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Reisetagebuch

1/28/2004   Aethiopien / Addis Abeba

Das ethnologische Museum

Zweite Einladung / Ethnien in Aethiopien

(Harald und Renata) 27.1.

Eine Kellnerin hat uns zu sich nach Hause eingeladen, damit wir mal einen Videofilm anschauen koennen, den wir uns in der Naehe der Piazza, in einer Seitengasse bei einem der Minihaendler ausgeliehen haben (“Heat”). Als wir dort gemeinsam mit ihr im Minibus eintreffen, hat man eine Kaffeezeremonie vorbereitet, Raeucherstaebchen entzuendet, Popcorn zubereitet, dann gibt es Indschera fuer uns extra mild gekocht. Alle sind sehr hoeflich und zurueckhaltend, wir werden foermlich verwoehnt. Nach dem Film plaudern wir noch lange mit einem Bruder der Kellnerin.

Und niemand erwartet Geld von uns- wie erholsam.

28.1.

Wir besuchen das ethnologische Museum im Universitaetsgelaende. Bis 1955 war dies der Genet-Leul-Palast. Der letzte Kaiser Aethiopiens, Haille Selassie I, uebergab das Gelaende 1961 an die Uni. Es sind mehrere Raeume des ehemaligen Herrschers erhalten geblieben. Leider ist Fotografieren ueberall verboten. Das Bad mit tuerkisfarbener Keramikausstattung erinnert in Groesse und Ausstattung eher an eines in einem deutschen Mittelklasse-Einfamilienhaus, denn an das eines Kaisers.

Im Museum werden Musikinstrumente aus allen Regionen gezeigt- Leiern, Trommeln, alles seltsam klobig, einfache Handarbeit, kein Handwerk.

Aethiopien beheimatet viele Staemme, ist ein Vielvoelkerstaat mit allein acht offiziellen Sprachen. Als Deutscher kann man sich schwer vorstellen, wie es waere, in einem Land zu leben, in dem es 70 Sprachen und ueber 200 Dialekte gibt und entsprechend unterschiedliche Kulturen (folgt man dem Prinzip, dass unterschiedliche Sprache gleichbedeutend mit verschiedener Kultur sei). So verwundert es nicht, dass es bis in juengste Zeit Buergerkriege gab. Eher ist erstaunlich, wie diese voellig verschiedenen Kulturen in einem Staat leben koennen. Manche Staemme sind sehr klein und zaehlen wenige tausend, manche sogar nur ein paar hundert Koepfe. Ihre Sprachen sterben daher heutzutage aus.

In Aethiopien leben mehr Somalis als in Somalia, hier leben Dinkas, die baumlangen, pechschwarzen Menschen mit querlaufenden, feinen Schmucknarben auf der Stirn, deren halbe Population im Suedsudan lebt. Im Norden herrschen die Tigriner vor, im Suedwesten die Oromen, frueher Gallas genannt, im Osten die Afar, daneben gibt es Agaw, Gumuz, Mursi u.v.a. Amtssprache aber ist die der Amharen. Eines der alten Koenigreiche hiess “Kaffa”, Namensgeber fuer unseren Kaffee. Aethiopien soll das Ursprungsland des Kaffeeanbaus sein.

Im Museum sehen wir volkstuemliche Bilder, im naiven Stil gemalt, die das Leben bei Hofe darstellen: Schlachten (wie die von Adua 1895), Jagd, Besuch europaeischer Delegationen, Zeremonien, Legenden, wie die der Koenigin von Saba, die Koenig Salomon einst besucht und einen Sohn von ihm empfangen haben soll.

Die Waffenausstellung umfasst Speere und Lederschilde, daneben sieht man einige Stelen- Steinobeliske, die mit groben Menschenantlitzen verziert waren, oder mit Schriftzeichen. Axum, noerdlich von Bahir Dahr in den Simien-Bergen, ist beruehmt fuer seine zahlreichen, grossen Stelen, die mich an pharaonische Obeliske erinnern und vielleicht von diesen inspiriert wurden.

Wenn man Einteilungen in Sprachregionen vornimmt, so sollte man nicht vergessen, dass auch Religion (Christen, Muslims, Juden, Animisten etc.), oder Wirtschaftsweise (Nomaden, Bauern, Jaeger und Sammler), oder feudale Systeme (Fuerstentuemer, Lehnherrschaft) eine Rolle spielen.

Das Gelaende der Universitaet ist ein kleines Paradies voller grosser Baeume und Blumen. Wir essen mit den Studenten im Freien. Es gibt lediglich Indschera, nichts fuer Renata und Ralph. Auch mir bekommt die scharfe Sosse voller Berberi eigentlich nicht.

Eine Studentin, die uns zur Freiluftmensa gefuehrt hat, bettelt uns anschliessend an, obwohl wir ihr bereits einen Schai spendiert haben.

geschrieben am 3.2. in Addis


 

 

 

 

 

 

 

 

 


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