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Reisetagebuch

3/10/2004   Kenia / Marsabit

Heia Safari!

Ruhetag / meine erste Safari

(Harald) Heute weckt keine Autohupe und an Ruhetagen wird kein Essen von der Crew bereitet.

Die meisten waschen in ihren Kunststoffcontainern, in denen jeder seine Habe im LKW unterbringt,die Waesche. Um den Wassertankwagen herum Gedraenge, auch Zelte und Schlafsaecke haengen danach ueberall im Camp zwischen den Baeumen auf den Leinen.

Ich versuche die Paviane zu fuettern und zu fotografieren, aber meine Brennweite ist zu kurz und die Tiere sind zu agil.

Zum Spaetstuecken gehe ich wieder in das kleine, saubere Restaurant mit der wonnepropigen Mama hinter dem Tresen. Die sympatische Frau heisst Sarah, ist 34 Jahre alt und ist vom Borana-Stamm, der den Somalis nahesteht und urspruenglich aus Suedaethiopien kommt. Es gibt einen Abfalleimer, Servietten und die Speisen werden mittels Zangen auf die Teller gelegt. Was fuer ein Unterschied zu Aethiopien.

Auch hier gibt es die jungen Guides, die einem "helfen" wollen. Sofern sie nicht, wie in Aegypten und Aethiopien, entgegen ihren Bekunden, dafuer sorgen, dass man mehr, statt weniger bezahlt, weil sie nach jedem Geschaeft ihre sog. Kommission kassieren, ist gegen ihren Berufszweig nichts einzuwenden. Leider sind die Ehrlichen aber hoffnungslos in der Unterzahl. Ich frage nach einem Internetanschluss, aber es heisst einhellig: Gibt es nicht. Vielleicht bei der Kirche.

Beim Friseur wird, wie in Aethiopien, trocken rasiert. D.h., mit einem vorsintflutlichen Kurzhaarschneider werden die Barthaare gekuerzt, eine langwierige Prozedur und der junge Mann schneidet mir in den Hals. Danach wird mit einem alten, roehrenden Rasierapparat weitergekuerzt. Das Ganze dauert 20 Minuten, am Ende sind die Haare zwar kurz, aber die Haut ist nicht glatt. Warum man nicht nass rasiert, was ja nur einen Bruchteil der Zeit kosten wuerde und keinen Strom braeuchte, kann mir der Mann auch nicht sagen, er lacht, als ob ich auf komische Einfaelle kaeme.

Ich muss dabei staendig Zuschauer verjagen, die mein Rad draussen sehen und gaffen wollen.

Mittags kommt ein junger Mann ins Camp, der Geld fuer ein Aidswaisenhaus sammeln will. Soweit ich sehe, spendet niemand etwas.

Um 14 Uhr kommen zwei Landrover samt Tourguides, die uns in den Nationalpark bringen werden. Mit einem Dutzend Racern fahre ich in den Regenwald um die Haenge des alten Vulkankegels. Gleich am Gate die ersten Ueberraschungen. Zusaetzlich zum vereinbarten Pauschalpreis kommen ploetzlich Eintrittsgebuehren fuer die Fahrer und Guides dazu, sowie eine Zufahrtspauschale fuer die Autos. Ich kenne die Spielchen und wuerde jetzt erklaeren, dass ich zu Fuss zuruecklaufe, dann wuerden die Guides schnell einknicken, die ein Schaupsiel vor den Touristen aufziehen, indem sie so tun, als wuerden sie sich fuer diese einsetzen- natuerlich am Ende erfolgslos- so sorry,wirklich, wir haben alles versucht!

Aber ich bin hier der Aussenseiter und will die Sache nicht komplizieren. Also bezahlt man, aber die Stimmung ist angespannt. Es geht, holterdiepolter, ueber eine Waldpiste bis zu einem kleinen Kratersee, den man passenderweise Lake Paradies genannt hat. Eine Idylle, die wir vom Rand der Kraeterwaende aus hoch oben aus betrachten. Da ist eine kleine Gruppe Elefanten mit zwei Jungtieren und einem Bullen, die gerade trinken, sowie etwa 20 Bueffel, die einzigen Wildrinder Afrikas, denn die anderen rindaehnlichen Tiere, wie das Gnu und das Wildebeest, zaehlen zu den Antilopen.

Wir stehen da, schauen dieses Kleinod an und auch die Quasselstrippen im Team werden immer leiser. Yuko, ganz Japanerin, hat eine richtig teure Digitalcamera, mit der sie virtuos umgehen kann und schiesst ein Bild nach dem anderen. Das da unten sind meine ersten wildlebenden Elefanten die ich sehe.

Im Westen kann man von hier aus tief in die Wueste blicken, die wir bald durchfahren werden. Hier oben ist es kuehl und nur ein paar Voegel kreischen in der Stille.

Dann fahren wir weiter durch den Wald, zum naechsten Kratersee, noch groesser, aber hier sind keine Tiere zu sehen. Nur ein einzelner Bueffel steht tief im See und frisst unter der Wasseroberflaeche. Also fahren wir wieder zurueck. Der Kanadier im Team kann ein echter Kotzbrocken sein, jedenfalls nimmt er den blutjungen Guide aufs Korn, der keine einzige unserer Fragen beantworten kann: Wann wurde der Park gegruendet, wieviel Elefanten leben hier, wie gross ist das Gebiet, wie heisst dieser Baum etc.?

Am Lake Paradies gibt es eine traumhafte Lodge, also ein Safarihotel direkt am Kratersee. Das Aerztepaar hat sich hier fuer viel Geld einquatiert und wir alle sitzen auf der Terrasse und schauen den Tieren zu. Ploetzlich heisst es, Essen sei serviert. Es steht fuer alle auf dem Tisch, aber ich habe nichts bestellt. Soll ich jetzt als einziger den Teller zurueckschieben? Also esse ich, mit duesterer Vorahnung, was kommt. Ich bin dann bei Rechnungsstellung nicht der Einzige, der ungehalten wird, denn die spaerliche Portion Nudeln kostet 10 Dollar. Ich bin foermlich geschockt, frage, wer fuer alle bestellt habe. Ein Hollaender meldet sich, er habe garnicht nach dem Preis gefragt, der sei doch o.k. Tja, die Leute haben halt viel mehr Geld als ich. Ich frage ihn, warum er denn nicht gefragt habe, wer essen moechte. Na, er habe doch gefragt- nur halt mich nicht. So ist das mit der Gruppendynamik. Zaehneknirschend bezahle ich.

Im Camp angekommen, die naechste boese Ueberraschung. Es hiess, der Transport koste soundso. Aber es seien ja zwei Autos... Ich wuerde auch hier jetzt einfach auf dem vereinbarten Pauschalpreis bestehen, aber wieder zuecken alle die Brieftaschen und ich ergo notgedrungen auch. Diese Truppe ist mir zu teuer, das ist mal sicher.

Ich gebe Henry die vereinbarten 20 Dollar, wobei sich herausstellt, dass er meinte, diese Summe sei pro Tag zu zahlen! Jetzt ist klar- ich werde alleine weiterfahren, das wird entschieden zu teuer. Ich sage Henry, dass ich mehr nicht zahlen und morgen nicht weiter mitfahren kann.

Am Abend, die Crew hat ausnahmsweise doch gekocht, spuert man die Anspannung der Leute vor der neuerlichen Strapaze morgen.

In der Nacht hoere ich einen Leoparden bruellen und die Paviane, eine Lieblingsbeute der Katze, kreischen sich heiser.

geschrieben am 28.3. in Nanyuki


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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