Home Page english version deutsche Version

  Worum es geht...
  Highlights der Reise
  Ueber Harald Radtke
  Zeitungsartikel

  Tagebuch (952 Eintr.)
  Lesermeinungen
  Leseproben
  Reiseroute
  News Archiv

  Pamphlet zur Faulheit

  Laenderinformationen
  Literatur

  Kontaktformular
  Mediainfo/Fotos
  Impressum


Reisetagebuch

1/3/2004   Aethiopien / Bahir Dahr

Der Bootsausflug

Ein letzter, schoener, gemeinsamer Tag

(Harald) Ich gehe mit Mike zum Haeuschen der Kinder, um sie abzuholen. Der Vermieter weiss von der geplanten Trennung der Kinder und hat entschieden, das Haeuschen anderweitig zu vermieten, obwohl ich ihm eine monatliche Zahlung der Miete versprochen habe. Aber das Haeuschen der Jungs liegt direkt an der Strasse, wo es nachts viele Betrunkene und Laerm gibt. Und es steht zwar nur wenige Meter ausserhalb des umzaeunten Gelaendes des Vermieters, aber eben ausser Sicht. Molugetta hat angefangen, die sturmfreie Bude zu nutzen und laedt immer mehr Strassenjungs ein, stolz auf seine neue Autoritaet und er hoert nicht auf seinen aelteren Bruder. Der Vermieter und seine Frau haben die Situation richtig eingeschaetzt und der Mann sagt mir, dass die Jungs ein Zimmer hinter seinen Haus beziehen werden. Ich schaue mir das an. Es ist klein, aber es wird fuer zwei, drei Jahre reichen.

Die Vermieter und ich trinken zusammen etwas Tella und essen geroestete Getreidekoerner, dann gehe ich mit den Kindern zum Tanasee. Die Kinder wohnen an einem der beruehmtesten Seen der Welt und waren nie dort. Die Maedchen wuerden ohne diese Erinnerung nach Europa gehen und deshalb hat Mike in meinem Auftrag ein Boot gechartert.

Wir Sechs schippern also mit einem kleinen Motorboot ganz beschaulich auf den Tanasee hinaus, zu einer der kleinen Inseln. Keines der Kinder hat je in einem Boot gesessen. Betelihem meint unterwegs ganz aufgeregt, dass die Schwimmbojen auf uns zugeschwommen kaemen, weil sie die Eigenbewegung des Bootes nicht erkennen kann.

In einer der kleinen Rundkirchen auf einer Insel schauen sich die Kinder die bunten, naiven Malereien auf den Waenden an und ein Priester erklaert ihnen, was sie zu bedeuten haben. Fuer mich sehen diese Bilder, die blutige Szenen zu Hauf zeigen, irgendwie wie die aus, die Kirmesmaler auf die Geisterbahnen malen. Der Pharao, der die Juden durch das Rote Meer verfolgt, sieht aus wie Kublai Khan, traegt Pistole, Krummsaebel und einen Turban.

Wir haben viel zu lachen an diesem Tag, albern herum und den Kindern ist ueberhaupt nicht anzumerken, dass das wohl ihr letzter gemeinsamer Tag sein wird, obwohl sie sich dessen durchaus bewusst sind.

Ich mache noch kurze Videoaufnahmen mit den Kindern, fuer die zukuenftigen Adoptiveltern, damit sie die Vier als Familie sehen und auch fuer die Kinder.

Mir selbst ist schwer ums Herz und immer wieder frage ich mich, ob diese Entscheidung richtig ist. Aber unter den gegebenen Umstaenden erscheint mir diese Loesung als die beste.

Mike und ich weisen die Kinder nochmals an, fuer morgen alles zu regeln und auch jetzt gibt es keine Sorgen bei den Vieren.

geschrieben am 21.1. in Addis


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


  Team Login

© biketour4goodhope