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Reisetagebuch

1/9/2004   Aethiopien / Debre Markos

Murphys Law

Ein Diebstahl von vielen

(Harald) Schon um 6.30 Uhr geht es wieder los. Ich bin zwar laengst wach, aber es ist kalt und ich moechte den Sonnenaufgang um ca. 7 Uhr abwarten.

“Wach auf, mister, komm raus, hey”, heisst es. Man moechte unterhalten werden und kuemmert sich nicht darum, ob das unhoeflich und aufdringlich ist. Und laesst nicht locker. Als ich aus dem Zelt steige und so schnell wie moeglich abbaue, ohne Waschen, Fruehstueck, um hier schnell wegzukommen, fordert man mich auf, fuer den Lagerplatz zu bezahlen. Der Eigentuemer will Geld, obwohl ich den Mann vorher nicht mal gesehen habe und er mich auch nicht willkommen geheissen hat. Der Mann hat mich auch nicht vor den Jugendlichen bewahrt, er hat mir kein Wasser gegeben. Aber jetzt steht er erwartungsvoll grinsend vor mir und streckt die Haende aus.

“No money”, sage ich wiederholt deutlich. Es geht den Leuten hier nicht schlecht und ich habe sie nichts gekostet. Man erklaert mir trotzdem, wie teuer der Lagerplatz hier sei, ich lade auf und schiebe das Rad zur Strasse.

Links der Strasse liegen die Auslaeufer des Mount Choke, eines Viertausenders. Und um mich herum surren die Fliegen, kleine, schnelle Biester, die sich am Geruch orientieren und zielsicher Nasenloecher, Augen und Mund ansteuern. Widerlich. Ich wedle mit einer Hand herum, um sie zu verscheuchen. Je nach Nahrungsangebot und Tageszeit, wird man sie kaum los. Vor allem morgens sind sie hartnaeckig. Seit Israel sind sie ueberall dort eine stets praesente Plage, wo es in weitem Umkreis Vieh gibt.

Um 10 Uhr fruehstuecke ich 5 Kekse, ein Stueck Brot und Wasser im Schatten eines Heustapels und schreibe Tagebuch.

Um 13.15 Uhr bin ich in der Kleinstadt Debre Markos, dem einzigen groesseren Ort bis zur Hauptstadt. Dort esse ich scharfe Pasta. Das Nudelangebot ist ebenso ein Ueberbleibsel der italienischen Besatzungszeit, wie Macchiato und das “Tschau” zum Abschied.

Auf der anderen Strassenseite wird ein Hund derart getreten, dass er jaulend weghumpelt und es wird auch noch ein Stein hinterher geworfen. Nette Leute.

Es gibt zwei Palmalleen, einen Kreisverkehr, wenige Autos, noch weniger Fahrraeder und ein Netcafe mit einem atemberaubenden Preis pro Minute. Nur Zeit, Mails zu checken.

Als ich in einem Cafe eine Macchiato trinke, wird mein Hut gestohlen, der am Lenker hing. Aber ein Gast hat den Dieb erkannt und holt mir den Hut zurueck. Weder der Mann, noch die Eltern des Jungen zwingen diesen, den Hut selbst zurueck zu bringen und sich bei mir zu entschuldigen.

Um 16 Uhr fahre ich los, es geht bergab, weil der Ort auf 2600 Meter liegt. Ich will noch 20, 30 km schaffen. Lila bluehende Baeume und rote Lilien am Strassenrand, Disteln, Schmetterlinge. Nach 16 km, in der Talsohle einer grossen Ebene, habe ich einen Platten am Hinterreifen. Murphys Law, denn ich habe zwar direkt unter mir einen Bach, in dessen Wasser ich das Loch im Schlauch finden koennte, aber keine Pumpe.

Ich halte einen weissen 4x4 aus der Gegenrichtung an. Vier Rentner aus Frankreich, am Steuer ein Einheimischer. Sie nehmen mich nach Debre Markos mit, das Rad vertaeut auf dem Dach. Die Franzosen habe Renata und Ralph am Mittag gesehen und als wir in deren Hotel einkehren, erfahre ich, dass die Beiden hier uebernachtet haben und am Morgen losgefahren sind.

Ich lasse meinen Reifen bei einer Werkstatt fuer Autoreifen flicken. Fuer zwei Birr (20 Cent) mache ich mir nicht die Muehe. Ich kann heiss duschen, esse fuerstlich und schlafe in einem teuren, aber guten Bett.

geschrieben am 25.1. in Addis Abeba


 

 


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