1/16/2004 Aethiopien / Addis Abeba
Gestohlene Schuhe
Ueber Ralphs und Renatas Reise / In der deutschen Botschaft
(Harald) Ralph und Renata haben mir erzaehlt, was auf ihrer Reise seit Bahir Dahr passiert ist. Renata hatte Probleme mit Atmung und Puls, so dass die Tageskilometerleistung niedrig bleiben musste. Unterwegs wurden auch sie mit Steinen beworfen, einmal hat Ralph einige Jugendliche auf den Feldern sogar verfolgt. Renata wurde eine Wasserflasche vom Gepaeck gerissen und weil der Raeuber nicht einzuholen war, haben sie einen anderen Jungen festgehalten, bis dessen Eltern kamen und das Wasser bezahlten. Die Mutter des Jungen war derart erleichtert, dass die Angelegenheit damit erledigt war, dass sie Ralphs Bein kuesste, was diesem natuerlich peinlich war. In der Naehe eines Dorfes schlugen die Beiden ihr Zelt auf und dutzende Jugendliche standen um sie herum, setzten sich um das Zelt. Ralph und Renata waren um eine freundliche Atmosphaere bemueht, aber spaeter bemerkte Ralph, dass seine Schuhe aus dem Zelt gestohlen worden waren. Solche Spezialschuhe sind hier nicht zu bekommen und teuer. Mehrmals wurden die Beiden mit “f… you” beschimpft und bei uns Dreien hat sich die anfaengliche Haltung, in Aethiopien sei es doch garnicht so schlimm, wie man uns erzaehlt hatte, gewandelt. Die Reiseberichte aus vielen, kritischen Muendern verschiedener Nationen stimmen mit unseren ueberein. Wir wollten heute das Hotel wechseln, aber Renata ist krank und liegt zu Bett. Ralph und ich fahren mit den Raedern zur deutschen Botschaft. Dort treffen wir Frau Andrea Arslan, die mit Ralph bereits in Mailkontakt stand, weil ein Paeckchen hierhin unterwegs, allerdings noch nicht angekommen ist. Frau Arslan ist ausserordentlich freundlich und hilfsbereit und erzaehlt uns, dass Bundeskanzler Schroeder in drei Tagen in Addis Abeba zu einem Staatsbesuch eintrifft. Sie schlaegt vor, die dann anwesende deutsche Presse anzusprechen. Der beste Ort dafuer sei das Sheraton, wo ein Essen mit Aethiopiens Premier Meless Zenawi stattfindet. (Spaeter scherzen wir, dass Herrn Schroeder beim Empfang ein paar Polios, Blinde und Aidskranke vorgestellt wuerden, als "Kontakt mit der Bevoelkerung"- aber dafuer braeuchte es wohl eine Lady Diana) In der Botschaft kennt man sich in Aethiopiens Geographie allerdings nicht so aus. Von einem Grenzuebergang im Suedwesten, am Lake Turkana weiss man nichts. Und fuer die Strecke von Moyale nach Isiolo in Kenia gilt nach wie vor eine Reisewarnung, obwohl es dort angeblich seit einem Jahr keinen Ueberfall mehr gegegen hat. Den Nachmittag verbringen wir im Hotel mit Essen und am Abend sehen wir im aegyptischen Fernsehen den Film “Die Meuterei auf der Caine” mit Humphrey Bogart. geschrieben am 30.1. in Addis Abeba
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