ausreisepapiere und ueberqueren die kleine Bruecke ueber einen fast trockenen Bach, der hier die Grenze zwischen dem Sudan und Aethiopien markiert und betreten wieder mal eine andere Welt. Der Ort namens Metemma liegt im Morgennebel, es ist kalt, kein Wind vertreibt zudem den Rauch aus den zahlreichen kleinen Feuern, mit denen Tee und Kaffee gekocht wird. Maenner mit duennen Tuechern, die sie sich wegen der Kaelte ueber ihre Koepfe und Schultern geworfen haben, schlurfen muede ueber die Strasse. Es ist eine unwirkliche Stimmung, etwas bedrueckend. Die Maenner sind still, gruessen nicht, die Blicke sind verstohlen, die Lehmhuetten beidseits der Strasse sind klein und aermlich. Trotzdem gibt es kleine Laeden, aber hier kann man nicht mal mehr Thunfisch oder Kaese kaufen. In einem kleinen Teerestaurant sitzen wir auf kleinen Hoeckerchen auf dem gestampften Lehmboden. Mir ist uebel, irgendetwas habe ich gestern nicht vertragen. Insgesamt hatten wir aber sehr wenige Probleme mit dem Essen in Sudan.

Es sind nur 100 Meter von hier bis Sudan, aber alles ist anders: die Kinder tragen seltsame Frisuren, z.B. die Knaben kleine Haarvierecke auf dem Vorderkopf, die Frauen geflochtene Zoepfe und kreuzfoermige Stirntaetowierungen, manchen Maedchen kleben Papierstueckchen mit Hennavorlagen auf der Stirn.

Waehrend wir Tee trinken, kommt ein junger Mann mit einem kleinen Blauaffen vorbei, der ihm offensichtlich ohne Leine folgt. Der kleine Affe klettert an mir hoch und balgt mit mir herum, beisst mich vorsichtig in die Haende und schaut mir immer wieder in die Augen. Es ist der erste Affe, den ich beruehre und es ist trotzdem ganz vertraut, als haette ich das schon oft getan.

Wir fahren ortsauswaerts und suchen nach 7 km links der Strasse einen Schattenplatz unter einem grossen Laubbaum. Dort breitet Renata fuer mich die Plane aus, legt eine Schlafmatte drauf und hier verbringen wir die naechsten Stunden, ich teilweise schlafend, darauf wartend, dass sich mein Leib beruhigt.

Um uns herum huschen Eidechsen, in den Baeumen singen und kreischen zahlreiche Voegel, wie kleine gruene Papageien, Schwarz-weisse Hornvoegel mit dicken, schwarzen, gebogenen Schnaebeln, ueber die Kronen fliegen Schwarzstoerche, Reiher und Kraniche.

Staendig von Fliegen umschwirrt, beachtet man garnicht, dass manche Vertreter dieser Spezies, die Bremsen, stechen und das Ergebnis sind schmerzhafte Schwellungen.

Als wir am Nachmittag weiterfahren, finden wir viele ueberfahrene Tiere auf der Fahrbahn, z.B. ein Chamaeleon und einen toten Bindenwaran, ein fast ausgewachsenes Exemplar des groessten Warans in Afrika, der mit ueber 2 Meter Laenge nur noch vom Krkodil uebertroffen wird.

Tanklaster und Taxis fahren vorbei, Hirten mit langen Staeben gruessen nickend, heben sogar ihre hohen Strohhuete mit breiter Krempe. Wenn wir anhalten, geben wir ihnen die Hand, wobei diese dann oft mit der linken unterstuetzt wird, die den rechten Unterarm umfasst. Die Hirten tragen groesstenteils Gewehre, manchmal sogar Kalaschnikows, wie man uns sagt, wegen der Schiftas, der banditen, die Vieh stehlen. Im Reisefuehrer heisst es dazu, in Aethiopien sei auf dem Land ein Mann nur ein ganzer Mann, wenn er eine Waffe trage.

Neben der Strasse steht eine Frau mit bunten, engem Wickeltuch und freien Schultern- ja, wir sind wirklich in Schwarzafrika angekommen!

Wir erreichen nach Ueberquerung eines Kamms die Ebene von Shehedi, ueber der ein Rauchfilm aus hunderten kleiner Kochfeuer liegt und der aufgrund des schwachen Windes nicht abziehen kann.

In Shehedi zieht uns ein rotes Coca-Cola-Schild an. Im Innenhof eines Hotels sitzt ein junger Mann an einem winzigen Metalltischchen beim Essen. Rechts des Eingangs liegt in einem kleinen Zimmerchen ein kranker Mensch um das Bett herum Angehoerige. Der junge Mann stellt sich als Bushuda vor und sagt, die Frau in dem Zimmer habe Malaria. Er laedt uns zum Essen ein, aber wir zahlen selbst.

Das Hotel ist heruntergekommen, dicke Steine liegen herum, Abfall. Hier wollen wir nicht bleiben, weshalb wir Bushudas Einladung annehmen, neben seiner Huette zu schlafen. Wir duschen gegen Zahlung von einem Birr- mehr ein Rieseln eiskalten Wassers, dies bei Schein einer kleinen Kerze, die auf der Rueckenlehne eines Stuhls etwas Licht spendet.

Dann gehen wir zu seiner Rundhuette. Eine Frau hat auf ihrem Grundstueck vier Huetten erreichtet, drei davon vermietet sie. Neben Bushuda wohnen hier noch zwei Frauen mit Kindern, die Maenner arbeiten angeblich auswaerts. Wir teilen unser Kilo Orangen mit den acht Kindern und bauen das Zelt im Hof dieses kleinen Grundstuecks auf.

Als Platz fuer die Kleine Toilette wird uns das Gras neben dem Eingang angedient- aber hier spielen doch die Kinder..?

Die Vermieterin freundet sich gleich mit Renata an und fuehrt sie in die kleine Huette, die schief und winzig Platz fuer alles bieten muss. Sie bereitet Tee fuer uns und dann ziehen wir uns zurueck.

geschrieben am 4.12. in Gonder


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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