1/13/2004 Aethiopien / ca. 115 km vor Addis Abeba
Die Farben Aethiopiens
Ein Gewitter im Zelt
(Harald) Ueppiges Fruehstueck aus? nah? Richtig- Ruehreiern mit Brot. Aufbruch um 8.30 Uhr. Ich habe mittlerweile den Dreh raus, wie ich das Gepaeck sicher verschnuere. Trotzdem waeren zwei Low-Rider vorne einfach besser, sicherer. Aber die bereits in Deutschland gebrochene, rechte Halterung ist nicht zu reparieren und ich muss mich ergo mit dieser Gegebenheit bis Kapstadt arangieren. Zunaechst geht es lange bergab, dann genauso lange wieder aufwaerts. Zur Linken steht eine schoene, neue Rundkirche, die mir der Schuldirektor gestern abend als sehenswert empfohlen hat. In Deutschland, mir sei der Vergleich verziehen, wuerde das Gebaeude als Kapelle keinerlei Beachtung finden. Hier ist es etwas Besonderes. Gegenueber schoepfen Frauen aus einem oeffentlichen Brunnen Wasser, dass sie mit Tonkruegen und 20-Liter-Plastikkanistern nach Hause tragen. Nie habe ich einen Mann auf dem Kopf oder dem Ruecken Wasser tragen gesehen. Die huegelige Hochebene ist hier durch einen weiteren Canyon geteilt, den ich durchqueren muss. Nicht so tief, wie die Abay-Schlucht, aber malerisch schoen. Die Komposition der Farben Aethiopiens wird mir immer unvergessen bleiben: Braun-graue Landstrassen, ockergelbe Kornfelder, rostbraune Erde, grau-braune Felsen und das spaerliche Gruen weniger Baeume und Felder. Der Himmel ist wolkig, die Sonne scheint immer wieder durch und die vielen Menschen, die staendig ueber die Strasse wandern, schuetzen sich mit Decken oder Pullovern und Kopftuechern u.ae. vor den in dieser Hoehe kraeftigen Strahlen. Am Morgen ist es etwa 8-10 Grad kalt, aber mir wird bei den Steigungen warm genug. In der Naehe liegt das Kloster Debre Libanos, aber ich moechte keinen Abstecher von 30 km machen, keine Zeit verlieren. In Debre Tsige mache ich Pause und esse Bananen und Mangos. 89 km bis Addis. Ich mache kleine Pausen, arbeite mich bis zum fruehen Abend durch die Landschaft voller weiter Ausblicke. Um 17 Uhr sehe ich einen kleinen Eukalyptushain 20 Meter neben der Strasse, ein idealer Zeltplatz. Zwar kann ich nicht unbemerkt am Tage mit dem Rad in die Buesche fahren, aber trotz “Ferenschi”-Rufen in der Ferne belaestigt mich niemand an diesem Abend. Ich baue das Zelt schnell auf, denn Regenwolken und Donner kuendigen ein Gewitter an. Kaum habe ich das Zelt fertig aufgestellt, fallen die ersten Tropfen und ich schluepfe hurtig ins Trockene. Hier drinnen esse ich ein karges Mahl aus Keksen, matschigen Bananen und als ich die Brottuete aufmache, krabbelt mir eine Kakerlake entgegen, die als Passagier vom Hotel aus mitgefahren ist. Vor dem Zelt habe ich den schwarz-weissen Stachel eines Stachelschweins gefunden, was mich an einen aehnlichen Fund in Suedafrika 1998 erinnert. Ich bin ueberrascht, dass es in dieser durchweg kultivierten Landschaft ueberhaupt noch so grosse Wildtiere gibt. Aber die biberartigen Tiere sind nachtaktiv und haben ausgewachsen kaum Feinde, denn ihr Stachelkleid schuetzt sie sehr gut. Zusaetzlich koennen sie bei grosser Gefahr ihren Schwanz derart kraeftig umherschleudern, dass kurze, lose in der Haut sitzende Stacheln umherfliegen und potentielle Angreifer getroffen werden. Das Aussenzelt hat die vielen Faltungen und Druecke der Reise nicht unbeschadet ueberstanden und leckt an einigen Nahtstellen bereits. Aber das Innenzelt schuetzt mich vor Wasser. Heute habe ich etwa 70 km geschafft. geschrieben am 27.1. in Addis
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