Reisetagebuch

12/23/2003   Aethiopien / Bahir Dahr

SOS

Wir koennten jetzt Hilfe gebrauchen

(Harald) Wieder im Krankenhaus. Wieder keine Aerzte. Nicht in ihren Behandlungszimmern, nicht im OP, nicht auf den Gaengen oder bei der Visite. Mike ist ausser sich darueber. Aber in der Cafeteria sitzen zwei, die uns aber auch nicht sagen koennen, wo die beiden Aerzte, die wir suchen, stecken. Vielleicht zu Hause, oder in ihren Privatkliniken, bekennen sie freimuetig.

Wir suchen die Haeuser, die im Gruenen auf dem Krankenhausgelaende stehen. Einer der Aerzte hat sich hingelegt- es ist etwa 11 Uhr. Der Mitarbeiter von “Menschen fuer Menschen” ist heute morgen abgereist- herzlichen Glueckwunsch! Aber der Arzt kennt sich aus und sagt, das MfM keine Waisen aufnehmen kann.

Wir besuchen das oertliche SOS-Kinderdorf der deutschen Gmeiner-Stiftung, 1 km hinter dem Hospital. Die neue, traumhafte Anlage mutet wie ein Paradies an, aber es werden nur Kinder bis zu 6 Jahren angenommen. Fuer die 6-jaehrige Jerusalem und ihre 8-jaehrige Schwester waere vielleicht Platz- aber die Geschwister jetzt auch noch trennen?

Weiter zum Projekt der EOC (Ethiopian Orthodox Church). Auf dem schoenen Gelaende, neu gebaut, bietet die kirchliche Organisation ueber 100 Kindern ein Heim. Die finanziellen Mittel sind ausgelastet, alle Plaetze belegt. Zwar werden auch Kinder ausserhalb finanziell unterstuetzt, aber was nuetzt uns das? Wir sollen aber am Nachmittag nochmals vorsprechen.

Wir besuchen eine Stiftung “Forum on street Children”. Hier werden etwa 40 vornehmlich jugendliche Aidswaisen in zwei Gebaeuden betreut, weitere finanziell unterstuetzt. Fuer die Vier aber keine Loesung, weil sie selbst Aids haben muessten und die Heimplaetze belegt sind.

Weiter geht es zum Projekt “Dawn of hope”. Auch diese Organisation unterstuetzt Aidswaisen. Bis zu zwei Kinder werden mit je 75 Birr (etwa 8 EU) mtl. gefoerdert, es gibt freie medizinische Behandlung, rechtliche und beratende Betreuung etc. Aber keine Heimplaetze. Wie sollen die Kinder alleine zurecht kommen, wer erzieht sie, beaufsichtigt sie bei Schularbeiten, beschuetzt sie?

Zurueck zur EOC. Der Direktor ist freundlich, aber ich muesste nach Addis fahren und dort einen Vertrag mitsamt einer Unterstuetzungszusage ueber etwa 18 Euro mtl. pro Kind unterschreiben. Wie sollen wir etwa 70 EU mtl. aufbringen?

geschrieben am 23.12. in Bahir Dahr