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Reisetagebuch

2/11/2004   Aethiopien / Addis Abeba

Geschaeftemacher / Boah, Ethiopia!

Ralph erkrankt / Hygiene? Was ist das..?

(Harald und Renata) In Deutschland verpoent, in Aethiopien gang und gaebe: den Kellner rufen, indem man in die Haende klatscht. Als Ralph das jedoch im Hotelrestaurant macht (rufen nutzte nichts), raunzt ihn eine Dame von der Rezeption an, dies sei ein internationales Hotel und da waere das nicht ueblich. Die Dame sollte sich mal in ihrem Etablissement umsehen, speziell die Toiletten waeren das Anschauen wert: apart: die Glasablage unter dem Spiegel- seit drei Wochen Spielplatz von einzelligen Gesundheitsgegnern. Aesthetisch auch: die Toiletten: ohne Brillen und Deckel, dafuer aber zerbrochen. In der Ecke ein immer sorgfaeltig aufbewahrter Toilettenbuerstenstaender ohne Buerste. Im Zimmer: Ein Waschbecken ohne Wasser, dafuer mit einem derart stinkenden Siphon, dass man es ohne staendig geoeffnetes Fenster nicht aushaelt.

Top sind vor allem die internationalen Gaeste aus Aethiopien: Diese Herren bezahlen fuer das Zimmer 46 Birr, incl. Mahlzeiten und der fast immer dazugemieteten Hure, kostet der Spass dann das Doppelte eines aethiopischen Monatsgehaltes. Sie tragen durchweg Anzuege und Lederjacken und goldgefasste Brillen. Aber ihre sanitaeren Angelegenheiten erledigen sie wie die Landbevoelkerung, die sich in die Buesche schlaegt: Sie spucken im Gang auf den Parkettboden und rund um die Toilettenschuesseln und ausnahmslos, wirklich niemals, ziehen sie, nach Erledigung ihrer dringenden Geschaefte die Toilette ab. Fast nebensaechlich: sie schliessen die Toilettentueren nicht (gibt es ja in der Natur auch nicht). Das Haendewaschen wird ebenfalls durchweg vergessen. Nachts poltern sie ruecksichtslos und sprechen derart laut miteinander, als waeren sie zu Hause und alleine.

Bei diesen hygienischen Verhaeltnissen wundert nicht, dass im Cafe “Raizel” die weibliche Kuechenhilfe nach dem Besuch des Stillen Oertchens mit ungewaschenen Haenden wieder an ihre verantwortungsvolle Arbeit geht. Wir alle Drei haben seit Eintreffen in Addis Magenprobleme und werden sie nicht los, vielleicht tragen wir Amoeben mit uns herum. Zwei Schweizer Radfahrer erzaehlten uns, dass sie positiv auf Amoeben getestet wurden.

Unser Schuetzling Barakat taut langsam richtig auf. Er begeistert sich fuer japanische Kampfkunst und Jean Claude Van Damme und albert herum. Eine hollaendische Reiseleiterin, Anika, die ihn seit ueber sechs Jahren kennt, erzaehlt uns, dass er uns nicht die ganze Wahrheit ueber seinen Werdegang erzaehlt hat. Er ist vor sechs Jahren aus einem Dorf im Westen des Landes, nahe der Grenze zum Sudan, wegen Stammesfeden geflohen. Sein Vater war im Buergerkrieg gegen Eritrea erschossen worden. Er fand in Nazret, suedlich von Addis, in einem Kinderheim Aufnahme. Angeblich wurde er dort von Mitbewohnern geschlagen und nahm daher Reissaus Richtung Addis. Dieses Kapitel hat er uns vorenthalten, um uns nicht den Glauben an seine soziale Integrationsfaehigkeit zu nehmen.

Wir haben an der Bole-Road, Naehe Flughafen, ein gutes italienisches Restaurant namens “Ricos” gefunden und dort sind wir mit Barakat essen gegangen. Der Junge war wohl noch nie in einem so schicken Lokal, genausowenig, wie in einem Spitzenhotel wie dem Sheraton. Als Renata mit ihm dorthin geht, staunt er Baukloetze: "Boah! Ethiopia!"

Aus unserer geplanten Abfahrt wird nichts, denn Ralph liegt mit Fieber im Bett.

geschrieben am 14.2. in Addis


 


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