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Reisetagebuch

12/22/2003   Aethiopien / Bahir Dahr

Emuye

Ein bestohlener Blinder

(Harald) Mike und ich wieder im Krankenhaus. Wieder ist der Wartesaal voll, liegen die Menschen auf dem blanken Boden, stossen sich Koepfe an den aufgehenden Tueren. Wieder keine Aerzte zu finden, vier Stunden lang versuchen wir einen einzigen, irgendeinen zu sprechen, stehen vor dem OP, warten in der Cafeteria.

Auch heute hat Emuye kein frisches Laken, aber sie lacht bis zu den Ohren, als sie das rote Kleid sieht (Sonne im Herzen!).

Der Mann mit der juckenden Haut ist nicht da, weshalb ich einem anderen Patienten die Crème gebe und ihm die Anwendung erklaere.

Sarah geht es besser, sie isst. Die Mutter gegenueber traegt stolz das neue Kleid, ihr Baby hat den orangefarbenen Anzug an, mit traditionellem Muster bestickt. Ihr Mann freut sich, Sarahs Vater, in meinem Alter mit grauem, rundem Hut, duennen, nackten Beinen und beiger Schemma umwickelt, lacht auch und macht einen tiefen Diener. Staendig stehen hinter mir junge Maenner, die den Ferenschi, der im weissen Anzug durch die Zimmer geht, zugucken wollen. Wiederholt sagt Mike ihnen, ich sei kein Arzt, aber vielleicht weil ich fast alles verstehe, was die Schwestern mir erklaeren, haelt sich das Geruecht hartnaeckig. Selbst im Hotel fragen mich die auslaendischen Gaeste wiederholt, ob ich Arzt sei.

Ich will versuchen ein neues Heim fuer die Kinder zu finden. Aber der oertlich taetige Mitarbeiter von “Menschen fuer Menschen”, der mit den Aerzten irgendwo im Krankenhaus oder sonstwo steckt, ist nicht zu finden.

Am Strassenrand finden wir auf dem Nachhauseweg einen bitterlich weinenden blinden Jungen. Er verkauft eigentlich Zigaretten und Suessigkeiten auf der Strasse. Er haelt seinen Kunden seine Plastiktuete voller Schachteln entgegen und die nehmen sich heraus und geben ihm Geld. Aber heute ist er einer Gruppe mitleidloser Jugendlicher aufgesessen, die ihm alles gestohlen haben und er hat kein Geld, sich neu mit Ware einzudecken. Ich kann seine Traenen mit 30 Birr stoppen, er kennt Mike und wir gehen gemeinsam in die Stadt zurueck.

geschrieben am 23.12.


 

 

 

 

 

 


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