Home Page english version deutsche Version

  Worum es geht...
  Highlights der Reise
  Ueber Harald Radtke
  Zeitungsartikel

  Tagebuch (952 Eintr.)
  Lesermeinungen
  Leseproben
  Reiseroute
  News Archiv

  Pamphlet zur Faulheit

  Laenderinformationen
  Literatur

  Kontaktformular
  Mediainfo/Fotos
  Impressum


Reisetagebuch

2/4/2004   Aethiopien / Addis Abeba

Whats your problem?

Besuch bei Pastor Hans / erneut wird eine Frau misshandelt

(Harald und Renata) Renata und Ralph benuehem sich weiter, fuer den jungen Barakat ein neues Heim und einen Schulplatz zu finden. Die deutsche evangelische Gemeinde, namentlich Pastor Hans Krause und seine Frau, die uns zu sich eingeladen haben, suchen nach Loesungen. Ihr eigenes Projekt “German Church School” ist ausgelastet. Etwa 1000 Kinder, darunter 33 Blinde, werden hier in zwei Tagesschichten kostenlos unterrichtet, mit einer Schuluniform eingekleidet und mit einer Mahlzeit pro Tag versorgt. Daneben ist die Gesundheitsversorgung in einer eigenen Klinik gewaehrleistet.

Wir ueberlegen, wo fuer Barakat ggf. ein Platz zu finden waere und das Ehepaar Krause schlaegt ein schweizer Projekt vor, namens “Selam”(Frieden). Um aber nicht noch mehr Zeit zu verlieren, entschliessen sich Renata und Ralph, nicht mit mir nach Merhabete zu fahren und sich statt dessen um Barakats Bleibe und Zukunft zu kuemmern. Der Junge ist stets puenktlich, bescheiden, freundlich und scheint ein hoffnungsvoller Fall zu sein und die Muehe zu lohnen.

In der Nacht ertoent im Nachbartrakt des Hotels ein hysterisch-schrilles Geschrei. Als ich aus dem Zimmer stuerze, sehe ich eine halbnackte Frau durch den Gang laufen, ein Mann in Unterwaesche steht in einer der Zimmertueren. Wie schon mehrfach beobachtet, kuemmert sich auch jetzt niemand aus den Nachbarraeumen um die Geschehnisse. Ich laufe der voellig veraengstigten Frau hinterher, die ueber den Hof und durch die Kaelte bis zur Rezeption stuerzt, weinend, zitternd. Dort werde ich, wie soll es auch anders sein, erstmal gefragt, was mein Problem sei. Man muss sich das mal vorstellen: eine Frau in Slip und BH steht da, schuettelt sich vor Angst und Kaelte, weint und man fragt mich, was mein Problem sei!

Ich sage den Maennern, sie sollten doch mal die Frau fragen, was deren Problem sei. Es faengt das uebliche, beschwichtigende Palaver an- bloss keine Umstaende. Ich drohe damit, sofort die Polizei zu holen, wenn man dies nicht von selber taete und den Mann, der ihr etwas angetan hat, festhielte. Ralph kommt ebenfalls herbei. Man uebersetzt uns nur das Wenigste: die Frau ist eine junge Prostituierte und der Freier wollte sie zwingen, ohne Kondom mit ihm zu verkehren. Das bedeutet, er hat keine Angst vor Aids, was wiederum nahelegt, dass er weiss, dass er bereits infiziert ist und somit die Frau ihren spaeteren Tod vor Augen hatte. Der Vorgang kommt dem Versuch einer Vergewaltigung gleich.

Ralph und ich gehen zum Zimmer und sehen, dass der Taeter durchs Fenster fluechten koennte. Aber die Polizei erscheint und klopft endlos an die Tuere, die lange nicht geoeffnet wird, waehrend wir das Fenster auf der anderen Gebaeudeseite im Auge behalten. Der Mann oeffnet schliesslich, ist angetrunken oder stoned. Die Polizei nimmt ihn mit. Ob er eingesperrt oder verurteilt wird, werden wir nie erfahren, aber es ist eher unwahrscheinlich.

geschrieben am 9.2. in Addis Abeba


 


  Team Login

© biketour4goodhope