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Reisetagebuch

3/13/2004   Kenia / Lokologo

(1) Hula-Hula-Lalula-Lokologo-Logaloga

Alleine durch den heissen, gefaehrlichen Norden Kenias

(Harald) Ich wollte schon mit dem ersten Tageslicht aufbrechen, aber stehe erst um 6.30 Uhr auf, denn die Nacht war wieder kurz. Zwei LKW lassen ihre Tankerhoerner mitten in der Nacht erklingen, die sog. "Loris", auf deren offenen Ladeflaechen die Passagiere stundenlang in Staub und Hitze auf der Ladung sitzen oder stehen. Mehrere Passagiere wollen Unterkunft und veranstalten mit dem Vorhaengeschloss der Gittertuere einen Hoellenlaerm. Aber der Hotelier schlaeft entweder unerklaerlich fest, oder will nicht aufstehen. Jedenfalls gehe ich in Schlafkleidung selber nach 10 Minuten nach draussen und erklaere den Leuten, dass sie ein anderes Hotel aufsuchen sollen, wenn ihnen hier keiner oeffnet. Aber das kuemmert die Leute ueberhaupt nicht. ich verziehe mich resiegniert wieder ins Zimmer und versuche mein Adrenalin in den Griff zu bekommen, nachts um 2.30 Uhr, waehrend draussen das Schreien und Klappern weitergeht. Nach 20 Minuten steht der Hotelier auf, ich hoere seine Tuere gegenueber quitschen und laesst die Leute ein. Damit faengt der Laerm natuerlich erst an. So und anders gesehen, bin ich die Billigunterkuenfte schon satt.

Meine Waesche, die gestern gewaschen wurde, ist noch nass und ich muss alles in eine Plastiktuete packen. ich bin wie geraedert, als ich durch die morgendliche Kuehle ortsauswaerts radle. Ein wolkenloser Himmel verspricht einen regenfreien Tag- nur vier, fuenf Tage kein Regen, dann bin ich "in Sicherheit" auf Asphaltstrassen!

Das Marsabitbergmassiv zieht sich viele Kilometer hin und so geht es staendig auf und ab. Ich passiere als erstes den Polizeiposten direkt hinter der Stadt- meine leise Befuerchtung, die Polizei koennte mir das Alleinefahren untersagen, erfuellt sich nicht, der einsame Polizist winkt mich durch: Habari! Muzuri! Wie gehts dir? Alles ist sehr gut!

In Richtung Sueden leben die Rendille und Samburu, zwei Staemme, die sich in Kleidung und Kultur aehneln und friedlich miteinander leben. Ueberall laufen die in traditionelle Kleidung Gewandeten auf der Strasse. Ihre Kleidung besteht vornehmlich aus Rot- und Pinktoenen, sie sind mit roter Farbpaste bemalt, die Frauen tragen schweren Halsschmuck aus aberdutzenden Kunststoffperlenkraenzen.

Gleich nach ein paar Kilometern folgt ein Dorf aus Grashuetten und Wellblechhaeuschen namens Hula-Hula, oder Lalula, je nachdem, ob man der Namensgebung der Rendille oder der Samburu folgt.

Dann werden die umgebenden Berge immer flacher, es oeffnet sich die Landschaft dem Blick ueber die Trockensavanne Richtung Sueden- ein Buschland in Sand- und vertrockneten Gruentoenen. Und es geht herrlich bergab, ein ziemliches Geschockele zwar, aber mir trotzdem lieber, als mich staendig bergauf zu treten.

Nach schnell zurueckgelegten 21,5 km erreiche ich Karare, ein kleines Dorf, indem ich fruehstuecke. Der Tee besteht aus verduennter Milch und Scharztee, dazu gibt es Fettgebackenes.

Es geht immer noch bergab und es wird demgemaess wieder heisser, bald sind wieder gut und gerne 40 Grad erreicht.

Ich kann gegen kleines Geld endlich eine Gruppe Rendille zu ein paar Fotos ueberreden. Ich mag diese gestellten Aufnahmen nicht, dieses touristische "Stell-dich-mal-da-hin-Eingeborener, aber wer weiss, ob ich spaeter noch einmal eine Gelegenheit fuer Fotos bekomme. Aber mit ein paar Spaesschen kann ich die Sache auflockern und die Maedchen lachen und strahlen und mir gelingen ein paar tolle Aufnahmen mit der Digi, bei der ich die fertigen Fotos ja auf dem Display sehen und zeigen kann, was immer der groesste Spass fuer die Leute ist.

Nach 48 km, die es vornehmlich nur bergab ging, erreiche ich am Nachmittag Lokologo, oder Logaloga genannt. Alles rechteckige, dunkle Holzhuetten mit Wellblechdaechern, ein Restaurant bietet Schatten und kalte Getraenke und Hip-Hop aus Nairobi in Kisuaheli, dank eines Solarpaneels auf dem Dach.

Wie immer sitzen hier junge Maenner, Jugendliche herum und schlagen die Zeit tot.

Man liebaeugelt auch hier mit den nordamerikanischen Schwarzen, Volkshelden, imitiert deren Gehabe und meint, man wolle gerne in einem Ghetto wie der Bronx wohnen. Ich sage den Jungs, dass ihre Vorstellungen von einem Leben dort etwas naiv seien und es hier viel besser aussehe.

Als ich losfahren will, habe ich fast Freunde gewonnen und einer meint, ob ich nicht eine Rendillehochzeit miterleben moechte. Wie bitte?! Sollte einer meiner Traeume wahr werden? Na klar will ich!

Und so bin ich Gast bei den Rendille...

(s.2)

geschrieben am 31.3. in Nanyuki


 

 

 

 

 

 

 


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