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Reisetagebuch

12/30/2003   Aethiopien / Bahir Dahr

Colateral Damage

Das Transitheim

(Harald und Renata) Unser Hotel ist ueberbucht und Bisrat, der Manager, bittet uns, eine Nacht zu Dritt in einem Zimmer zu verbringen, damit ein Zimmer mehr fuer Gaeste zur Verfuegung steht.

Ralph befoerdert ergo seine Sieben Sachen in unser Gemach und schlaeft auf einer Matratze auf dem Boden.

Ich treffe mich mit Mike, um der Auskunft einer Hollaenderin nachzugehen, die einem anderen Gast des Hotels, einer Frau aus Singapur, ein Kinderheim in Bahir Dahr gezeigt habe. Ich finde die Frau und Mike und ich fahren mit ihr zu einem holtelartigen Flachbau, etwas ausserhalb des Stadtkerns. Es gibt vor dem braunen Stahltor keine Hinweistafel, ich erfahre, dass diese Station illegal ist, da Kinder von hier aus nach Addis Abeba gebracht werden, um dort von einer der zahlreichen international taetigen Adoptionsbueros nach Europa oder Uebersee vermittelt zu werden. Solche Auffangstationen sind aber in Aethiopien ausserhalb Addis nicht erlaubt.

Drinnen ein Hof, etwa 15 Kinder schwaermen umher, eines kommt gleich zu mir und fasst mich an der Hand, spricht mit mir auf Amharisch und kuesst zur Begruessung meinen Oberschenkel. Mehrere Frauen betreuen hier Kinder zwischen Saeuglingsalter und etwa 14 Jahren.

Man sagt mir, dass von den vier Waisen, um die ich mich kuemmere, nur die beiden Maedchen fuer eine Adoption in Frage kommen, weil die Altersgrenze bei sechs bis sieben Jahren liegt. Jerusalem ist sechs, Betelihem jedoch schon acht. Aber es kommt nicht in Frage, die Beiden zu trennen.

Die Entscheidung, ob die Maedchen hier Aufnahme finden koennen, faellt ein gewisser Herr Hapto, der aber in Addis Abeba ist und erst am 2.1. zurueckkommt. Das bedeutet, wenn ich jetzt, wie geplant, abfahre, verpassen die Maedchen vielleicht die Chance, nach Italien oder Frankreich vermittelt zu werden.

Ich berate mich mit Mike, der trotz seiner 20 Jahre ein kompetenter Gespraechspartner ist. Mike war selbst Halbwaise. Seine Mutter war Amharin, sein Vater Eritraeer. Als 1977 das Militaer in Aethiopien die Macht an sich riss, weil die bestehende Regierung einen Angriff Somalias auf Aethiopien nicht erfolgreich entgegen trat, verschaerfte sich der Konflikt zwischen Aethiopien und deren ehemaliger Provinz Eritrea. Aethiopien bat Amerika vergeblich um Unterstuetzung gegen den Angreifer Somalia, aber die Sowjetunion und Kuba verhalfen Aethiopien zum Sieg.

Das Militaer konnte die Probleme des Landes nicht loesen und mehrere Provinzen erklaerten der Zentralmacht den Krieg, u.a. Rebellen aus Tigray, Wollo und Oromo. Zusammen mit den Einheiten aus Eritrea draengte man die Militaerjunta zurueck, die unter Mengistu Haile Maryam, (gMengistu-Regimeh) bis zu dessen Flucht 1991 herrschte.

Wie tausende anderer Eritraeer auch, musste Mikes Vater Aethiopien im Zuge des Buergerkrieges verlassen- trotzdem Frau und Kinder zurueckblieben- ein von den Wenigsten ueberhaupt wahrgenommener gNebenschadenh des Krieges.

Fuer diesen Krieg wird hier in Bahir Dahr mit grossem Aufwand ein riesiges, sozialistisch inspiriertes Betondenkmal gebaut. Die halbe Million Dollar fuer dessen Errichtung haette man besser fuer den Bau eines Krankenhauses verwendet, statt fuer ein nutzloses Denkmal fuer einen Buergerkrieg, den weite Teile der Bevoelkerung nicht mitgetragen haben. Mike jedenfalls sagt, dass es den Leuten heute auch nicht besser geht, als vorher.

Am Abend besprechen Renata, Ralph und ich die Situation. Ich muss bis mindestens Freitag in Bahir Dahr bleiben , um alles fuer die Kinder zu klaeren, Renata und Ralph wollen schon losfahren.

geschrieben am 20.1. in Addis Abeba


 


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