Home Page english version deutsche Version

  Worum es geht...
  Highlights der Reise
  Ueber Harald Radtke
  Zeitungsartikel

  Tagebuch (952 Eintr.)
  Lesermeinungen
  Leseproben
  Reiseroute
  News Archiv

  Pamphlet zur Faulheit

  Laenderinformationen
  Literatur

  Kontaktformular
  Mediainfo/Fotos
  Impressum


Reisetagebuch

2/24/2004   Aethiopien / Chuko Sidamo

Tanastelle, Karegalteni, Akkammbultee und Keru hossini

aethiopische Sprachverwirrung

(Harald) Um 7.30 Uhr stehe ich auf, packe meine Sachen, Waschen im Hof auf dem Lehmboden. Fruehstueck neben dem Bett des alten Legesse, der mir erzaehlt, einige aus seiner Familie hassten ihn und wollten, er wuerde sterben. Und er wuerde sich auch mit ein paar Pillen toeten, aber dann kaeme er nicht in den Himmel. So quaelt er sich seit Jahren und jetzt weint er. Sein rechtes Auge sieht normal aus, ist aber blind. Seinen Kopf kann er nicht aufrecht halten, sonst wuerde er meinem Vorschlag folgen und mit mir in einer Kutsche zum See fahren, wohl ein letztes Mal in seinem Leben. Aber es geht nicht. Ich verabschiede mich von der Familie, die mich eingeladen und nicht angebettelt hat.

Im Netcafe ist die Verbindung wieder schlecht und so wird es 11.30 Uhr bis ich wegkomme. Im schoenen Gartenlokal von gestern esse ich und schaue mir die vielen Voegel an und ueberlege, welche Route ich jetzt waehlen soll. Schliesslich entschliesse ich mich fuer den schnellstmoeglichen Grenzuebertritt in Moyale, um der Regenzeit noch zuvorzukommen.

Heute sieht es nach Regen aus. Im Fahren gruesse ich fast ununterbrochen. Hier wohnen Sidamos, deren Sprache dem Amharischen nicht verwandt ist. Ansonsten leben suedlich von Addis Oromen und Gedanos. Auf Amharisch heisst “Danke” “Amasse Ginallo”, auf Oromonja “Watneszi Kenna” und auf Sidaminj “Galla tema”. Ich versuche also stets herauszubekommen, welche Sprache in welchem Dorf gerade gesprochen wird. “Tanastelle”- Guten Morgen auf Orominja, “Karegalteni” auf Sidaminj, “Akkammbultee” (good afternoon) auf Orominja heisst “Keru hossini” auf Sidaminj. Bis Dilla wird Sidaminj gesprochen, Gedanjo ist zu selten, um es zu lernen, zwei, drei Doerfer nur.

Die Luftfeuchtigkeit ist hoeher, dass Land gruener. Hier wachsen in kleinen Plantagen Bananen, die auf der Strasse aus der Hand verkauft werden, klein, sues und billig. Die Menschen gruessen zurueck, die Kinder sind weniger aggressiv als die im Hochland zwischen Gonder und Addis. Es macht Spass, durch diesen Landstrich zu fahren. Nach etwa 30 km wird die Strasse schlechter, es geht jetzt steil uaf und ab.

Ich erreiche Chuko Sidamo. Bis Dilla sind es noch etwa 27 km und das schaffe ich bis zur Dunkelheit nicht mehr. Ich nehme also das erstbeste Hotel, dass Zimmer fuer 8 Birr= 80 Cent EU. Die Dusche funktioniert nicht und so uebergiesse ich mich mit kaltem Wasser aus einem Plastikbecher. Wieder uebersaet mit Flohstichen, es juckt unertraeglich. Wahrscheinlich war das Bett, waren die Kinositznachbarn usw. verfloht. Ich wickle also die Kleidung zu einem festen Knubbel und tauche das Paket in einen Waescheeimer, dann seife ich mich ein- jetzt ist alles tot, was mich am Leibe quaelte. Bleiben noch die Exemplare, die im Schlafsack und der uebrigen Keldung auf mich warten. Mehr als staendig einseifen und Waesche waschen, alles haarklein absuchen und zerquetschen, kann man nicht tun.

Ich bestelle Sprite, immer wieder, nach 20 Minuten hole ich mir unter den erstaunten Augen der Hotelbesitzers mein Getraenk selber aus der Truhe. Der sueppelt ein “Saint George”-Bier nach dem anderen und fragt mich aus.

Ich bin der einzige Gast des Hotels in mehr als 20 Zimmern, das Geschaeft geht schlecht. Im Zimmer verputze ich Kekse und Brot und meine letzte Banane.

Noch ca. 450 km bis Moyale.

geschrieben am 25.2. in Nanyuki


 

 

 

 

 

 

 


  Team Login

© biketour4goodhope