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Reisetagebuch

3/1/2004   Aethiopien / vor Gembetscha

Woha?

Der Sueden Aethiopiens kurz vor der Grenze

(Harald) Am Morgen finde ich zwei Floehe, einen kann ich zerdruecken. Ich bin ausgeschlafen, mein Bauch hat sich beruhigt, also ist mir das Wasser bekommen. Wie es aussieht, brauche ich meine Wolldecke nicht mehr, denn nachts kuehlt es nicht mehr wirklich ab.

Ich trinke zwei Tassen der frischen Milch, die man neuerlich fuer mich abgekocht hat und fahre um 8.30 Uhr los, allerdings ohne Wasser, weil weder ich noch die Gastgeber ein Behaeltnis dafuer haben.

Die Landschaft ist sanft-huegelig. Ich frage neben der Strasse nach Wasser, auf englisch, auf Amharisch (Woha?), gestisch, mimisch- aber man tut so, als verstuende man mich nicht, wahrscheinlich, um Geld zu erfragen. Wie kann man einem Reisenden nur Wasser verweigern? Als sich ein Mann auch noch ueber meine Darstellung von “Trinken” lustig macht, fahre ich weiter. Das man sich auf meine Kosten amuesiert, weil ich nichts verstehe, ist mir in Aethiopien oft passiert und zeigt, dass man dem Gast des Landes nicht immer Respekt erweist.

Ich sehe das erste Erdhoernchen. Es aehnelt unserem Eichhoernchen, ist jedoch sandfarben bis schwarz-braun und laeuft auf allen Vieren flink wie eine Maus, waehrend unsere Eichkatzerln sich huepfend fortbewegen.

Nach etwa 30 km erreiche ich den Abzweig nach Konso, der naechsten Ort in Richtung Westen und Lake Turkana. Aber ich habe keine Lust, bergauf 5 km in den Ort zu fahren. In einem feinen Hotel will ich essen, aber die Preise sind fuer Ferendschis verzigfacht. Draussen kosten Spaghetti 3-4 Birr, hier 18. Es steigen in Yavello viele Touristen ab, die ins Omovalley fahren, um die dort lebenden kleineren Ethnien zu bestaunen, wie z.B. die Mursi mit ihren riesigen Lippentellern.

Fuer 2 Birr esse ich Indschera und kaufe fuenfeinhalb Liter Wasser, sowie Brot und eine Buechse Fisch.

Bis zur naechsten groesseren Ortschaft Gembetscha sind es etwa 40-50 km. Nach 20 km geht es wieder bergab. Ich sehe viele Kamele und erstmals Perlhuehner, sowie Zwergtrappen, viele Hornvoegel, schwarz-weiss, mit orangem Schnabel, treten sie stets paarweise auf.

Es wird immer waermer und folglich gibt es viele Gesichtsfliegen, die mich schier verrueckt machen. Ich wickle mir als Schutz einfach ein Shirt um den Kopf, die Augen sind durch die dichte Sonnenbrille geschuetzt.

Ich fuehle mich gut, komme trotz Gegenwind und Steigungen gut voran. Es heisst auch in dieser menschenarmen Gegend: “You, where are you go?” Und gebettelt wird auch von Jung und Alt ohne Pause. Ich bemuehe mich jetzt schon garnicht mehr um allzuviel Hoeflichkeit, dass fuehrt zu nichts. “Go”, sage ich, oder “No” und mache wegwerfende Handbewegungen, sonst halten sich die Bettelnden dran, lassen nicht locker.

Als ich hinter einem Kamm Gembetscha sehe, schlage ich mich in die Buesche. Aber selbst hier werde ich entdeckt. Erst zwei Maedchen: “You, where are you go, give the money”, dann ein Mann.

Ich tue so, als folge ich einem Trampelpfad ins Tal zur Dorf hin, dann schlage ich das Zelt auf. Katzenwaesche, ein Brot, 1 Keks und Wasser sind mein karges Abendbrot. Ich habe keinen Appetit.

Morgen erreiche ich Mega, dann folgt nach etwa 100 km Moyale.

geschrieben am 26.3. in Nanyuki


 

 

 

 

 


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