12/27/2003 Aethiopien / Bahir Dahr
Schnelle Baeume
Waerme im Winter
(Harald und Renata) 26.12. Wie jeden Tag, treffe ich mich auch heute mit Mike und den Kindern. Heute bekommen Betelihem, deren Schuhe zu klein sind, so dass sie mit gekruemmten Zehen in den Schuhen aus altem Autogummi laufen muss und Jerusalem, die mangels irgendeines Schuhwerks auch jetzt im Winter barfuss geht, neue Schuhe. Aber ich kann auch nur Gummischuhe kaufen, denn das geplante “Budget” ist fast ausgeschoepft. Die Maedchen haengen foermlich an mir, lassen meine Haende nicht los, kuscheln sich an mich und ich versuche ihnen dann doch etwas Waerme zu geben, die sie jetzt umsomehr brauchen (und in beide Richtungen wirkt). Die Jungs sind halt cooler, freuen sich aber sichtlich jeden Tag ueber mein Erscheinen. 27.12. Ich fahre mit den Kindern zum Blauen Nil und der Residenz des letzten Kaisers dort. Renata und Ralph wollen so frueh noch nicht mit, aber die Nilpferde, die hier in geringer Anzahl noch zu sehen sind, kommen nur frueh morgens und bei Sonnenuntergang an Land. Die Kinder sind Autofahrten nicht gewohnt und Betelihem kommentiert die Fahrt mit Ausrufen wie: “Guck mal, wie schnell die Baeume sind!” Leider passen beiden Maedchen ihre Gummischuhe nicht gut und ich muss Jerusalem oft auf den Schultern tragen, weil die Fuesschen wund sind Sie kennt dieses Getragenwerden nicht, da es keine maennlichen Verwandten gibt und ihr Vater schon tot war, als sie geboren wurde. Wir sehen die Hippos nur von ferne und im Wasser, weil der Weg doch weiter war (ich bin Kindertempo nicht gewohnt) und die Tiere um diese Zeit schon im Wasser schwimmen. Ein Papyrusboot umrudert sie und sie tauchen ab. Der Kanufahrer schneidet feines, hartes Gras im sumpfigen Wasser, um es in Bahir Dahr zu verkaufen. Mit diesem Gras verschoenert man Geschaeftsauslagen, Cafehausboeden, Tische, Lebensmittelangebote. Zusaetzlich werden oft Raeucherstaebchen angezuendet. Die Ufer des Tanasees und seiner zahlreichen Inseln sind voller Papyrusfelder. Das Sumpfgras kommt in Aegypten nicht mehr vor und auch im Sudan haben wir es nirgends gesehen. Moeglicherweise sind die hiesigen Vorkommen von Papyrus und Nilpferden die ersten seit der Nilmuendung im Mittelmeer. Seltsam fuer ein Gewaechs und ein Tier, die ihre Beruehmtheit dem Nil verdanken, aber auf tausende von Kilometern nicht mehr dort leben. Heute sagte man Mike und mir im Restaurant, in dem wir mit den Kindern essen, die Kinder saehen von Tag zu Tag geloester aus. geschrieben am 4.1. in Bahir Dahr
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