2/23/2004 Aethiopien / Auassa
Im Compound der Familie Bote
Aufenthalt in Auassa
(Harald) Ich habe tief und fest geschlafen. Um 6.30 wird der Wohncompound lebendig. Die einzige Kuh hat ein Kalb, das tagsueber von der Mutter getrennt wird, damit es die wenige Milch im Euter nicht wegtrinkt. Eine Huendin mit ihrem Welpen flieht staendig aengstlich vor mir. Zaehneputzen im Hocken, Wasser aus einem Plastikkaennchen. Es schmeckt mineralisch, ist aber seltsamerweise sehr weich, denn die Seife laesst sich kaum abwaschen.Fruehstueck: Brot und Milch. Der juengste Sohn begleitet mich mit seinem Rad durch die Stadt. Die Zeltstange muss repariert werden. Der erste Schmied will schweissen. Das ist aber nicht moeglich, die Gumischnur innen wuerde verbrennen und waere nicht reparabel. Der zweite Schmied hat was bessers zu tun, als zu arbeiten und nur einen Knaben abgestellt, um auf seinen Laden aufzupassen. Auch der dritte Fachmann ist ratlos: “Yellem!”- geht nicht. Ich sehe mich kurz um, sehe Stuecke von rechteckigem Profilschienen und versuche zu erklaeren, wie man das Problem loesen koennte. Ratlosigkeit. Also haarklein: 2 Stuecke, fingerlang, absaegen, so gegeneinanderlegen, dass sie den Durchmesser Stange umfassen, verschweissen, feilen, ueber die Stange ziehen und mit Isolierband fixieren. Die Bruchstelle zwinge ich selbst in Ausgangsstellung zurueck, ueberlasse nur das Schweissen dem Meister. In der Tuerkei oder in Aegypten haette man mir wahrscheinlich mehrere Loesungen angeboten. Ich brauche neue Zelthaken, zu viele sind verloren gegangen, z.B. im Stroh in Israel. Obwohl ich meinen jungen Guide bereits zu Milch und Kuchen eingeladen habe, bestellt er sich frech auch noch einen Avokadosaft, ohne zu fragen. Der ist anders drauf, als sein Bruder, der die Familie samt diesem Bruder unterstuetzt und mich trotzdem zu allem einlaedt und betont, dass dies seine Pflicht als Christ sei. Vergeblich suche ich eine Linsenabdeckung fuer die Spiegelreflex. Beim Schneider lasse ich stattdessen einen kleinen Stoffsack als Schutz naehen. Im Netcafe brauche ich 50 Minuten um 2 Mails zu schreiben. Das ist nicht zu bezahlen und nervlich kaum auszuhalten. Mittagessen im Haus der Familie: Indschera mit viel blutroter Sosse, Brot, Kaffee. Dann mache ich ein Mittagsschlaefchen und setze mich am Nachmittag in ein Gartencafe um Tagebuch zu schreiben. Anschliessend sitze ich im Netcafe, um Eintraege zu schreiben. Ein endloses Unterfangen, mit verschwundenen Daten und langen Wartezeiten. Spaet am Abend sehe ich mir im oertlichen Kino einen Film an. Die Nacht ist ruhig und kalt, an den Waenden krabbelt es munter umher, dass erschuettert mich schon lange nicht mehr. geschrieben am 25.3. in Nanyuki
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