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Reisetagebuch

3/11/2004   Kenia / Marsabit

Half Federation

Aufenthalt in Marsabit

(Harald) Ich habe mich entschlossen, noch einen Tag auszuruhen. Trotzdem packe ich morgens meine Sachen, um mit der Truppe das Camp zu verlassen. Nicht, dass ich mich hier nicht wohl fuehlen wuerde, aber das Campieren kostet acht Dollar und ein Hotel bekomme ich fuer zwei oder drei.

Ich fahre zu Sarahs Restaurant. Die strahlt, freut sich, dass der Musungu, wie hier die Weissen genannt werden, immer wieder kommt. Sie bietet mir ein traditionelles Essen an: "Fike", ein Brei aus Bohnen, Mais und Bananenmus. Ich koste und verzichte dankend, ueberhaupt nicht mein Fall. Stattdessen esse ich Chips- wuerde ich in Deutschland nie machen, aber ich habe mich dran gewoehnt, zu essen, was es gerade gibt. Sarahs Mutter schaelt frische Kartoffeln in der Kueche und isst Fike mit den Fingern, eine richtige Matscherei.

Hier hat die Pepsi-Company nichts zu melden, alles ist in Coca-Cola-Hand. Die Brausen heissen hier nicht mehr Soft, wie in Aethiopien, sondern "Soda".

Ein junger Offizier der kenianischen Armee findet sich ein. Er heisst Xavier Omonoh, kommt aus Nairobi. Wie alle Polizisten und Soldaten, spricht er sehr gut Englisch, wobei die afrikanische Aussprache gewoehnungsbeduerftig ist. Draussen steht ein laedierter LKW seiner Einheit, der nach Sueden geschleppt werden muss, weil ein Elefant angefahren wurde. Der Elefant hat den Zusammenprall verletzt ueberstanden, aber dem Fahrer hat es beide Beine zerquetscht und im hiesigen Krankenhaus konnte man sein Leben nicht retten. Folge der Raserei, die auch hier ueblich ist.

Ich frage in der katholischen Mission nach einem Netanschluss, aber es gibt keinen. Man bietet mir aber an, auf dem schoenen Gelaende kostenlos zu campieren.

Auf der Strasse versuche ich eine Gruppe von Rendille-Maedchen zu einem Foto zu ueberreden. Aber sie verlangen 12 Dollar, wie sich spaeter herausstellt, weil sie keine Ahnung vom Geldwert haben. Man sagt mir, dass hier die Annahme verbreitet ist, dass man in Europa mit den Bildern viel Geld verdient. Das die meisten Bilder allerdings in einer privaten Schublade landen, interessiert hier niemanden.

In einem Restaurant esse ich "Half Federation", eine grosse Platte voller Reis, Nudeln und Gemuese. Der Kassierer versucht mich zu betruegen, worueber ich mich beim Besitzer beschwere. Er ist Muslim und entschuldigt sich glaubhaft.

Als ich in einer Bank einen Travellerscheck einloese, sehe ich Bilder des heutigen Anschlages in Madrid auf CNN. An diese Bilder sollte man sich nicht gewoehnen, sondern entschieden eine Loesung vorantreiben.

In einem Videoladen kann ich fuer kleines Geld "Der Pate" anschauen- schrecklich zusammengeschnitten.

Am Abend esse ich wieder bei Sarah, die mich heftig anflirtet. Sie hat drei Kinder, ihr Mann ist vor einem Jahr bei einem Verkehrsunfall getoetet worden. Sie arbeitet 16 Stunden taeglich, wie ihre alte Mutter auch.

Es regnet kurz und heftig, die Regenzeit kuendigt sich an. Nach dem Gewitter ist die Luft frisch und sauber und es staubt nicht mehr.

Im Hotel beschliesse ich, noch einen Tag zu bleiben. Und mir faellt siedend heiss ein, dass ich meine Schutzbleche im LKW gelassen habe. Meine Vergesslichkeit...

Das Hotel liegt an der breiten Hauptstrasse, hat einen Innenhof voller Bananenpflanzen und das Wasser muss mit einem Eimer aus einer Zisterne gezogen werden.

Ich schlafe unter meinem Moskitonetz, obwohl es hier nur wenige Muecken gibt.

geschrieben am 28.3. in Nanyuki


 

 

 

 

 


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